Skovbakke-Schule in Odder

Kleinteilige Dachlandschaft zur stadträumlichen Einbindung

Die ersten neun Schuljahre verbringen fast 90 Prozent der dänischen Kinder in einer sogenannten Folkeskole. Die einheitliche Schulform soll dafür sorgen, Heranwachsende unabhängig von ihrer sozialen Herkunft entsprechend ihren Fähigkeiten zu fördern und auf das Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten. Um dies zu erreichen, wird regulärer Unterricht mit organisierten Freizeitaktivitäten verbunden. Die Skovbakkeskolen im Städtchen Odder südlich von Aarhus war in die Jahre gekommen. Trotz einiger Umbaumaßnahmen in der Vergangenheit schien sie der Gemeindeverwaltung ungeeignet für einen zeitgemäßen Unterricht. So wurde das im Schulbau erfahrene Architekturbüro CEBRA aus Aarhus mit einem Neubau beauftragt, der 2018 fertiggestellt wurde. Er bietet Platz für 650 Grundschüler und 100 Kinder in einer integrierten Tagesstätte.

Das enorme Volumen des Schulgebäudes ist aufgegliedert durch Satteldächer und bezieht sich damit auf die Wohnhäuser in der Umgebung
Der Aspekt der Bewegung spielt eine besondere Rolle bei der Gestaltung – körperliche Aktivitäten sollen fester Bestandteil des Schulalltags sein
Spielerisch in die aluminiumbekleidete Fassade eingestreut wirken die verschieden großen, quadratischen Fenster

In Anlehnung an die umgebende Wohnbebauung, bei der ein- bis zweigeschossige Häuser mit Satteldächern dominieren, schufen die Planer einen ausgedehnten Gebäudekomplex, dessen maximal zwei Geschosse unter einer bewegten Dachlandschaft vereint sind. Diese setzt sich aus vielen Satteldächern zusammen, die die gleiche Neigung aufweisen, aber unterschiedlich weite Felder überspannen. Das Bauvolumen mit einer Gesamtfläche von 9.300 Quadratmetern erscheint damit kleinteiliger. „Wir beschlossen, geneigte Dächer und eine auf den Menschen bezogene Größe zu verwenden, die bei Schülern und Einwohnern eine Identifikation mit dem Gebäude erzeugt“, erläutert Architekt Carsten Primdahl. Spielerisch in die aluminiumbekleidete Fassade eingestreut wirken die verschieden großen, quadratischen Fenster. Sie bieten einen Hinweis auf das Innenleben der Schule, deren Klassenräume, Flure und Gemeinschaftsbereiche mit variierenden Deckenhöhen, Raumgrößen und Lichtszenarien gestaltet sind. Den wechselnden Bedürfnissen der Kinder beim Lernen und Spielen soll so entsprochen werden.

Im Grundriss besteht die Schule aus vier, entlang einer gemeinsamen Achse verschobenen Riegeln. Einer ist breiter als die übrigen und beinhaltet ein geräumiges Atrium, das durch die benachbarten „Gebäudefinger“ gefasst wird. Zwischen den Gebäudetrakten entstehen drei thematisch unterschiedlich gestaltete Pausenhöfe: ein kreativer, ein wissenschaftlicher und ein sportlicher Freibereich. Überhaupt spielt der Aspekt der Bewegung eine besondere Rolle – körperliche Aktivitäten sollen fester Bestandteil des Schulalltags sein. Mit einfachen Mitteln wurden multifunktionale Räume geschaffen, die sich dem Lernstoff und den Bedürfnissen der Kinder flexibel anpassen lassen. Zu jedem Klassenraum gehört ein Bereich für spielerische Bewegung; die Fluchtwege lassen sich dank entsprechender Markierungen am Boden als Laufbahnen nutzen. Eine direkte Verbindung der Sporthalle mit dem Atrium sorgt dafür, dass die Kinder sie in den Pausen nutzen können. Die mit Sitzstufen versehenen flachen Treppen im zentralen Foyer werden nach Bedarf zur Zuschauertribüne und sind als Treffpunkt bei jeder Altersstufe beliebt.

Die vier Gebäudetrakte haben nicht nur direkten Zugang zum verbindenden Atrium, sondern auch zum Außenbereich, in den sich die Sport- und Spiellandschaft fortsetzt. Ein angrenzender Naturraum wurde berücksichtigt: Neu gepflanzte Bäume markieren behutsam den Übergang des Schulgeländes zum nahen Wald. Das Holz der wenigen Bäume, die dem Neubau weichen mussten, wurde zur Bekleidung der Loggien sowie für die Innenausstattung verwendet.

Dach

Aus dem zweigeschossigen Gebäudevolumen entwickelten die Planer eine Struktur mit giebelständigen Satteldächern. Aufgrund einer der örtlichen Architektur entlehnten Größenordnung und der farblichen Gliederung ist der Gebäudekomplex selbst als Dorf wahrnehmbar – mitsamt Gassen und Wege, verschachtelten Häusern und Plätzen.

Die Dachlandschaft ist eine Stahlkonstruktion, die von den Innenwänden und im zentralen Atrium von hohen und schmalen Verbundstützen getragen wird. Tageslicht gelangt durch verschiedene Öffnungen in die darunterliegenden Räume: Mal sind es einfache Dachfenster bzw. Oberlichter, dann wurden separate, an zwei Seiten verglaste Giebel eingefügt oder aber der Querschnitt sich überschneidender Dachflächen verglast. Die Innenräume mit unterschiedlicher Höhe, Größe und Kubatur sind abwechslungsreich und sorgen für ruhigere und belebtere Zonen.

Dachaufbau (von außen nach innen):

  • Dachpappe, zweilagig
  • 15 mm Sperrholzplatte
  • 45 mm Trapezblech
  • gewalzte Stahlträger
  • Hinterlüftung mit Raumluft
  • Innenverkleidung mit Akustikplatten

In den gedämmten Abschnitten wird die Dämmung durch eine Dampfsperre nach der Hinterlüftungsebene auf der Innenseite abgesperrt.

Bautafel

Architekten: CEBRA, Aarhus
Projektbeteiligte: MT Højgaard, Søborg (Bauausführung, Statik)
Bauherr: Gemeinde Odder, Dänemark
Fertigstellung: 2018
Standort: Tværgade 12, 8300 Odder, Dänemark
Bildnachweis: Adam Mørk, Kopenhagen / CEBRA, Aarhus

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