Sozialmedizinisches Zentrum in Paris

Fassade aus opaken Glasplatten mit Siebdruckmuster

Das Hospital Notre-Dame-de-Bon-Secours wurde im 19. Jahrhundert an der südlichen Pariser Stadtgrenze gegründet. Hier pflegten die Schwestern der beiden Orden Sainte-Marie und Augustines anfänglich alte Menschen und Waisenkinder. Mit der Zeit verwandelte sich die katholische Einrichtung in ein öffentliches Krankenhaus, fusionierte mit benachbarten Häusern und entwickelte sich zum medizinischen und sozialen Zentrum des 14. Arrondissements.

Auf halber Gebäudehöhe ist der zurückversetzte, gemeinschaftliche Bereich mit umlaufender Dachterrasse deutlich hervorgehoben
Eine flächenbündige horizontale Gliederung wird durch umlaufende Kassetten aus Aluzink erreicht
Opake Glasplatten, Aluminium-Profile und Falt-Fensterläden bilden die Fassade des sechsgeschossigen Neubaus

An der Stelle des ehemaligen Frauenhospitals entstand jetzt nach einem Wettbewerb der Neubau für ein sozialmedizinisches Zentrum mit einem Pflege- und Altenheim und einer Kinderkrippe. Ein Wohnheim für Behinderte ist etwas weiter nördlich noch im Bau und soll 2017 fertig sein. Die Architekten Grégoire Zündel und Irina Christea, die für beide Gebäude verantwortlich zeichnen, platzierten in das heterogen bebaute Krankenhausgelände mit dem jetzt fertiggestellten ersten Bauabschnitt einen großen sechsgeschossigen Baukörper, in dem die unterschiedlichen Funktionen kompakt übereinandergestapelt und vereint sind.

Im Erdgeschoss ist im westlichen Gebäudeflügel die Kinderkrippe untergebracht. Der Flügel dreht sich hier gen Süden aus der Kubatur heraus und erweitert den Erschließungsflur damit zu einem Eingangsbereich. Gleichzeitig geht er damit auf Distanz zu einem hier verbliebenen dreigeschossigen Ziegelbau, aus dem frühen 20. Jahrhundert, der im Zuge des Neubaus renoviert und an den rückseitig direkt angebaut wurde. Er beherbergt eine medizinisch-psychologische Beratungsstelle. Der Eingang zum Pflegeheim liegt im Norden und wird durch einen tiefen Gebäudeunterschnitt auf ganzer Breite überdacht. Der Zugang erfolgt hier durch einen der beiden Innenhöfe, die das große und tiefe Volumen gliedern und für eine Belichtung der Flure und Nebenräume sorgen. Im ersten und zweiten Obergeschoss ist die Pflegestation mit den Betteneinrichtungen untergebracht und darüber, zurückversetzt und in einem kleineren Volumen mit umlaufender Dachterrasse der gemeinsame Speisesaal. Die beiden obersten Geschosse beherbergen das Altersheim.

Fassade
Die Fassade erscheint gläsern-transparenter, als sie tatsächlich ist, denn die Außenwände sind massiv aus Stahlbeton mit einer Wärmedämmung davor ausgeführt. Die horizontale Gliederung wird durch umlaufend vor die Geschossdecken montierte Alu-Zink-Kassetten Aluzink erreicht. Das veredelte Stahlblech mit einer Metallbeschichtung aus Aluminium, Zink und Silizium ist sehr beständig und temperaturunempfindlich. Die großen Wandanteile zwischen den Fenstertüren sind mit opaken Glasplatten verkleidet, deren weißes Siebdruckmuster sich zu feinen vertikalen, leicht unregelmäßigen Streifen verbindet. Es korrespondiert mit den gelegentlich eingefügten motorisierten Falt-Fensterläden aus Lochblech, sofern diese vor die Fenstertüren gezogen sind. In geöffnetem Zustand werden sie wie eine Ziehharmonika zu einem Paket zusammengefaltet und seitlich gegen das Laibungsblech geschoben, wo sie dann bündig mit der vorderen Fassadenebene stehen. Insgesamt erscheinen sämtliche Metall- und Glaselemente äußerst präzise gefertigt und flächenbündig gefügt.

Die Fenstertüren sind Holzkonstruktionen mit einer Doppelverglasung, die außen mit eloxiertem Aluminium verkleidet sind. Davor stehen außen bündig Stabgeländer aus pulverbeschichtetem Metall. Eine Ausnahme hinsichtlich der Materialisierung bildet das eingerückte 3. Obergeschoss mit der umlaufenden Dachterrasse. Hier sind alle horizontalen und vertikalen Flächen – die Terrassenflächen, die Deckenuntersichten und auch die Fenstertüren – aus Holz. Im umlaufenden Geländer aus Edelstahl mit Holzhandlauf wirken die Brüstungsfelder offen, sind aber tatsächlich mit einem feinen Streckmetallgewebe gesichert.

Bautafel

Architekten: Atelier Zündel Cristea, Paris
Projektbeteiligte: Igrec Ingéniererie, Paris (Statik); Duval Metalu, Le Mans und Colt, Kleve (Fassaden); Duval Metalu, Le Mans (Fenster); Hoche Triomphe Batiment, Chambly (Dach); Eiffage Construction, Vélizy-Villacoublay (Generalunternehmer und Mauerwerk)
Bauherr: Groupe 13F, Ivry sur Seine
Fertigstellung: Ende 2014
Standort: 68, rue des Plantes, 750014 Paris, Frankreich
Bildnachweis: Sergio Grazia, Paris

Fachwissen zum Thema

Aluminiumrauten als Fassadenverkleidung beim Tower Horw. Architektur: Tilla Theus und Partner, Zürich

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Materialien

Aluminium

Hinterlüftete Aluminiumverkleidung des Bauhaus Baumarkts am Kurfürstendamm in Berlin, Architektur: Müller Reimann Architekten, Berlin

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Fassadenelemente

Funktionsaufbau hinterlüfteter Fassaden

Isolierverglasungen in verschiedenen Ausführungen Hauptbahnhof Berlin, Architekten: von Gerkan, Marg und Partner Architekten (gmp)

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Materialien

Glas

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