Süddeutscher Verlag in München

Geothermie und Fernwärme

Über 1.800 Journalisten und Angestellte arbeiten in der Firmenzentrale des Süddeutschen Verlags im Münchener Stadtteil Steinhausen. Nach ihrem Umzug aus der Innenstadt liegt sie jetzt gegenüber der verlagseigenen Druckerei inmitten eines Gewerbegebietes. Der vom Berliner Büro GKK+Architekten geplante Bürokomplex besteht aus einem 27-geschossigen schlanken Turm, einem sechsgeschossigen Flachbau sowie einem dazwischen liegenden überdachten Atrium. Es bildet mit einer Breite von 24,3 m und einer Höhe von 23,5 m den großzügigen Eingangsbereich.

Die doppelte Glasfassade des Büroturms wirkt auch als Wärmepuffer
Die Glaswand im vom Designer Tobias Rehberger gestalteten Betriebsrestaurant
Schmaler Büroturm kombiniert mit sechsgeschossigem Riegel und weitem Vorplatz

Knapp 100 m ist der in Stahlbetonskelettbauweise errichtete und mit einer doppelten Glasfassade ausgestattete Turm hoch. Hier sind die Büros der Verlagsmitarbeiter angeordnet. Weitere Büroräume befinden sich im zugehörigen Flachbau. Räume für Ausstellungen, Konferenzen und Weiterbildung liegen hinter der Galerie im Foyer des Turms. Eine Brücke führt über die Hallenschlucht in das Mitarbeiter-Restaurant im ersten Obergeschoss. Es bildet zusammen mit der Cafeteria eine Einheit, die der Designer Tobias Rehberger gestaltet hat. Kennzeichnend sind eine Leuchtwand aus bunten Acrylglasscheiben und versetzt hängende Leuchten sowie die unregelmäßig gefügte Deckenverkleidung. Von der Lobby im 26. Stockwerk, die allen Mitarbeitern zugänglich ist, bietet sich ein Ausblick, der von München bis zu den Alpen reicht. Über der Lobby befindet sich eine Technik-Etage.

Das SV-Hochhaus ist ein sogenanntes Green Building. Im Januar 2010 wurde es als erstes Bürogebäude in Deutschland mit dem LEED-Zertifikat in Gold für seine nachhaltige Bauweise ausgezeichnet.

Energiekonzept
Gegenüber herkömmlichen Hochhäusern verbraucht die Firmenzentrale rund 35% weniger Energie. Dies gelingt durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen in Kombination mit dem Einbau der Doppelfassade mit wahlweiser natürlicher Be- und Entlüftung. Die Doppelfassade ist außen festverglast, innen gibt es Öffnungsflügel. Dahinter sind 85% der Büros angeordnet, die über eine Hybridlüftung (natürlich/maschinell) konditioniert werden: Im Frühjahr und Herbst bei mittleren Außentemperaturen bestimmen die Nutzer über die Fensterlüftung das ihnen angenehme Raumklima. Im Winter steigt die warme Luft in dem Zwischenraum durch natürlichen Auftrieb nach oben und bildet einen Wärmepuffer. Reicht die natürliche Lüftung und Temperierung nicht aus, springen dezentral gesteuerte, mechanische Fassadenlüftungsgeräte ein. Jedes Büro besitzt so eine Lüftungsanlage, die ein Mitarbeiter sobald er das Büro betritt, aktivieren kann. Von ihrem PC können die die gewünschte Temperatur, die Lüftung und den Sonnenschutz vor den Fenstern ansteuern.

Heizung
Als erneuerbare Energiequelle für die Grundlast-Heizung im Winter und die Grundlast-Kühlung im Sommer dient das Erdreich unter dem Büroturm. Die oberflächennahe Geothermie wird über Wärmepumpen und 36 Energiepfähle genutzt. In einem Rohrsystem in den bauteilaktivierten Betondecken zirkuliert das je nach Jahreszeit erwärmte oder gekühlte Wasser. Über die Betonflächen gibt es seine Temperatur an die Innenräume ab. Wenn im Sommer gekühlt wird, geht der Wärmeüberschuss nicht verloren, sondern wird im Erdreich gespeichert. Nach Berechnungen der Haustechnikplaner ermöglicht dieses System im Vergleich mit einem üblichen Standardsystem (Brennwertkessel zum Heizen / Kompressionskältemaschine zum Kühlen) eine Primärenergieeinsparung von bis zu 80%.

Einige Bereiche im Gebäude wie beispielsweise die Rechnerräume erhalten ganzjährig eine maschinelle Kühlung. Diese Abwärme und zusätzlich die der Kältemaschinen wird im Winter in die Fußbodenheizung des zentralen Atriums eingespeist und unterstützt zusätzlich die Betonkernaktivierung. Die zentrale Abluft aus den Büros wärmt die kalte Außenluft, die über ein sogenanntes Kreislaufverbundsystem den Räumen zur Verfügung steht. Das lokale Fernwärmenetz deckt die Spitzen beim Wärmebedarf.

Bautafel

Architekten: GKK+Architekten, Berlin; Swantje Kühn, Oliver Kühn
Projektbeteiligte: LHI Real Estate Management, München (Projektmanagement); CBP Generalplanung, München (Generalplanung); R+R Fuchs Ingenieurbüro für Fassadentechnik, München (Fassadenplanung); CBP Tragwerksplanung, München (Statik); CBP Technische Ausrüstung, München, (Versorgungstechnik); Siemens, München (Ausführung Gebäudeleittechnik)
Bauherr: SV-Hochhaus Hultschiner Straße Vermietungs-KG, Pöcking
Eigentümer: Prime Office, München
Standort: Hultschiner Str., München
Fertigstellung: Oktober 2008

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