Sommerhaus Gravråk in Flakstad

Erweiterung mit vorgefertigten Holzrahmenelementen in extremen klimatischen Bedingungen

Auf den Lofoten herrschen extreme klimatische Bedingungen. Nichtsdestotrotz zeichnet sich die Inselgruppe nördlich des Polarkreises durch eine ungewöhnliche, ja spektakuläre Landschaft aus. Ein privater Bauherr beauftragte den norwegischen Architekten Carl-Viggo Hølmebakk mit dem Umbau seines Sommerhauses auf einem abgeschiedenen, küstennahen Grundstück in der Gemeinde Flakstad. Das für die Region typische Nordlandshus mit einer Holzkonstruktion im Kern war verfallen. Von der ursprünglichen Planung, den Altbau als „Haus-im-Haus” zu bewahren und mit gebührendem Abstand zu umschließen, wich man letztlich ab. Stattdessen erhielt der Altbau zwar eine neue Hülle, die Erweiterung des Sommerhauses Gravråk erfolgte jedoch ausschließlich gen Westen durch einen etwas kürzeren, ähnlich geformten Baukörper.

In dieser Abgeschiedenheit herrscht ein raues Klima mit Temperaturen, die oftmals weit im zweistelligen Minusbereich liegen
Der Anbau nach Plänen des Architekten Carl-Viggo Hølmebakk ergänzt das traditionelle Nordlandshus harmonisch
Die westliche Erweiterung mit den außen bündigen, hochwärmegedämmten Aluminium-Holzfenstern

Aufgrund der Lage und der damit verbundenen Baustellenlogistik, aber auch wegen des engen Zeitfensters, in dem unter den örtlichen Wetterbedingungen gebaut werden kann, entschied man sich für eine weitgehend vorgefertigte Holzkonstruktion. Die im Werk hergestellten Kiefer-Brettschichtholzrahmen wurden als „Bausatz“ zur Baustelle transportiert und dort montiert. Das unbehandelte Fichtenholz der Fassade vergraut mit der Zeit; der Innenraum ist mit Birkensperrholz bekleidet. Eine Stehfalzdeckung aus Zink überdacht Neu- und Altbau.

Als Pendant zu einem großen Wohnraum an der Ostseite schuf Hølmebakk einen neuen Raum zum Kochen und Essen, der nach Westen orientiert ist. Im Altbau sind diese verknüpft durch einen zentralen Flur zwischen Hauseingang, Diele und Treppe gegenüber von Bad und WC. Zwei Schlafräume im Dachgeschoss oberhalb der beiden Wohnräume öffnen sich mit Gauben jeweils zur anderen Seite.

Bauphysikalische Aspekte

Gegen die extremen Witterungsbedingungen und Temperaturen, die oft weit im zweistelligen Minusbereich liegen, ist die Holzrahmenkonstruktion mit einer knapp 20 cm starken Wärmedämmung geschützt. Sie ist winddicht umschlossen von 12 mm starken Bitumenplatten und Fugenbändern im Übergang zu den Fenstern. Die vertikale Holzlattung der Fassade ist hinterlüftet. Die neuen Fenster liegen mit dieser in einer Ebene. Es sind Aluminium-Holz-Konstruktionen mit Doppelverglasung, die besonders robust sind und einen hohen Wärmeschutz bieten. Von der Holzfassade durch eine minimale Fuge getrennt, umrahmen schmale Aluminiumprofile die großen, geschickt platzierten Verglasungen. Sie führen reichlich Tageslicht in den Wohnraum und sorgen für einen starken Außenbezug. Die Fensterkonstruktion mit einer Gesamtstärke von 149 mm (Verglasung: 48 mm) erreicht einen U-Wert von 0,8 W/m2K.

Wo möglich, wurde die alte Konstruktion erhalten und ergänzt. Während diese bereits mit Stahldraht im Boden verankert war, ist der Neubau über eine den Altbau umgreifende Betonschale in Wand und Boden gegen starken Wind gesichert. Unterhalb der Bodenplatte aus Beton wurde zweilagig gedämmt. Der Altbau erhielt eine neue Hülle aus vorgefertigten, gedämmten Holzrahmenelementen. Im Übergang zwischen Alt- und Neubau sind die Wandkonstruktionen durch einen Luftraum und winddichte Bitumenplatten getrennt (Abb. 16). Das Sommerhaus ist mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet und wird mit Solarstrom versorgt. Die beiden Wohnräume im Erdgeschoss verfügen über einen Kamin zur Beheizung; angrenzende Beton- und Natursteinflächen an Wand und Boden dienen als Speichermasse.

Bautafel

Architekt: Carl-Viggo Hølmebakk, Oslo
Projektbeteiligte: Anette Bringsverd, Elisabeth Øymo, Halvard Amble, Hilde Rostadmo (Team)
Bauherr: Olve Gravråk
Fertigstellung:
2015
Standort:
Flakstad, Lofoten, Norwegen
Bildnachweis: Carl-Viggo Hølmebak, Oslo

Fachwissen zum Thema

Je höher das A/V-Verhältnis ist, umso ungünstiger wirkt sich das auf die Energiebilanz des Gebäudes aus und komplizierte Details sind vorprogrammiert

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Grundlagen

Bauphysikalische Entwurfsleitlinien

Die Wärmeleitfähigkeit des Baustoffs Beton mit einer mittleren Rohdichte von 1.800 - 2.200 kg/m³ liegt bei 1,15 - 1,65 W/mK

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Wärmeschutz

Materialeigenschaften und Wärmeschutz

Einflussfaktoren auf die thermische Behaglichkeit

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Luft und Lüftung

Raum(be)lüftung und Raumluftqualität

Die Tageslichtnutzung muss bei Bürogebäuden besonders sensibel geplant werden (Abb.: Bürogebäude in Hamburg)

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Tageslicht

Tageslicht und Energieeinsparung