Stavros Niarchos Foundation Cultural Centre in Kallithea

Weit auskragende, erdbebensichere Dachkonstruktion

Auf einem Gelände in Kallithea südwestlich von Athen, das im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 2004 als Parkplatz diente, wurde 2016 das Stavros Niarchos Foundation Cultural Centre fertiggestellt. Es ist ein Geschenk an den griechischen Staat, finanziert durch eine Stiftung des 1996 verstorbenen, einflussreichen Reeders und Kunstsammlers Stavros Niarchos. Das Kulturzentrum umfasst die Nationalbibliothek, die Staatsoper und ein Kunstmuseum. Der italienische Architekt Renzo Piano entwarf eine über 20 Hektar große Parklandschaft mit sanft ansteigendem, künstlichen Hügel als Überdachung des Gebäudekomplexes. Bibliothek und Oper sind unterhalb der Begrünung gegenüberliegend angeordnet und durch eine Agora verbunden. Auf dem Gipfel der Erhebung – oberhalb des südwestlichen Opernhauses – bildet ein weit auskragendes, filigranes Flachdach den krönenden Abschluss. Es überdeckt eine geneigte Aussichtsplattform und einen verglasten Lesesaal mit weitem Ausblick ins Umland und über das Meer.

Architekt Renzo Piano bezeichnet das Dach als „Fliegenden Teppich“
Das Kulturzentrum umfasst die Nationalbibliothek, die Staatsoper und ein Kunstmuseum
Aus der Stadt ist das enorme Gebäudevolumen primär als öffentlicher Park wahrnehmbar

Von der Stadt ist das enorme Gebäudevolumen primär als ein von Fußwegen durchzogener, öffentlicher Park wahrnehmbar. Mit dem bis auf 32 Meter Höhe ansteigenden künstlichen Hügel soll die ursprünglich enge Anbindung ans Meer wiederhergestellt werden, die durch eine breite Verkehrsführung verloren gegangen war. Parallel zum Kulturzentrum schufen die Architekten durch ein lang gestrecktes Wasserbecken eine weitere Sichtbeziehung zwischen Stadt und Meer. Die horizontale Dachlinie auf der Anhöhe mit ihren symmetrischen Stützenreihen lässt an eine moderne Tempelanlage denken. Der Dachgarten mit mehr als 1.400 Bäumen steigt langsam in Richtung Bucht an, bis sich den Flaneuren unter der auskragenden Überdachung ein weites Panorama eröffnet.

Die Oper umfasst einen großen Saal mit 1.400 Sitzplätzen für klassisches Ballett, Konzert und Oper sowie einen kleinen Saal mit 450 Sitzen für Theater und Musik. Die Bibliothek dient nicht nur dem Lesen und Lernen; vielmehr soll sie als Raum der Begegnung mit Kultur fungieren, die hier genossen und geteilt werden kann.

Flachdach
Mit einer Seitenlänge von hundert Metern scheint das quadratische Dach über den 14 Meter hohen, schmalen Stahlstützen beinahe zu schweben – Architekt Piano bezeichnet es daher als „Fliegenden Teppich“. Die Oberseite ist vollständig mit Solarpaneelen bestückt. Ihre 10.000 Quadratmeter umfassende Fläche kann 1,5 Megawatt Strom generieren und damit den Energiebedarf des Opernhauses und der Bibliothek decken. Mit der ausgedehnten Parklandschaft, dem stromerzeugenden Dach und einer weitgehend natürlichen Belüftung des Gebäudes erreichte es eine LEED-Auszeichnung in Platin.

Die metallisch ummantelte, an der Unterseite weiß-glänzende Dachkonstruktion ist eine Meisterleistung der Ingenieurskunst: gehalten durch extrem dünnen Stahlbeton und trotzdem erdbebensicher. Die Auskragungen sind geformt wie die Flügel eines Flugzeugs und verjüngen sich nach außen. Innen ist eine nur zwei Zentimeter dicke Betonschicht an der Ober- und Unterseite bewehrt mit engem Stahlgeflecht, das durch ein Fachwerk aus Stahlträgern gestützt wird (siehe Abb.22). Gehalten wird das Dach von einer gefederten Aufhängung, wodurch die Konstruktion im Falle eines Erdbebens schwingen kann. Es soll sich um die dünnste und flächenmäßig größte Stahlbetonkonstruktion dieser Art handeln.

Bautafel

Architekt: Renzo Piano Building Workshop, Genua mit Betaplan, Athen
Projektbeteiligte:
Deborah Nevins & Associates, New York und H. Pangalou, Athen (Freianlagen); O.M.E.T.E. (Tragwerksplanung Beton), Liaromatis (Tragwerksplanung Stahl); Arup, London und LDK Consultants, Kifisia (Akustik)
Bauherr:
The Stavros Niarchos Foundation, Athen
Fertigstellung:
2016
Standort:
364 Syggrou Avenue, 17674 Kallithea
Bildnachweis: Michel Denancé, Paris

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