Skywalk auf dem Sonnenstein im Eichsfeld

Glassteg über Klippe

Der rund 500 Meter hohe Sonnenstein ist ein beliebtes Ausflugsziel im Thüringer Eichsfeld. Am nördlichen Rand des Ohmgebirges gelegen, erhielt der Berg seinen Namen von der fast senkrechten Felswand aus ockerfarbenem Muschelkalk auf der Westseite. Von hier bietet sich eine gute Aussicht auf den Harz, das Kyffhäusergebirge, die goldene Mark und das angrenzende Leinebergland. Zum atemberaubenden Erlebnis wird das Panorama von dem gläsernen Skywalk, der neun Meter über die Felswand hinausragt. Geplant hat ihn das Architekturbüro Stadermann aus dem thüringischen Hausen.

Der Steg ragt neun Meter über die Klippe des Sonnensteins hinaus
Die hochgezogenen Stahlprofile und der opake Boden im vordern Bereich des Steges vermitteln das Gefühl, auf sicherem Boden zu stehen
Über der Klippe wird der Boden transparent

Wer die filigrane Konstruktion aus Stahl und Glas betritt, ahnt kaum, dass er ein Gewicht von 13,4 Tonnen unter den Füßen hat. Gehalten wird der 14 Meter lange und 2,80 Meter breite Aussichtssteg von einem im Gelände verankerten Gegengewicht aus Beton. Der opake Bodenbelag auf dem ersten Teilstück und die Brüstungen aus Stahl vermitteln den Besuchern zunächst das Gefühl, auf festem Boden zu stehen. Doch mit jedem Schritt wird die Konstruktion fragiler, schwindet der Eindruck der Sicherheit. Die Brüstungen aus Stahl verjüngen sich zunehmend und weichen gläsernen Absturzsicherungen, der Boden wird durchsichtig und gibt den Blick auf die 33 Meter hohe Klippe darunter frei.

Glas

Der Bau des gläsernen Stegs erforderte ein hohes Maß an Detailgenauigkeit und eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekten, Glasverarbeitern, Metallbauern und weiteren am Bau Beteiligten. Er wurde im Werk vorgefertigt und als Gesamtkonstruktion auf die Baustelle angeliefert. Die Basis bildet ein in U-Form geschweißter Hohlprofilträger. Aus statischen Gründen wurden dessen Seitenelemente im Querschnitt trapezförmig ausgebildet. Vom Eintritt des Stegs immer niedriger werdend, sind sie am Ende nur noch wenige Zentimeter hoch. Die Absturzsicherung übernehmen Scheiben aus Verbundsicherheitsglas, die in U-Profilen eingespannt, innenseitig verdeckt an den Trapezprofilen befestigt sind.

Die Tragkonstruktion des Bodens besteht aus einem Trägerrost aus Hohlprofilen, der zwischen die Hauptträger eingeschweißt ist. Darüber sind die ersten fünf Meter als Sauberlaufzone ausgebildet: Ein dem Steg vorgelagerter grober Gitterrost löst den größeren Schmutz von den Schuhen der Nutzer, die anschließende Sauberlaufmatte den feineren. Für den gläsernen Teil der Lauffläche kam ein begehbares Verbundsicherheitsglas (VSG) zum Einsatz, das eigentlich für Innenräume konzipiert ist und für den Skywalk modifiziert wurde, indem sein normalerweise dreischichtiger Aufbau um eine weitere Scheibe verstärkt wurde.

Über spezielle Silikonprofile sind die 5,2 cm dicken Glaselemente mit dem Trägerrost verbunden. Auch die Scheiben untereinander sind mit Silikon verfugt, sodass leichte Bewegungen des Stegs abgefangen werden können. Um stehendes Wasser auf dem Boden zu verhindern, wurde die Konstruktion um 2,5% in Querrichtung geneigt und ein Ablaufprofil hinter einer Blende installiert. Die Glasoberflächen sind mit einer gerasterten Antirutschbeschichtung bedruckt, die das gefahrenfreie Betreten des Skywalks auch bei Regen oder Feuchtigkeit erlaubt. -cwi

Bautafel

Architekt: Stadermann Architekten, Hausen
Projektbeteiligte: Glaskontor Erfurt, Erfurt-Kerpsleben / Saint-Gobain Glassolutions; Werner Metall, Beuren
Bauherr:
Gemeinde Sonnenstein
Fertigstellung: 2017
Standort: Sonnenstein im Eichsfeld, Thüringen
Bildnachweis: Gerold Grimm, Leinefelde-Worbis für Saint-Gobain, Aachen

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