Suvela-Kapelle in Espoo

Außen Kupfer, innen Fichte

Wer von Helsinki aus den von Alvar Aalto entworfenen Universitätscampus in Otaniemi aufsucht, befindet sich – ohne es zu bemerken – in einem Ortsteil der Stadt Espoos und nicht mehr in der finnischen Hauptstadt. Und wie auch Aalto haben die Architekten vom Office for Peripheral Architecture OOPEAA hier, in der zweitgrößtem Stadt des Landes, an einem unübersichtlichen Ort etwas Identitätsstiftendes geschaffen. Für ein multikulturelles Umfeld entwarfen sie eine Kapelle, die Raum bietet für Sakrales und Profanes, Besonderes und Alltägliches.

An der Straßenecke, wo das Gebäude hoch aufragt, liegt der Kapellenraum
Auf der anderen Seite nach Südwesten befindet sich ein Kindergarten mit Ausgang zur Spielfläche
Die äußere Hülle bilden Kupferplatten, die sowohl die vertikalen Wandflächen, als auch sämtliche geneigte Dachflächen verkleiden

Das an der östlichen Straßenecke und der diagonal gegenüberliegenden, rückwärtigen Gebäudeecke hoch aufragende, aber eingeschossige Gebäude beherbergt neben dem Kapellenraum einen Kindergarten sowie Jugend- und Proberäume, mehrere Vereinszimmer, eine Volksküche und eine soziale Beratungsstelle. Die vielfältigen Nutzungsbereiche sind um einen Innenhof gruppiert und variieren durch unterschiedlich stark geneigte Dachflächen in den Raumhöhen. Die Fassade ist mit Kupferplatten bekleidet und schimmert rötlich-braun.

Der Haupteingang im Südosten führt bis in die Mitte des Hauses an einer der Glasfassaden des Innenhofs entlang. Hier hat die Kapelle ihre Versammlungszone und von hier aus erschließt in Richtung Südwesten ein Flur die sozialen Nutzungen, an dessen Ende der Kindergarten untergebracht ist. Er verfügt über eigene Ein- und Ausgänge zu einer großen, vorgelagerten Spielfläche. An der nach Nordwesten weisenden, weitestgehend geschlossenen Fassade ist direkt am Innenhof ein schlanker Glockenturm in das Auf und Ab des Gebäudevolumens und der Dachlandschaft integriert.

Im Inneren dominiert helles Fichtenholz, das in Finnland sehr weit verbreitet ist und damit durchaus gewöhnlich. Ungewöhnlich ist hingegen die Art der Auskleidung des hohen Kapellenraums mit leicht unregelmäßigen Lamellen an Wand und Decke, die zu einer fein strukturierten Schattenwirkung in dem insgesamt lichten, monochromen Raum beitragen. Tageslicht fällt hier nur durch ein knappes, am höchsten Punkt des Daches platziertes Fenster.

Fassade
Das Gebäude ist eine Hybrid-Konstruktion aus Holz-, Beton- und Stahlelementen mit einer äußeren Hülle aus Kupferplatten. Die Kupferplatten verkleiden sowohl die vertikalen Wandflächen, als auch sämtliche geneigte Dachflächen.

Kupfer ist ein sehr gut formbarer Werkstoff. Die nur rund sechs Millimeter dicken Platten bilden eine sehr beständige und langlebige Hülle. Unter Witterungseinfluss bildet Kupfer eine Oxidschicht aus, die sich im Laufe der Zeit farblich und stofflich verändert und letztlich zu einer grünlichen Patina führt (Kupfercarbonat). Diese Eigenschaften – die Langlebigkeit und Nachhaltigkeit und der sich langsam und stetig ändernde Zustand der Oberfläche – waren die Gründe für die Materialwahl durch die Architekten.

Bautafel

Architekten: OOPEAA (Anssi Lassila), Seinäjoki/Helsinki, Finnland
Projektbeteiligte: Ilda Hedeberg (Projektarchitekt), Juha Pakkala, Teemu Hirvlammi, Jussi-Pekka Vesala, Hanna-Kaarina Heikkilä, Anis Souissi, Miguel Silva, Maritta Kukkonen (Team) 
Bauherr: Gemeinde Espoo
Fertigstellung: 2016
Standort: Kirstintie, Espoo, Finnland
Bildnachweis: Marc Goodwin, Archmospheres und Mika Huismann


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