Sporthalle des Hacine-Cherifi-Gymnasiums in Rillieux-La-Pape

Lärmreduktion durch Wände und Decken aus Holz und Stroh

Es ist in Frankreich eine schöne Tradition, Schulen und Sporthallen einen Paten und damit einen Namen zu geben. Manchmal gelingt es sogar, wie im Fall der Gemeinde Rillieux-la-Pape, eine geeignete Persönlichkeit aus dem Ort zu finden. Das neue Gymnasium samt Sporthalle im Nordosten des Großraumes Lyon hat mit dem ehemaligen Profiboxer und Weltmeister im Mittelgewicht Hacine Cherifi einen Fürsorger von der handfesteren Sorte erhalten.

Auf der Rückseite ist die Sporthalle in ihrer ganzen Höhe von neun bzw. zwölf Metern Höhe sichtbar
Zum Straßenniveau mit dem Eingang ist die 1.100 Quadratmeter große Mehrzweck-Sporthalle um drei Meter abgesenkt
Die nach dem Profiboxer Hacine Cherifi benannte Sporthalle ist Teil eines größeren Schulkomplexes aus Kindergarten, Grundschule und Gymnasium

Die Sporthalle ist Teil eines größeren Schulkomplexes aus Kindergarten, Grundschule und Gymnasium, der in den letzten Jahren von den Architekten Tectoniques entworfen und realisiert wurde. In dem heterogenen Vorort-Gebiet bilden die Schulbauten eine offene Bebauungsstruktur aus niedrigen, landschaftlich eingebetteten und mit Holz verkleideten Baukörpern und teilweise begehbaren Gründächern. Die zuletzt fertig gestellte Sporthalle, die nicht nur schulintern, sondern auch öffentlich genutzt wird, ist mit ihrem Eingang an der Rue Salignat, Ecke Rue du Capitaine Julien platziert worden und bringt mit ihrem über Eck verglasten Eingang deutlicher als die anderen zum Ausdruck, ein öffentliches Gebäude zu sein, auch wenn sie vor sich einen Parkplatz ausbreitet.

Der rund 60 Meter lange Baukörper beherbergt eine Mehrzweck-Sporthalle mit einer Grundfläche von 1.100 Quadratmetern und eine Gymnastikhalle mit 880 Quadratmetern. Sein im Kontext der kleinstädtischen Nachbarbebauung großes und hohes Volumen wurde in dem ohnehin leicht abfallenden Gelände des Grundstücks tiefer gelegt und erreicht dadurch an der Straße lediglich eine Höhe von sechs Metern – trotz der notwendigen Hallenhöhe von neun Metern. Die lang gestreckte Eingangshalle bietet Einblicke in das Geschehen im Gebäudeinneren und bildet gleichzeitig für die große Halle einen leicht erhöhten Zuschauerrang mit langen Sitzstufen, auf denen 400 Gäste Platz finden. Die quer liegende Gymnastikhalle kann aus dem Windfang heraus durch ein großes Fenster eingesehen werden. Das Niveau beider Hallen wird von den Sportlern über eine einläufige Treppe nach unten erreicht, die in einen Block aus Aufzug, Toiletten und Hausmeisterbüro eingebunden ist. Unten befinden sich auch die Umkleiden und Duschen.

Mit seiner einfachen Kubatur und den markanten fünf überhöhten, kastenförmig verkleideten Dachträgern als Oberlichtern unterscheidet sich die Sporthalle deutlich von den weiteren Schulgebäuden, die sich unauffällig gefaltet durch das Gelände arbeiten. Sein Konstruktionssystem ist einfach und größtenteils vorfabriziert. Lediglich der in das Gelände geschobene, unverkleidet verbliebene Sockel wurde aus Stahlbeton vor Ort hergestellt. Die Halle samt Dach ist in Holzbauweise konstruiert mit großen Rahmen und aussteifenden Brettschichtplatten. Die Fachwerkträger mit Spannweiten von 34 Metern sind auf die Rahmen aufgelegt. Sie wurden, um transportfähig zu sein, in zwei Teilen gefertigt und vor Ort zusammen gesteckt und verschraubt.

Akustik
Für die Verbesserung der Raumakustik der Sporthalle, in der naturgemäß viel Lärm entsteht, nutzte man die additive Konstruktionsweise in Holz und ergänzte sie mit einfachen Mitteln um poröse Elemente, die gleichzeitig der Schallabsorption und der Wärmedämmung dienen. Zur Aussteifung der Fachwerkrahmenkonstruktion sind kastenartige Elemente mit 35 mm starken Holzfaser-Bodenplatten gezimmert worden, die bis zum Rand mit Stroh befüllt wurden. Darauf wurde dann innenseitig eine 18-mm-Grobspanplatte und vor einer 120-mm-Lattung die sichtbare Innenverkleidung aus Dreischichtfurnier in Fichte angebracht. Nach außen wurden die Kästen mit einer Folie abgedichtet, auf die vertikal und horizontal Latten und ein Dreischichtfurnier aus Douglasie montiert wurde. Hierauf sind dann die vertikalen, 63 mm tiefen und 38 mm breiten Holzprofile aus Douglasie befestigt worden, die das Fassadenbild prägen.

Das offene Fachwerk der Deckenträger ist in Richtung Norden nicht mit den strohbefüllten Rahmen, sondern mit Fensterbändern ausgefacht, die die Halle tagsüber gut und blendfrei belichten.

Bautafel

Architekten: Tectoniques Architectes, Lyon, Frankreich
Projektbeteiligte:  Aborescence Ingénierie des Structures Bois, Lyon (Holzkonstruktion); Somival Ingénierie, France (Betonkonstruktion und Technik); Itinéraire Bis, Lyon (Landschaftsplanung)
Bauherr: Stadt und Stadtverwaltung Rillieux-La-Pape
Fertigstellung: 2015
Standort: Rue Fleury Salignat 19, 69140 Rillieux-La-Pape, Frankreich
Bildnachweis: 11H45, Paris und Tectoniques Architectes, Lyon

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