Sporthalle Liefering in Salzburg

Solarthermie und Photovoltaik erzeugen Energieüberschuss

Bis zum Jahr 2050 möchte die Stadt Salzburg Smart City werden – intelligent vernetzt, erneuerbar versorgt und nachhaltig mobil. Grundlage dafür ist der Masterplan 2025, der konkrete Maßnahmen bis zum titelgebenden Jahr vorsieht. Ein Pfeiler des ambitionierten Ziels sind energieneutrale kommunale Bauten – so wie die Sporthalle Liefering, ein Leuchtturmprojekt im Norden der Stadt. Bei dem nach Plänen von Karl und Bremhorst Architekten realisierten Komplex handelt es sich um ein Plusenergiegebäude. Es erzeugt also im Laufe eines Jahres mehr Energie, als es verbraucht. Der Überschuss wird zur Versorgung umliegender Gebäude genutzt.

Ein besonderes Augenmerk der Planungen lag nicht nur auf dem Errichten eines Plusenergiegebäudes und hellen Räumen, sondern auch auf der Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen durch u. a. eine rollstuhlgerechte Erschließung (im Bild: Foyer).
Die Energieversorgung des Sportkomplexes mit der großen, mulitfunktionalen Halle (im Bild) erfolgt ausschließlich durch regenerative Energie.
Eine 350 Quadratmeter große Solarthermieanlage auf dem Dach deckt den gesamten Heizenergiebedarf, eine Photovoltaikanlage mit 100 kWp Leistung dient der Stromerzeugung.

Das eingeschossige, unterkellerte Gebäude erhebt sich über einem rechteckigen Grundriss. Die Erschließungszonen und dienenden Räume sind im Südosten und Südwesten untergebracht. Mit ihren neun Metern Höhe ragt die eigentliche Sporthalle deutlich aus dem Gebäude heraus, sodass ihre Position schon von außen ablesbar ist. Der Baukörper steht von der südlich passierenden Josef-Brandstätter-Straße abgerückt, sodass ein vielfältig nutzbarer Vorplatz entsteht. Zu diesem öffnet sich der Komplex mit raumhohen Verglasungen und einem schützenden Vordach. Auch zu den westlich angrenzenden Freisportanlagen zeigt sich das Parterre verglast. Zum Schutz vor Hochwasser wurde das Erdgeschossniveau leicht erhöht.

Grundriss mit Inklusionsanspruch

Vom Foyer aus gelangt man direkt zu der für 300 Besucher ausgelegten Tribüne. Eine Treppe und eine rollstuhlgerechte Rampe führen in das Untergeschoss, wo sich die Spielebene und Garderoben befinden. Neben der 45 mal 29,60 Meter großen Sporthalle, die sich für zahlreiche Sportarten eignet, beherbergt das Gebäude auch einen 90 Quadratmeter großen Bewegungsraum für Gymnastik, Yoga und Tanz. Für die ortansässigen Vereine stehen außerdem Büroflächen zur Verfügung.

Ein besonderes Augenmerk der Planungen lag auf der Barrierefreiheit, um inklusiven Sport zu ermöglichen. Nicht nur bei der Erschließung, auch bei den Garderoben und Duschen wurde auf eine spezielle Ausstattung für beeinträchtigte Personen geachtet. Für den Rollstuhlsport wurde auch die großzügige Rampe in das Foyer integriert. So können größere Gruppen an Rollstuhlfahrern unabhängig vom Aufzug zeitgleich den Spielbereich erreichen.

Sandfarbener Terrazzo und helle Holzeinbauten schaffen im Foyer zusammen mit den weiß verputzten Decken und Wänden eine lichte, freundliche Atmosphäre. Das Holz findet sich auch in der Sporthalle wieder. Ein azurblauer Bodenbelag lässt dort beim Blick von oben Assoziationen an einen großen Pool aufkommen.

Solarthermie mit Bauteilaktivierung deckt gesamten Heizenergiebedarf

Die Energieversorgung des Sportkomplexes erfolgt ausschließlich durch Solarenergie. Eine 350 Quadratmeter große Solarthermieanlage auf dem Dach deckt den gesamten Warmwasser- und Heizenergiebedarf, eine Photovoltaikanlage mit 100 kWp Leistung dient der Stromerzeugung. Der Strom wird direkt verbraucht oder bei Überschüssen in den nahgelegenen Bauhof der Stadt Salzburg eingespeist.  

Herzstück des Heizkonzepts ist neben der Solarthermieanlage die 60 Zentimeter starke Betonfundamentplatte, die thermisch aktiviert wird. Die 1.900 Kubikmeter große Masse sorgt zu jeder Jahreszeit für angenehme Temperaturen im Inneren. Im Winter wird sie bei einer Temperatur zwischen 18 und 20 Grad Celsius gehalten. Weitere Wärme entsteht durch solare Wärmegewinne über die großen Verglasungen. Durch die dichte Gebäudehülle ist eine herkömmliche Heizungsanlage überflüssig. Bei einem Überschuss an solarer Wärmeenergie wird diese zur späteren Nutzung in drei Pufferspeichern zwischengespeichert oder an das benachbarte Gebäude weitergegeben, wo der Verband Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) seinen Sitz hat. Als Backup-System kommt eine Grundwasser-Wärmepumpe mit 55 kW zum Einsatz.

Angenehme Temperaturen auch im Sommer

Im Sommer wird die Bodenplatte gekühlt, sodass die Räume auf ein angenehmes Temperaturniveau gebracht werden. Die Kühlung erfolgt mit Brunnenwasser, deren Pumpe mit dem selbst erzeugten Strom betrieben wird. Ein automatisch steuerbares Sonnenschutzsystem verhindert einen übermäßigen solaren Wärmeeintrag über die Fassadenverglasungen. Außerdem erfolgt eine Nachtkühlung über Oberlichter.

Mechanische Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und Luftqualitätsfühlern regeln die Be- und Entlüftung des Gebäudes und gewährleisten den hygienisch erforderlichen Mindestluftwechsel. Da eine Frischluftzufuhr in der Halle und in den Umkleiden nicht zeitgleich notwendig ist, wird nur im Bedarfsfall, zum Beispiel bei Überschreitung der Luftfeuchtigkeitsgrenze in den Nassräumen, die Frischluftzufuhr von der Halle in die Umkleiden verlagert. Wassersparende Selbstschlussarmaturen sowie die Abwasser-Wärmerückgewinnung reduzieren den Energiebedarf der Warmwasseraufbereitung erheblich.

Die gesamte Gebäudetechnik wird durch eine zentrale Leittechnik mit Visualisierung, Trenderfassung, Monitoring, Wärmemengenzählung und Volumenstrommessung gesteuert. Der Vorbildcharakter, den die Sporthalle haben soll, zeigt sich jedoch nicht nur in dem nachhaltigen Energiekonzept, sondern auch darin, dass überwiegend regionale Unternehmen an der Realisierung beteiligt waren und heimische Baumaterialien sowie inländische Erzeugnisse verwendet wurden.

Bautafel

Architekten: Karl und Bremhorst Architekten, Wien
Projektbeteiligte: PM1 Projektmanagement, Salzburg (Projektmanagement/Bauleitung); RWT plus, Wien (Statik); Kuster Energielösungen, Anif (Energiekonzept); Energie Technik - Ing. Mario Malli Planungs, Vöcklabruck (Haustechnik/Elektrotechnik)
Bauherrschaft: SIG – Stadt Salzburg Immobilie
Fertigstellung: 2016
Standort: Josef-Brandstätter-Straße 9, 5020 Salzburg, Österreich
Bildnachweis: Marijana Klasan; Karl und Bremhorst Architekten, Wien

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