Studentenwohnheim Moholt 50|50 in Trondheim

Fünf neungeschossige Wohntürme als Brettsperrholzkonstruktionen

Nach dem Stadtteil Moholt ist das Studentendorf benannt, das in den 1960er-Jahren im norwegischen Trondheim errichtet worden ist. Im Rahmen eines Masterplans zur Nachverdichtung wurde es nun um fünf Wohntürme nach Plänen von MDH Arkitekter aus Oslo ergänzt. Ihr Name Moholt 50|50 soll sowohl an die Geschichte der Wohnanlage erinnern, als auch ein Blick in die Zukunft sein, denn ihre Holzkonstruktion gilt als wegweisend hinsichtlich Ökonomie und Nachhaltigkeit.

Jeweils 28 Meter hoch, bieten die Häuser Platz für insgesamt 623 Studenten
Ab dem ersten Obergeschoss sind die Häuser komplett aus Brettsperrholz errichtet
Die ersten Häuser des norwegischen Studentendorfes Moholt entstanden vor fünfzig Jahren

Die jeweils neungeschossigen Gebäude entsprechen in etwa dem hiesigen Passivhausstandard. Sie sind 28 Meter hoch, bieten Wohnraum für insgesamt 623 Studenten und wurden als Brettsperrholzkonstruktionen errichtet, die Fassaden sind mit geschossweise überlappend angeordneten Kiefernholzverkleidungen verschalt. Horizontale Fugen in der Mitte jedes Geschosses strukturieren die Ansichten. Für farbliche Auflockerung sorgen Senkrechtmarkisen an den Außenseiten der hochformatigen Fensteröffnungen. Sie sind bei jedem Haus in einer anderen Farbe gestaltet, die sich nicht nur an den Sonnenschutzelementen findet, sondern auch in den Treppenhäusern im Gebäudeinneren, an Türoberflächen und an Wänden.

Kiefernholz auch im Inneren

Alle fünf Häuser besitzen einen dreiarmigen, y-förmigen Grundriss. In einigen Erdgeschossen befinden sich gemeinschaftlich nutzbare Einrichtungen. Dazu gehören eine Bibliothek und ein Kindergarten, Fitnessräume, ein Friseur, eine Wäscherei und ein Lebensmittelladen. In den Etagen darüber sind in jedem der drei Arme fünf Apartments mit angeschlossenen Nasszellen angeordnet. Ergänzt werden sie durch einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche; hinter dem Eingang ist Platz für die Garderobe. Die Erschließung erfolgt über ein innen liegendes Treppenhaus mit Aufzug. Wie schon an den Fassaden ist auch im Gebäudeinneren Kiefernholz das vorherrschende Material: Deutlich heller als außen, bedeckt es Wände, Treppenuntersichten und einen Teil der Decken. Auch die Einbaumöbel sind daraus gefertigt. Insgesamt wurden rund 6.500 Kubikmeter Holz verbaut. Als Bodenbelag wählten die Architekten dunkelgraues Linoleum.

Konstruktion mit Brettsperrholzelementen

Die Erd- und Untergeschosse der Wohntürme sind aus Stahlbeton errichtet, die Geschosse darüber sind Holzkonstruktionen aus kreuzweise verleimten Einschichtplatten. Außen- und Innenwände sind tragend ausgebildet und wie die Aufzugsschächte und Treppenhäuser aus diesen Brettsperrholzelementen (CLT) gefertigt. Aufgrund der Grundrissgeometrie und den daraus resultierenden kurzen Spannweiten eigneten sich die Massivholzplatten auch für die Decken. Sie bestehen aus mindestens drei Einschichtplatten und kamen, je nach statischer Anforderung in unterschiedlichen Stärken zum Einsatz. Das verwendete Holz ist PEFC-zertifiziert, das heißt, es stammt aus ökologischer, ökonomischer und nachhaltiger Forstwirtschaft.

Kiefernholzverkleidung wie Hartholz

Die hinterlüfteten Außenwandkonstruktionen bestehen von innen nach außen aus 10 cm starkem Brettsperrholz, einer 20 cm dicken Steinwolledämmung und den überlappend angeordneten, technisch modifizierten Kiefernholzelementen der Fassaden. Das dafür verwendete Nadelholz ist aufgrund einer Druck-, Vakuum- und Wärmebehandlung weitgehend resistent gegen Pilzbefall, arbeitet kaum und erinnert in seinen Eigenschaften an Hartholz. Die raumseitige Installationsebene verschwindet hinter Gipskartonplatten und ist auch mit Steinwolle gedämmt. Die Holzoberflächen blieben weitgehend unbehandelt; nur in den Treppenhäusern erhielten sie einen transparenten feuerfesten Anstrich entsprechend des vorher erstellten Brandschutzkonzeptes. Sprinkleranlagen sorgen für den erweiterten Brandschutz.

Die Massivholzdecken sind 14 cm stark. In den Apartments und Fluren wurden sie unterseitig mit einer abgehängten Gipskartondecke beplankt und ebenfalls mit Mineralwolle gedämmt. Der Fußbodenaufbau besteht aus einem schwimmenden Estrich auf einer Trittschalldämmung und einem Bodenbelag aus Linoleum. Die Flachdächer erhielten eine druckbelastbare Steinwolledämmung mit einem Nennwert der Wärmeleitfähigkeit λD von 0,036 W/mK.

Bautafel

Architekten: MDH Arkitekter, Oslo
Projektbeteiligte: Høyer Finseth, Oslo (Tragwerksplanung); Vintervoll, Trondheim (Elektroplanung); K. Lund, Sola (Haustechnik); Brekke Strand, Trondheim (Akustik); MASU Planning, Oslo (Landschaftsplanung); Veidekke, Oslo (Bauausführung); Rockwool (Fassadendämmung aus Steinwolle); Kebony, Oslo (Kiefernholzverkleidung); Zimmerei Raimund Baumgartner, Reichenfels (Holzbau); Stora Enso, Eilenburg (CLT-Brettsperrholzelemente)
Bauherr: Studensamskipnaden, Trondheim
Fertigstellung: 2016
Standort: Moholt Moholt Allee 1-40, 7050 Trondheim, Norwegen
Bildnachweis: Ivan Brodev, Oslo; MDH Arkitekter, Oslo

Fachwissen zum Thema

Brettsperrholz besteht in der Regel aus kreuzweise miteinander verleimten Lagen von Brettern.

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Baustoff Holz

Brettsperrholz

Holzhaus Lynarstr. in Berlin-Wedding (2019); Schäferwenningerprojekt, Berlin

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Trends und Entwicklungen im Holzbau

Holzkonstruktionen erlauben eine weitgehende Vorfertigung großer Bauteile, die dann auf der Baustelle in kürzester Zeit montiert werden können (im Bild: Holzhaus Lynarstr., geplant von Schäferwenningerprojekt, Berlin).

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Urbaner Holzbau

Für eine wirtschaftlich erfolgreiche Abwicklung (wenige Änderungen) sind bereits in der Vorplanungsphase spezifische Inhalte des Holzbaus zu berücksichtigen, die die Konstruktion und die Herstellung der Elemente betreffen (Abb.: Firmensitz Flexim in Berlin-Marzahn, ZRS Architekten Ingenieure, 2017).

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