Sonderform: Medienfassaden

Im Zuge der fortschreitenden Medialisierung unserer gebauten Umwelt spielen Medienfassaden eine zunehmend größere Rolle. „Apps“ und „Plug-and-Play“-Anwendungen sind in unserem Alltag angekommen. Der Schritt zu einer interaktiven Fassade scheint greifbar. Medienfassaden sind alle Fassaden, die es ermöglichen neben dem bauphysikalischen und gestalterischen Gebäudeabschluss einen medialen Austausch, einen Transport von Informationen oder optische Reize zu erzeugen und somit eine erweiterte Funktionalität, einen Mehrwert oder ein Alleinstellungsmerkmal bieten.

Kunsthaus Graz: Herausstellung der Nutzung durch eine extravagante Fassade
Kunsthaus Graz mit Pixelfassade
Fassade in Amsterdam: Alleinstellungsmerkmal der Architektur

In der anwendungsnahen Industrie und an einigen Hochschulstandorten wird in die Erforschung und Entwicklung von Medienfassaden investiert, marktfähige Produkte sind bereits verfügbar. Ergebnisse und Anwendungen sind irgendwo zwischen Hightech und Lowtech, Kunst und Architektur angesiedelt. Sicher abzusehen ist zurzeit, dass der zunehmende Druck auf dem Markt der weit entwickelten Fassadentypen und –systeme neue Nischen und Erweiterungen eröffnet. Medienfassaden bedienen derzeit eine solche Nische. Die baurechtlichen Beschränkungen und genauen Kategorisierungen sind  für Anwender und genehmigende Behörden zunächst Neuland. Auslegungen und Spielräume ermöglichen noch eine ungezwungene Anwendung der verfügbaren Technologien. Fragestellungen bezüglich Verkehrssicherheit (Geschwindigkeit der Projektion, Abstand zu Verkehrsknotenpunkten), Deklarierung (Werbemaßnahme oder Lichtinstallation), Gestaltung (Steuerung, Programmierung) sind bei der zu erwartenden Verbreitung der Technologien zu klären und zu diskutieren.

Gründe und Motivation für den Einsatz von Medienfassaden sind:

  • die Verwendung der Fassadenfläche als Werbeplattform bzw. Bildschirm (monetärer Aspekt)
  • die Verwendung der Technologie als Verkaufsanreiz für bestehende Fassadensysteme
  • die Herausstellung der Nutzung durch eine extravagante Fassade (Verbindung von Ort und Nutzung)
  • die Selbstdarstellung von Planer, Eigentümer, Nutzer
  • das angestrebte Alleinstellungsmerkmal der Architektur

Technologisch sind in den vergangenen Jahren die angebotenen Systeme deutlich verbessert worden. Hier stellen die Software (Steuerung), Hardware (Art der Chips) und die Leuchtmittel (LED, OLED) die Stellschrauben der Entwicklung dar. Überlegungen zu System- und Bauteilintegration werden in Industrie und Forschung angestellt. Die Ansteuerung und Verkabelung der einzelnen Bildpunkte sind ebenso ein Thema wie die tatsächliche Auflösung der Projektion und die Art der verwendeten Medien. Die Zukunft wird eine drahtlose Ansteuerung und Versorgung ebenso auf den Prüfstand stellen, wie die Frage nach der Intensität der Nutzung unserer Gebäude für die Medialisierung.

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