Schwammstadt

Regenwasser lokal speichern

Mittlerweile ist sie auch im nördlichen Europa bekannt: Die ermüdende Hitze an heißen Sommertagen in der Stadt. Der große Anteil an versiegelten Oberflächen führt dazu, dass sich Städte tagsüber aufheizen und nachts langsamer abkühlen. Der hohe Versiegelungsgrad heutiger Siedlungs- und Verkehrsflächen wirkt sich auch auf das Regenwassermanagement aus. Da es nicht lokal versickern kann, muss das Regenwasser kanalisiert und abgeführt werden. Dies hat zur Folge, dass das Grundwasser nicht ausreichend aufgefüllt wird und es Stadtbäumen an Wasser fehlt. Bei den zunehmenden Starkregenereignissen kommt es außerdem schneller zu einer Überlastung des Kanalnetzes.

Auch Retentionsflächen speichern Niederschlagswasser.
Begrünte Dächer können im Schnitt mindestens 60% des Jahresgesamtniederschlags zurückhalten. Im Bild: Markt in Porto, Portugal.
Mithilfe extensiver Dachbegrünung wird somit zwischen 40 und 320 Liter Wasser pro Quadratmeter gespeichert. Im Bild: das Dach der Bundeskunsthalle Bonn.

Der Begriff „Schwammstadt“ bezeichnet ein Konzept der Stadtplanung, bei dem Regenwasser lokal gespeichert wird, anstatt es zu kanalisieren und abzuführen. Dies fördert einerseits die Versickerung, da Rückhalteflächen wie Grünflächen und Feuchtgebiete das Wasser wie ein Schwamm aufsaugen. Zudem kühlt die Verdunstung des Wassers die Luft ab und wirkt sich positiv auf das Stadtklima aus. Da Pflanzen dank ihres Blätterdachs auf kleiner Fläche eine hohe Verdunstung erzielen, werden sie vermehrt in die Stadtplanung miteinbezogen. Andererseits erhöhen Teiche, Mulden, technische Feuchtgebiete oder auch unterirdische Regenwasserspeicher die Speicherfähigkeit der Stadt, die dadurch besser für Starkregenereignisse gewappnet ist.

Eine Besonderheit des Schwammstadt-Ansatzes ist dessen ganzheitliche Konzeption und die Schaffung von multifunktionalen Flächen, die Regenwasser speichern oder bei starkem Niederschlag geflutet und ansonsten anderweitig genutzt werden können. So schaffen beispielsweise tiefergelegte Sportplätze oder Grünflächen Aufenthaltsqualitäten und dienen im Fall von Starkregen als Wasserauffangbecken. Das Konzept der Schwammstadt kann dabei helfen, Siedlungen ganzheitlich zu transformieren und an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Zentral dabei ist, dass systemisch und interdisziplinär gedacht wird, um einen möglichst natürlichen Wasserkreislauf herzustellen oder zu erhalten und die Stadt-, Grün- und Verkehrsplanung zu integrieren. Dies erfordert ebenfalls Anpassungen in der Gesetzgebung sowie eine gute Zusammenarbeit der beteiligten Akteur*innen. -sh

Bauwerke zum Thema

Das Kendeda Building for Innovative Sustainable Design wurde von Miller Hull Partnership und Lord Aeck Sargent auf dem Campus des Georgia Institute of Technology entworfen.

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