Sanierung des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich

Umfassendes Sicherheitskonzept, überzeugende Details

Heute ist es ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung, das Schweizerische Landesmuseum, das nach Plänen des Stadtbaumeisters Gustav Gull entstand. Passend zur vorwiegend mittelalterlichen Sammlung wurde das Ausstellungshaus im historisierenden Stil 1898 eingeweiht und seitdem wiederholt umgebaut. Bereits kurz nach der Fertigstellung entstanden statische Probleme, die Ausstellungsräume reichten schon bald nicht mehr aus.

Brandschutztür aus massivem Eichenholz, plastisch geformt mit einer computergesteuerten Fräse
Tragende Betonwand des neuen Fluchttreppenhauses: Der Handlauf wurde als gefräste Negativform in die Schalung eingelegt
Säulenhalle: Das ursprüngliche Gewölbe aus Schlackenbeton wurde ersetzt

Ein Wettbewerb zur Sanierung und Erweiterung des Landesmuseums wurde im Jahr 2002 zugunsten der Basler Architekten Christ & Gantenbein entschieden. Die erste von drei Etappen der geplanten Maßnahmen ist abgeschlossen: Der so genannte Bahnhofflügel mit einer Säulenhalle im Erdgeschoss und der Ruhmeshalle im Obergeschoss wurde saniert und modernisiert. Dazu gehörten Maßnahmen zum verbesserten Brandschutz, zur Stabilisierung des Tragwerks und zur Erdbebensicherheit. Die Architekten nennen ihre Eingriffe in den Bestand „kreative Rekonstruktion“: Behutsam führten sie die massiv veränderten Innenräume unter Einbeziehung neuer Elemente möglichst nahe an den ursprünglichen Zustand zurück. Ab August 2009 wird hier erstmals eine Ausstellung die Geschichte der Schweiz bis in die Gegenwart erzählen.

In der nächsten Etappe bis 2012 wird ein anderer Flügel saniert und ein neuer errichtet, der die gesamte Anlage erweitert. Er schließt an zwei Stellen an den Altbau an und schließt dessen offene U-förmige Figur zu einem Ring. Die geplante Wegeführung durch einen Torturm in den Museumshof, über den Gartenhof und schließlich unter dem brückenförmigen Neubau hindurch in den Park soll das Museum zum urbanen Ort werden lassen.

Sicherheit
Das Sicherheitskonzept des Hauses war bisher absolut mangelhaft: Es gab wenige Ausgänge, keine durchgehenden Treppen und auch keine Brandabschnitte. Zudem bestanden statische Probleme. Mit seiner Sanierung wurde das Museum an die schweizerischen Normen zur Erdbebensicherheit angepasst. Dafür wurde ein flaches Segmentbogengewölbe im Sockelgeschoss durch Unterbetonierung verstärkt und Stahlträger in den oberirdischen Gebäudeteilen durch zusätzliche Träger verstärkt und ausgesteift. In der Säulenhalle wurde eine Gewölbedecke aus Schlackenbeton abgebrochen und in identischer Geometrie aus bewehrtem Beton wiedererrichtet.

Ein neues, innenliegendes Fluchttreppenhaus ist mit einer besonders dicken mittigen Betonwand ausgeführt, in deren Schalung die Negativform eines Handlaufs eingelegt wurde. Dieser wurde dreidimensional am Computer entwickelt und fügt sich harmonisch in den Bestand ein. Vier neue Brandschutztüren aus massivem Eichenholz sind in die Natursteinwände der Ruhmes- und der Säulenhalle eingebaut. Ihr an Bildern historischer Türen orientiertes Dekor wurde ebenfalls am Computer entwickelt und eingefräst. Die zweiflügeligen Türen sind rahmenlos eingebaut, technische Elemente wie Radarsensoren sind unsichtbar hinter der Verkleidung integriert. Der Antrieb ist in einer vorfabrizierten Stahlwanne in den Boden eingelassen, die von einer Terrazzooberfläche bedeckt ist. Schließfolgeregelung und Türantrieb lassen sich ohne Demontage kontrollieren und warten.

Als integraler Bestandteil des Brandschutzkonzeptes ist das Haus mit einer modernen Brandmeldeanlage ausgestattet worden. Die Deckengewölbe erhielten ein unauffälliges Rauchabsaugsystem, alle anderen Räume konventionelle Rauchmelder. Für die Ruhmeshalle wurden verschiedene Entrauchungssysteme zuvor über Simulation getestet.

Ein besonderes Problem für die Sicherheit des Gebäudes sind die vielen unterschiedlichen Räume, die für Besucher zugänglich sind. Es war schwierig, den verschiedenen Sicherheitsanforderungen über die Wegeleitung und Abstimmung der Sicherheitszonen gerecht zu werden. Heute sind die Ausstellungsräume über ein mechanisches Schließsystem gesichert und gelten als eine Sicherheitszone; die übrigen Räume sind über eine berührungslose Zutrittskontrolle gesichert. Per Videokamera überwacht wird das neue Fluchttreppenhaus sowie ein altes Treppenhaus, das ausschließlich als Rettungsweg dient und daher im Normalfall nicht betreten wird. Die Vitrinen und einige Ausstellungsstücke sind mit Alarmanlagen per Funk ausgestattet. Auf Bewegungsmelder wurde verzichtet, weil zu viele Fehlalarme befürchtet wurden, die den normalen Museumsbetrieb einschränken würden.

Die Öffnungen des Sockelgeschosses sind durchgehend fest verglast und vergittert. Spezielle Zylinder schützen die Fenster auf allen anderen Geschossen. Außerdem sind sie nicht von innen zu öffnen und im Erdgeschoss zusätzlich elektronisch mit Glasbruchsensoren gesichert. Die hohe Anzahl an Personal soll zudem die Sicherheit des gesamten Museums gewährleisten. -us

Bautafel

Architekten: Christ & Gantenbein, Basel
Projektbeteiligte: Proplaning, Basel (Projektleitung); INGE Altbau mit bonomo engineering, Rüdlingen und APT Ingenieure, Zürich (Statik); Amstein und Walthert Sicherheit, Oberentfelden(Sicherheitskonzept); Schweizerisches Institut zur Förderung der Sicherheit, Zürich(Brandschutzkonzept)
Bauherr:
Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Bauten und Logistik BBL, Bern
Fertigstellung Etappe I: 2009
Standort: Museumstraße 2, Zürich
Bildnachweis: Christ & Gantenbein, Basel

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