Servicezentrum Theresienwiese in München

Kupfer-Fassaden

Bis zum Jahr 2003 waren städtische Behörden, Polizeiwache und Sanitätsstation zum Zweck der Besucherbetreuung während des traditionellen Oktoberfests in einem Containerdorf am Rand des Wiesn-Geländes untergebracht. Dieses Dauerprovisorium bestand fast dreißig Jahre und entsprach zuletzt weder baulich noch sicherheitstechnisch zeitgemäßen Standards. Es galt also ein Gebäude zu entwickeln, das kein Haus im eigentlichen Sinne ist und nicht als erste feste Bebauung das jahrhundertelang freigehaltenen Wies’n-Feldes gesehen wird. Es soll eher als notwendiges Aggregat, als „Infrastrukturgerät“ des Oktoberfestes in Erscheinung treten. In den Monaten zwischen den Oktoberfesten muss es, weitgehend unbenutzt, gut gesichert die technischen Kostbarkeiten seines Innenlebens schützen - während des Oktoberfestes soll seine eigentliche Funktion deutlich sichtbar sein.

Kupferfassaden mit Hubtoren
Kupferfassaden geschlossen
Fassadendetail mit geöffneten Hubtoren

Der im Sommer 2002 vom Architekturbüro Volker Staab entwickelte Wettbewerbsentwurf zeigt einen Baukörper in einer präzisen, einfachen Form, der seine innere Struktur ausschließlich an den komplexen Funktionsanforderungen orientiert. Mit der jährlichen Inbetriebnahme des Gebäudes zum Festbeginn ändert sich dessen äußeres Bild: Drei große, nach oben aufgefahrene Hubtore, zum Teil mit perforiertem Kupfer bekleidet, markieren weithin sichtbar die drei öffentlichen Eingänge im Osten des Gebäuderiegels. Hinterleuchtete Schriftzüge kennzeichnen die Eingänge: Festleitung, Erste Hilfe und Polizei. Der dahinter liegende Flur entlang der Ostfassade verbindet alle Bereiche: die Polizeiwache im südlichen Gebäudeteil, die Einsatzzentrale der Feuerwehr und die Sanitätsstation des BRK mit Behandlungs- und Ruheräumen im mittleren Bereich sowie im Nordflügel die Räume des Fremdenverkehrsamtes, des Jugendamtes und des Fundbüros.

Das gesamte Gebäude ist darauf ausgelegt, dass während der Schließzeiten keinerlei Wartungs- und Pflegearbeiten erforderlich sind. Lediglich die Trinkwasserleitungen müssen regelmäßig durchgespült werden, um die Entstehung von Keimen zu verhindern.

Fassade
Fassade und Dach des wie ein Monolith gestalteten Gebäudes sind nahezu komplett mit walzblankem Kupfer bekleidet. Nach etwa einem Jahr ist die Hülle aus Kupfer aufgrund der Oxidation von dunkelbraun bis schwarz nachgedunkelt. Einige Jahre später wird in den direkt der Bewitterung ausgesetzten Dach- und Fassadenbereichen die Ausbildung der kupfertypischen grünen Patina beginnen, wodurch sich das Objekt optisch endgültig der Umgebung auf der Wies’n anpassen wird.

Der kupferne Baukörper verrät über seine differenzierte Oberfläche, durch den Wechsel zwischen geschlossenen und perforierten Tafeln seine inneren Strukturen. Die Bewegungsräume sind verglast und durch die kupfernen Streckmetallbleche sowohl gegen die zu starke Sonneneinstrahlung als auch gegen Vandalismus gesichert. Durch die komplette Umhüllung des Gebäudes werden alle Bereiche, die von der Wiese aus erreichbar sind, geschützt. Nur die Innenhöfe, von außen nicht zugänglich, sind großflächig verglast. Diese Höfe an der Gebäuderückseite, die konsequent der Belichtung der Innenräume dienen, erhalten durch die kräftige grüne Färbung der Gläser einen leicht entrückten Charakter, der einen Kontrapunkt zu den eher hermetisch wirkenden Außenfassaden bildet. Auch an den Stirnseiten des Gebäudes wurden Öffnungen für die dahinter liegenden Räume geschaffen: Über faltbare kupferne Fensterläden kann die Außenhaut für die dahinter liegenden Büronutzungen geöffnet werden.

Die gestalterisch und handwerklich perfekte Ausführung wurde mit dem Deutschen Fassadenpreis 2005 des Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e.V. ausgezeichnet. Die Jury zeigte sich von der Ambivalenz zwischen Haus und Aggregat des Gebäudes überzeugt und betonte insbesondere die präzise Ausarbeitung aller Details und Anschlüsse der beispielhaften Kupferbekleidung. Das Informationszentrum wurde ebenfalls mit einem 1. Preis beim Tecu Award 2005 ausgezeichnet.

Bautafel

Architekten: Staab Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Cronauer Beratung & Planung, München (Tragwerk); Tecu/KME, Osnabrück (Kupfer Fassaden); Gartner Tore + Service, Gundelfingen (Hubtore)
Bauherr: Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft
Fertigstellung: 2004
Standort: Matthias-Pschorr-Straße 4, 80336 München
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin

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