Schaltbares Glas

Bei schalt- und regelbaren Sonnenschutzgläsern übernehmen die Glasscheiben die Aufgaben des Sonnenschutzes, der Blendfreiheit des Wärmeschutzes und der Einhaltung der jeweils geforderten Energiebilanz usw. Im Gegensatz zu klassischen Sonnenschutzgläsern, die mittels Einfärbungen oder Beschichtungen ihre Eigenschaften nicht verändern können, verfärben sich die variablen Gläser nur bei Bedarf und verdunkeln so den Raum nicht das ganze Jahr über. Darüber hinaus funktionieren schaltbare Gläser witterungsunabhängig und erfordern einen geringen Wartungsaufwand.

Das Glas reagiert auf die Aktivierung durch Sonnenlicht und verdunkelt entsprechend
Bei Bedarf lassen sich die Gläser komplett verdunkeln
An der Westfassade des Century Colleges in Minnesota wurde schaltbares Glas in der Bibliothek eingebaut

Ein Nachteil ist die Trägheit dieser Glassyssteme. Es vergehen oft 20 Minuten bis eine vollständige Verfärbung des Glases eingetreten ist. Ebenso viel Zeit nimmt die Entfärbung in Anspruch. Die Steuerung elektrochromer Gläser ermöglicht eine Verringerung der Lichttransmission auf 15 bis 50%, der Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) kann auf 12 bis 36% reduziert werden. Sowohl bei der Sonnenschutzstellung als auch bei der Reflexion sind Durchsicht und Tageslichteinfall gewährleistet.

Im Einzelnen unterscheidet man zwischen folgenden Gläsern:

  • Elektrochrome Gläser
    Die Schaltung von klarer Durchsicht auf dunkelblaue Farbe erfolgt über schwache elektrische Spannungsimpulse. Sie regulieren die Licht- und Wärmedurchlässigkeit der beschichteten Isoliergläser; die Durchsicht bleibt erhalten.

  • Gasochrome Gläser
    In gasochromen (oder gaschromen) Systemen färbt sich durch Einbringen von Wasserstoff in den Scheibenzwischenraum eine im Mehrscheiben-Isolierglas integrierte Wolfram-Oxid-Schicht blau, durch Einbringen von Sauerstoff entfärbt sie sich wieder. Die Transmission ändert sich von 65% auf 10%. Durch Verlängerung der Schaltzeit soll es möglich sein, die Blaufärbung zu verhindern, was jedoch nur mit höheren Transmissionswerten zu erreichen ist.

  • Photochrome Gläser
    Schaltung von klarer Durchsicht auf grau-braune Farbe, Produktion z.B. für Sonnenbrillengläser, jedoch vorerst keine großformatigen Gläser.

  • Photoelektrochrome Gläser
    Kombination aus elektrochromen Schichten und einer elektrochemischen Solarzelle, Schaltung von klarer Durchsicht auf blaue Farbe, zur Zeit noch Labormuster.

  • Thermochromes Glas
    Eine im Mehrscheiben-Isolierglas integrierte Vanadium-Oxid-Schicht schaltet durch Temperatur. Nach heutigem Kenntnisstand färbt sich die Schicht jedoch nicht, sondern die Schaltung betrifft nur den unsichtbaren Infrarot-Bereich. Bei tiefen Temperaturen werden die wärmenden IR-Strahlen der Sonne durchgelassen, bei hohen Temperaturen reflektiert.

  • Thermotropes Glas
    In einer im Mehrscheiben-Isolierglas integrierten Gelschicht befinden sich zwei verschiedene Substanzen, die sich ab einer bestimmten Temperatur mischen bzw. entmischen. Im vermischten Zustand ist die Folie durchsichtig (bei niedriger Temperatur). Bei Überschreiten der Sprungtemperatur werden diese Folien trübe und somit wird der Energieeintrag in das Gebäude verringert. Durch die Trübung ist in diesem Zustand eine Durchsicht nicht möglich. Bei sinkender Temperatur wird die Scheibe wieder durchsichtig.

  • PDLC Polymer-Dispersed-Liquid-Crystal
    Eingeschränkte Transparenz, Produkt hat Marktreife als schaltbarer Sichtschutz im Innenraum, z.B. als zuschaltbare Projektionsfläche.

  • SPD Suspended-Particle-Devices
    Vergleichbar mit PDLC, zur Zeit Prototyp-Stadium.

  • HYSWIM Hydrogen Swichtable Mirrors
    (Schaltbare Spiegel), Schaltung durch Reflexion, zur Zeit noch Labormuster

Fachwissen zum Thema

Der Gesamtenergiedurchlassgrad, kurz g-Wert genannt, erfasst die Energiedurchlässigkeit von transparenten Bauteilen und setzt sich zusammen aus der direkten Transmissionswärme und der sekundären Wärmeabgabe durch Abstrahlung und Konvektion.

Der Gesamtenergiedurchlassgrad, kurz g-Wert genannt, erfasst die Energiedurchlässigkeit von transparenten Bauteilen und setzt sich zusammen aus der direkten Transmissionswärme und der sekundären Wärmeabgabe durch Abstrahlung und Konvektion.

Bauphysik

Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert)

Die Lichtdurchlässigkeit einer Verglasung bemisst sich an dem für Menschen sichbaren Spektralbereich von 380 nm bis 780 nm.

Die Lichtdurchlässigkeit einer Verglasung bemisst sich an dem für Menschen sichbaren Spektralbereich von 380 nm bis 780 nm.

Herstellung/​Eigenschaften

Lichtdurchlässigkeit

Sonnenschutzverglasung der Aachen Münchener Versicherung in Aachen (Kadawittfeldarchitektur, Aachen)

Sonnenschutzverglasung der Aachen Münchener Versicherung in Aachen (Kadawittfeldarchitektur, Aachen)

Bauphysik

Sonnenschutz: Sonnenschutzgläser

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