Sanierung Haus des Rundfunks in Berlin

Wiederherstellung des Fassadenbildes nach Poelzig

In den Jahren 1929 bis 1930 wurde das Haus des Rundfunks nach Plänen von Hans Poelzig* im Berliner Bezirk Charlottenburg erbaut und 1931 eröffnet. Das Haus ist eines der ersten Rundfunkgebäude Europas. Gegenüber von Funkturm und Messe Berlin erstreckt sich die mehr als 150 Meter lange Hauptfassade entlang der Masurenallee. Mit seinen geschwungenen Seitenteilen bildet das Gebäude eine dreieckige Grundform. Die Büro- und Redaktionsräume ordnete Poelzig an den geschwungenen Außenseiten des Gebäudes an und schirmte die innenliegenden Sendesäle dadurch weitgehend vom Straßenlärm ab. Seine Fassaden sind mit großformatigen, glasierten Keramikplatten und hochgebrannten Klinkern verblendet.

Hauptfassade und geschwungene Seitenfassade
Die sechsfach gebrannten Keramiken der Hauptfassade bieten im Sonnenschein ein leuchtendes Farbspiel
Eingang an der Bredtschneiderstraße

Zunehmende Schäden an der denkmalgeschützten Fassade infolge von Kriegs- und Witterungsschäden sowie einer ersten unschlüssigen Sanierung von 1987 machten umfassende Sanierungsarbeiten notwendig: Keramikteile waren abgeplatzt, Ansatz und Fugen zeigten Ausbrüche und Risse, die in den 1980er-Jahren nachgebrannte Keramik wies den falschen Farbton auf. Im Auftrag des Rundfunks Berlin-Brandenburg RBB erfuhren die Fassaden in zweijähriger Bauzeit eine behutsame Instandsetzung unter Leitung des Berliner Architekturbüros Bräunlin + Kolb.

Sanierung Mauerwerksfassaden
Ziel der Sanierung war es, das ursprüngliche Gesamtbild der Fassade nach Poelzig wiederherzustellen und möglichst viel von der Originalsubstanz zu erhalten. Im ersten Schritt erfolgte eine umfassende Schadens- und Maßnahmenkartierung der drei Fassaden: Dazu wurde jede einzelne Keramik auf Hohlstellen abgeklopft, die Fugen auf Risse und der Fugenmörtel auf seine chemische Zusammensetzung untersucht. Zudem erfolgte eine Bewertung des Korrosionszustandes der Stahlträger über den Fenstern.

Die Sanierung erfolgte in sieben Bauabschnitten, beginnend im Sommer 2012 mit den seitlichen Fassaden zur Bredtschneider- und Soorstraße. In der zweijährigen Sanierungsphase arbeiteten die Architekten mit dem Berliner Restaurator Hans Schelkle der RMS Restaurierungsgesellschaft zusammen. Für die Instandsetzung von 4.800 Quadratmetern hochgebrannter Klinkerfassade und 3.000 Quadratmetern Baukeramik testeten die Architekten mehrere regionale Ziegeleien bei der Bemusterung neuer Klinker und Keramikteile, um den ursprünglichen Farbton wiederherzustellen. Nach ausführlichen Bemusterungen und Tests vor Ort wurden die einzelnen Fassadenelemente aufwendig nachgebrannt und von Hand ausgewählt. Kleinere Schäden wurden durch Formergänzungen behoben, der gesamte Fugenmörtel ausgeräumt und mit elastischem Kalkmörtel neu verfugt. Im Zuge der Sanierung freigelegte Stahlträger wurden je nach Zustand teilweise ersetzt oder mit Korrosionsschutz versehen. Zur Verankerung schwerer Sturzkeramiken wurden Sonderlösungen ausgeführt. Seit Abschluss der Arbeiten im Dezember 2013 erscheinen die Fassaden am Haus des Rundfunks wieder wie das Original von Poelzig.

*Hans Poelzig (geb. 30. April 1869 in Berlin; † 14. Juni 1936 ebenda) war ein deutscher Architekt. Als Vorsitzender prägte er den Deutschen Werkbund ab 1919 maßgeblich mit und gilt als ein wichtiger Vertreter der Neuen Sachlichkeit.

Bautafel

Architekten: Hans Poelzig, Berlin (Neubau 1929); Bräunlin + Kolb (Sanierung 2013)
Projektbeteiligte Sanierung: RMS Restaurierungsgesellschaft, Berlin
Fertigstellung: 1931 und 2013 (Sanierung)
Standort: Masurenallee 8-14, 14046 Berlin
Bildnachweis: Bräunlin + Kolb, Berlin; Barbara Schmidt, Berlin

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