Schulpavillon Allenmoos II in Zürich

Spezialeinsatz für Kolumba-Ziegel als Riemchen und Lehmeinlage

Neun Primarklassen und bis zu 250 Kinder werden in der Schule Allenmoos im Züricher Quartier Unterstrass unterrichtet. Für die Betreuung nach Schulschluss stehen insgesamt drei Hortgebäude zur Verfügung; eines davon ist der Pavillon Allenmoos II, er ersetzt seit 2012 einen Bestandsbau von 1958. Eingebettet in Park- und Sportanlagen und in unmittelbarer Nähe des Schulhauses gelegen, fällt der Pavillon vor allem durch die Materialität seiner Fassaden aus Stampflehm und Ziegeln auf.

Westansicht des Schulpavillons für die Betreuung von 60 bis 100 Kindern
Die Kolonnade bietet bei jedem Wetter eine geschützten Spielzone
Ein sich über die gesamte Gebäudelänge erstreckendes Oberlichtband läst viel Tageslicht ins Innere; rechts im Bild ist der zurück versetzte Eingang zu sehen

Für den neuen Schulpavillon zeichnen Boltshauser Architekten verantwortlich, vom ursprünglichen Bau von Jakob Padrutt blieb nicht viel erhalten, denn eine vom Hochbauamt der Stadt Zürich veranlasste Zustandsanalyse bescheinigte mangelnde Standsicherheit. Einzig die Fundamente und das Untergeschoss ließ man stehen, hierauf erheben sich nun neu errichtete, lichtdurchflutete Betreuungsräume. Der eingeschossige, etwa 62 Meter lange Baukörper entspricht in seinen Abmessungen annährend seinem Vorgänger. Nach Süden erweiterten ihn die Architekten um eine Kolonnade mit Pfeilern aus Stampflehm.

Der Eingang liegt zurückversetzt an der Nordostecke des Gebäudes. Von hier gelangen Kinder und Betreuer über einen fast die gesamte Gebäudelänge reichenden, hellen Flur in die einzelnen, nach Süden orientierten Gruppenräume und den Werkraum. Am Ende des Flurs gibt es noch WCs, ein Büro und eine große Küche. Außerdem führt an der Nordseite eine Außentreppe ins Untergeschoss zu den alten Schutzräumen, die heute für die Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung genutzt werden.

Der Flur ist durch breite Nischen aufgeweitet, die als Eingangszonen für je zwei Gruppenräume dienen. Die Trennwände dazwischen sind aus Glasbausteinen, außerdem sorgt ein aufgesetztes Oberlichtband für die Belichtung von Flur und Gruppenräumen. Auch von Norden gelangt Tageslicht in den Flur, hier sind zwei große, bodentiefe Verglasungen in die Fassade eingelassen. Die Gruppenräume sind schlicht und in hellen Farben gestaltet. Über Schiebeelemente lassen sie sich zusammenschalten und somit flexibel für 60 bis 100 Schüler nutzen. Zum südlich gelegenen Säulengang öffnen sich die Gruppenräume mit etwa 6,00 x 3,00 Meter großen Fensterflächen, die den Blick ins Grüne freigeben. Die Kolonnade ist von den Räumen aus unmittelbar zugänglich und bietet den Kindern an regnerischen oder heißen Tagen einen geschützten Außenbereich zum Spielen.

Dank einer starken Dämmung und kontrollierter Lüftung erreicht der Bau den Minergiestandard für Neubauten (36 kWh/m²a). Die Verwendung natürlicher Materialien sorgt für ein angenehmes Klima und schadstoffarme Raumluft. Damit Lärm nicht zum Störfaktor wird, sind alle Räume und der Flur mit abgehängten, gelochten und dadurch schallabsorbierenden Deckenpaneelen ausgestattet. Die Gestaltung der Wände am Eingang und einiger Bodenflächen erfolgte durch die Künstlerin Marta Rauch-Debevec unter Verwendung von Zeichnungen der Allenmoos-Schüler.

Mauerwerk
Der Pavillon ist ein einschaliger Stahlbeton-Massivbau. An seinen tragenden, 23 cm dicken Wänden sind 25,5 cm dicke Wärmedämmplatten befestigt. Als Fassadenbekleidung wählten Boltshauser Architekten den sogenannten Kolumba-Ziegel. Der lang gestreckte Backstein wurde ursprünglich für das Diözesanmuseum Kolumba in Köln in Zusammenarbeit mit dessen Architekten Peter Zumthor entwickelt; inzwischen ist er serienmäßig erhältlich. Für die Fassade des Hortpavillons kommt der handgefertigte Ziegel im Farbton K 43 mit den Sondermaßen 20 x 110 x 530 mm zum Einsatz. Ähnlich wie Riemchen sind die dünnen Ziegel mit objektbezogener Zulassung auf die Dämmplatten geklebt. Damit handelt es sich bei dem Wandaufbau streng genommen um ein Wärmedämmverbundsystem. Mauerwerksregeln wie etwa der Verband oder das Überbindemaß mussten bei dieser Art der Verwendung nicht beachtet werden, sodass die Ziegel anstatt versetzt linear übereinander angeordnet wurden und ein rasterartiges Fugenbild entstand. Innen sind die Wände mit einem 20-mm-Grundputz und einem 2-mm-Lehmputz versehen. Das Material wirkt sich günstig auf das Raumklima aus, da es Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann.

Bei den Kolonnaden kommt ein ungewöhnlicher Materialmix aus Lehm und den dünnen Kolumba-Ziegeln zum Einsatz. Die schmale Betonüberdachung wird von Pfeilern und Wänden getragen. Für deren Konstruktion wurde der erdfeuchte Lehm in druckfeste Schalungen geschüttet und mittels hydraulischer Stampfgeräte verdichtet. So entstanden ablesbare horizontale Schichten, in die zusätzlich die 20 mm dünnen Ziegel flach eingelegt wurden. Die Ziegel stehen leicht aus der Wand hervor und erzeugen dadurch feine waagrechte Streifen, die die Schichtung noch betonen. Der Abstand zwischen den Ziegelstreifen orientiert sich an den Abmessungen der angrenzenden Klinkerfassade, wobei er sich von unten nach oben von zwei auf vier Schichten vergrößert (siehe Abb. 5).

Bautafel

Architekten: Boltshauser Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: BKM Ingenieure, St.Gallen (Statik); Mühlebach Partner, Wiesendangen (Bauphysik); Howoldt Metallbautechnik, Urdorf (Fassadenplanung); Martin Rauch / Lehm Ton Erde, Schlins (Lehmbau); Renowall WDVS Systemtechnik, Bad Oldesloe (Wärmedämmverbundsystem); Petersen Tegl, Broager (Klinker); Marta Rauch-Debevec, Schlins (Boden- und Fliesengestaltung); Schmid Landschaftsarchitekten, Zürich (Landschaftarchitektur)
Fertigstellung: 2012
Bauherr: Stadt Zürich
Standort: Hamamelisweg 7, 8057 Zürich
Bildnachweis: Beat Bühler, Zürich; Paul Kozlowski, Zürich; Boltshauser Architekten, Zürich

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