Stammhaus des WDR in Köln

Wasserblaues Farbglas im Innenausbau

Seit seiner Gründung vor über sechzig Jahren ist der Westdeutsche Rundfunk fest in Köln verwurzelt. Allein sieben Geschäftssitze des Unternehmens befinden sich in der Innenstadt. Eines dieser Gebäude ist das Stammhaus der WDR Mediagroup, kommerzielle Tochtergesellschaft der Rundfunkanstalt und zuständig für die Vermarkung ihrer Inhalte. Es entstand in den späten 1980er-Jahren auf einem kleinen Platz unweit des Doms. Mit seiner tiefengestaffelten Natursteinfassade, den kleinteilig gegliederten Sprossenfenstern und dem kupfernen Dachaufbau wies es die typischen Elemente seiner Bauzeit auf.

Die Sanierungsplanung übernahm das Architekturbüro SSP Schürmann Spannel aus Bochum
Nebenan befindet sich das Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln
Für eine positive Energiebilanz sorgt die gut gedämmte, mehrschichtige Fassadenkonstruktion

Bauphysikalische und funktionale Mängel machten schließlich eine Sanierung des Gebäudes unausweichlich. Der Bauherr nutzte die Chance, dem Stammhaus ein vollkommen neues Gesicht zu geben. Mit der Umsetzung wurde das Planungsbüro SSP Schürmann Spannel beauftragt, die zunächst eine Machbarkeitsstudie entwickelten und ein Kernsanierungskonzept erarbeiteten Ziel war es, eine „zukunftsorientierte Arbeitsumgebung in einem nachhaltig konzipierten Gebäude zu schaffen“.

Im Zuge der Baumaßnahmen erhielt der fünfgeschossige Baukörper eine neue, streng gerasterte Fassade aus großformatigen Betonfertigteilen und raumhohen Fensterflächen sowie obenauf ein Staffelgeschoss. Die nun gut gedämmte, mehrschichtige und ohne jegliches spielerische Element ausgeführte Fassadenkonstruktion sorgt für eine positive Energiebilanz und ein schlichtes Erscheinungsbild. Eine klare Line lässt sich auch im Gebäudeinneren ablesen. Die Räume wurden so optimiert, dass sie eine maximale Nutzungsflexibilität ermöglichen. Den Mitarbeitern stehen sowohl transparente Kommunikationszonen als auch individuelle, geschützte Büros zur Verfügung. Im Erdgeschoss befindet sich nun außerdem ein über den Vorplatz zugängliches Restaurant.

Glas
Beim Innenausbau hielten sich die Architekten ganz an das Corporate Design der Unternehmensgruppe: Bereits im Foyer begrüßt ein mit intensiv blau lackierten Glasscheiben verkleideter Empfangstresen Besucher und Mitarbeiter in der Hausfarbe des WDR. In unterschiedlichen Blautönen sind auch die Glaselemente gestaltet, die sich als Leitsystem über alle Geschosse erstrecken. Für die Wandbereiche vor den Aufzügen entwickelten die Architekten einen streifenförmigen Farbverlauf, der dem Element Wasser nachempfunden ist. Er beginnt im Erdgeschoss mit kräftigen Blautönen und hellt sich zu den oberen Etagen hin immer stärker auf. Um möglichst klare Farben zu erhalten, verwendete man eisenoxidarmes Weißglas ohne den sonst typischen Grünstich, auf das rückseitig ein Digitaldruck aufgebracht wurde.

Passend auf die bedruckten Designgläser abgestimmt sind die Boden- und Deckenverkleidungen. Sie bestehen ebenfalls aus Glas, sind aber einfarbig lackiert. Auf dem Boden wurde aus Sicherheitsgründen Verbundglas mit rutschhemmendem Siebdruck eingebaut. Weitere Verbundgläser finden sich in den Trennwänden der Schulungsräume. Auch sie sind blau eingefärbt, hier allerdings mithilfe einlaminierter Schallschutzfolien. Insgesamt fünfzig Glasscheiben in Sonderformaten wurden mit einem sauber durchgeplanten Fugenbild für die Gestaltung der Innenräume eingesetzt.

Bautafel

Architektur: SSP, Bochum
Projektbeteiligte: SSP, Bochum (Fachplanung Gebäude- / Elektrotechnik); Lederhose, Wittler & Partner (Tragwerksplanung), Hering Architectural Concrete, Burbach (Betonfertigteile Fassade); Saint-Gobain Glassolutions, Köln (Glashersteller Interior)
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Jörg Hempel, Margot Gottschling, SSP, Olaf Rohl für Saint-Gobain Glassolutions

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