Studentenwohnheime in Freiburg

Plattenbau aus sandgestrahlten Sichtbetonfertigteilen in verschiedenen Grautönen

Mit rund 1.300 Bewohnern ist die Studentensiedlung am Seepark, kurz Stusie genannt, Freiburgs größte Studentenwohnanlage. Mitte der 1960er Jahre nach Plänen der Stuttgarter Architekten Wolf Irion, Reiner Graf und Wolf Maier errichtet, liegt sie am südöstlichen Ufer des Flückiger Sees im Stadtteil Betzenhausen. Aufgrund steigender Studentenzahlen war nun eine Erweiterung notwendig. Sie entstand nach einem Entwurf der Freiburger Architekten Amann Burdenski Munkel und besteht aus zwei Baukörpern mit jeweils 102 Zimmern.

Die Neubauten ergänzen die bestehende Studentensiedlung und passen sich gestalterisch dem Bestand an
Vorne im Bild der Neubau, dahinter ein achtgeschossiger Bestandsbau mit schachbrettartiger Waschbetonfassade
Sandgestrahlte Sichtbetonfertigteile in verschiedenen Grautönen und pro Geschoss versetzt angeordnete Fenster prägen die Wohnheime

Die Planer integrierten die Neubauten in die durchgrünte Gesamtanlage der Siedlung. Diese besteht aus fünf Gebäudegruppen mit je drei Häusern, von denen zwei dreigeschossig, eines achtgeschossig ist. Charakteristisch für die aus Stahlbetonfertigteilen errichteten und gegen Ende der 1980er Jahre grundsanierten Bestandsbauten sind ihre schachbrettartigen Fassaden aus Waschbetonelementen. In Anlehnung an Größe und Konstruktion der vorhandenen Wohnblöcke entwickelten die Architekten zwei L-förmige Baukörper, die aus je einem achtgeschossigen Turm und einem dreigeschossigen Anbau bestehen. Wie der Bestand wurden sie in Großtafelbauweise aus Stahlbeton errichtet. Statt Waschbeton ist ihre Fassade jedoch von unterschiedlich eingefärbten Sichtbetonflächen in verschiedenen Grauabstufungen sowie von geschossweise versetzten Fenstern geprägt.

Am Schnittpunkt zwischen hohem und niedrigem Baukörper markiert eine breite Fuge den etwas zurückversetzten Eingang im flachen Anbau. Von hier gelangen die Studenten in das angrenzende Treppenhaus im Wohnturm. Es ist mit Aufzug und zweiläufiger Treppe ausgestattet, die als Betonfertigteil mit Natursteinplatten aus chinesischem Basalt belegt ist. Große Fenster oberhalb des dritten Geschosses sorgen für viel Tageslicht in den Fluren.

In beiden Gebäuden gibt es sowohl die typischen Einzelzimmer als auch Zimmer in Wohngemeinschaften. Jeweils ein Appartement pro Haus ist barrierefrei gestaltet und damit für Rollstuhlfahrer, Seh- oder Hörbehinderte geeignet. Alle Einzelzimmer verfügen über eine Küchenzeile mit Spüle, Backofen und Herd; die Hälfte aller Zimmer ist außerdem komplett möbliert. An der Stirnseite der Wohntürme ist pro Geschoss ein gemeinsamer Balkon für die Bewohner der beiden Gemeinschaftswohnungen jeder Etage angeordnet.

Beton
Streifenfundamente und Stahlbetonplatten in Ortbeton mit bituminöser Abdichtung auf der Oberseite bilden die Basis der Studentenhäuser. Die Außenwände sind als Sandwichelemente aus Betonfertigteilen hergestellt. Ihre Höhe beträgt 2,80 m, die Breite 7,20 m, was zwei Zimmerachsen entspricht. Die tragende Betonschale ist 20 cm dick, die Kerndämmung ebenfalls 20 cm, die Vorsatzschale 9 cm. Durch den mehrschaligen Wandaufbau, die Dreifachverglasung der Fenster, die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und die thermische Solaranlage erfüllen die Gebäude die Kriterien eines KfW Effizienzhauses 55. Dieser Standard begrenzt den maximalen Jahres-Primärenergieverbrauch auf maximal 40 Kilowattstunden je Quadratmeter Nutzfläche.

Die Vorsatzschalen sind teils als Naturbeton belassen, teils mit Weißzement durchgefärbt. Anschließend wurden die Oberflächen unterschiedlich stark durch Sandstrahlen bearbeitet, um ihnen Struktur zu verleihen und den Bezug zu den Bestandsgebäuden herzustellen. Sämtliche nicht tragenden Innenwände bestehen aus Metallständern, die beidseitig mit Gipskartonplatten beplankt (2 x 15 mm), gespachtelt und gestrichen wurden. Einige der Betondecken sind mit Gipskarton abgehängt und weiß gestrichen, andere blieben unverdeckt. Der Dachaufbau besteht aus einer extensiven Begrünung mit Dampfsperre, Wärmedämmung und Abdichtungsbahn als Unterkonstruktion.

Die Fertigteilbauweise ermöglichte es, den engen Zeit- und Kostenrahmen einzuhalten. Durch die wetterunabhängige Produktion und die rasche Montage vor Ort wurde pro Woche ein Geschoss im Rohbau fertiggestellt. Nach gerade einmal zehn Monaten Bauzeit waren beide Gebäude pünktlich zu Semesterbeginn bezugsfertig. Die Baukosten beliefen sich auf elf Millionen Euro.

Bautafel

Architekten: Amann Burdenski Munkel, Freiburg
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Brett, Freiburg (Statik); Ingenieurbüro Eva Lehmann, Freiburg (Haustechnik); Ingenieurbüro Weber, Müllheim (Vermessung); Scherberger und Fritsch, Freiburg (Prüfstatiker): Amman Birdenski Munckel, Freiburg (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Studentenwerk Freiburg
Standort: Sundgauallee 16 und 38, 79110 Freiburg
Fertigstellung: 2011
Bildnachweis: Yohan Zerdoun, Freiburg

Fachwissen zum Thema

Farbenfrohe Anstriche sind ein Mittel, um betongraue, elementierte Fassaden und Tragstrukturen abwechslungsreicher zu gestalten, so wie hier in Podgorica.

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Oberflächen

Farbiger Beton

Sandwichelemente und -fassaden

Elementbau

Sandwichelemente und -fassaden

Gründung

Streifenfundamente

Sandgestrahlte Sichtbetonoberflächen der Schweizer Botschaft in Berlin, Architekten: Diener & Diener, Basel

Sandgestrahlte Sichtbetonoberflächen der Schweizer Botschaft in Berlin, Architekten: Diener & Diener, Basel

Oberflächen

Technische Bearbeitung

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