Sanierung: Audimax der TU Braunschweig

Denkmalgerechte Ertüchtigung

Einst mit dem Spitznamen „Brutkasten" versehen und heute ein Denkmal der Nachkriegsmoderne, war der Audimax der Technischen Universität Braunschweig, Teil eines Ensembles am Hochschulforum, nach knapp 60 Jahren sanierungsbedürftig. Die 1958 bis 1971 errichteten Campusbauten stehen für den modernen und demokratischen Neuanfang der TU Braunschweig nach dem Zweiten Weltkrieg. Entworfen hat sie Friedrich Wilhelm Kraemer, einst Professor für Baugestaltung an der lokalen Architekturfakultät und Begründer der Braunschweiger Schule. Das Audimax, südlicher Flügel des Ensembles, wurde 1960 eröffnet. Trotz vergangener Eingriffe erwies sich der Bauzustand des klar gegliederten Baukörpers inzwischen als nicht mehr tragbar und wurde nun nach den Plänen von Krekeler Architekten Generalplaner behutsam energetisch und brandschutztechnisch saniert.

Der Zustand des klar gegliederten Baukörpers mit den großen, zum Teil vollflächig verglasten Fassaden erwies sich nach knapp 60 Jahren als nicht mehr tragbar.
Das Hochschulgebäude wurde nach Plänen von Krekeler Architekten Generalplaner behutsam energetisch und brandschutztechnisch saniert.
Die Architekturschaffenden mussten Denkmal-, Brand- und Wärmeschutz in Einklang bringen und zugleich das Erscheinungsbild und die Oberflächen sowie Kunst am Bau (Hans Arp) bewahren.

Umgang mit dem Bestand

Die Planenden mussten Denkmal-, Brand- und Wärmeschutz miteinander vereinbaren und zugleich das Erscheinungsbild und die Oberflächen bewahren. U-förmig rahmen die Volumen des Audimax', eines siebengeschossiges Verwaltungsgebäude und einer Bibliothek den leicht erhöhten Forumsplatz. Zusammengefasst wird das Ensemble von einer umlaufenden Dachterrasse, die sich in der Ansicht als horizontale Scheibe zeigt. Darunter schaffen allseits geöffnete Kolonnaden eine durchlässige Schicht um jeden der Baukörper.

Der strenge Hörsaalkubus wird von großen, vollflächig verglasten Nord- und Südfassaden, die den Blick auf das obere von zwei gestapelten Auditorien freigeben, sowie massiven West- und Ostfassaden dominiert. Zu der minimalen, kontrastierenden Material- und Farbauswahl gehören eloxiertes Aluminium, Glas, Sichtbeton und Holz in Weiß, Schwarz, Dunkelgrau sowie das Rot der gepolsterten Bestuhlung als einzige markante Farbsetzung. Bei Einweihung waren die Fassaden des Audimax dunkel, erhielten jedoch aufgrund der ungünstigen thermischen Eigenschaften des Anstrichs schon wenige Jahre später ihre helle Oberfläche. Entsprechend wechselten auch die amorphen Metallplatten der Installation Wolkenzug über nachtschwarzem Himmel von Hans Arp an der Westfassade von Silbergrau zu Schwarz. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden sie ebenfalls entfernt, restauriert und wieder an ihrem alten Platz angebracht.

Wärmedämmputz

Auf die ungedämmten Stahlbeton-Hohlkammerwände des Kubus wurde im Rahmen der Sanierung ein Wärmedämmputz aufgebracht. Der mineralische Hochleistungsdämmputz mit 4 cm Auftragsstärke soll den winterlichen und den sommerlichen Wärmeschutz verbessern. Die Veränderung des Erscheinungsbildes durch die neue Putzfassade konnte mithilfe von vorgefertigten Armierungsprofilen reduziert werden, die das Fugenbild der zuvor sichtbaren Stahlbetonelemente nachbilden. Vor dem Aufbringen des Wärmedämmputzes musste eine asbesthaltige Spachtelmasse aus den siebziger Jahren entfernt und eine Betonsanierung durchgeführt werden. Anschließend folgte die Herstellung des Putzgrunds mit einem Vorspritzmörtel und ein 30 mm starker Hochleistungsdämmstoff mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,028 W/mK wurde aufgetragen. Zusammen mit 5 mm Armierungsschicht und 5 mm Dünnfilzputz auf Kalk-Zement-Basis wird eine Gesamtdicke von 40 mm erreicht.

Erhalt der Glas-Aluminium-Fassade

Aufgrund des unzureichenden sommerlichen Wärmeschutzes im Audimax, hervorgerufen vor allem durch extreme Wärmebelastung, bedurften die vollflächig verglasten Nord- und Südfassaden der Instandsetzung. Als Zeugnis der Architektur der Nachkriegsmoderne war allerdings ein Austausch der historischen Aluminium-Glas-Fassade ausgeschlossen. Die neun Meter hohen Elemente wurden komplett demontiert, gereinigt und mit neuen Kopf- und Fußplatten wieder eingebaut. Zur Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes wurde die äußere Verglasung als Isolierverglasung ausgeführt.

Im Inneren wurde die Auseinandersetzung mit dem Bestand konsequent fortgeführt. Die raumprägende Holzdecke im Erdgeschoss musste aus Brandschutzgründen durch nicht brennbare Materialien ersetzt werden. Im überdachten Außenbereich der Kolonnaden konnte dagegen wieder Holz eingesetzt werden. Zugleich konnte die ursprüngliche Beleuchtung wiederhergestellt werden. In den Hörsälen wurde zur Verbesserung der Akustik die Unterdeckenkonstruktion erneuert. Die Bestuhlung ist neu, entspricht aber dem Original und ist im oberen Hörsaal wieder leuchtend rot. Glücklicherweise erhalten bleiben konnten die Böden im Erdgeschoss. -sus

Bautafel

Architektur/ Sanierung: Krekeler Architekten Generalplaner, Brandenburg an der Havel
Architektur 1960: Friedrich Wilhelm Kraemer, Braunschweig
Projektbeteiligte: Martens + Puller, Braunschweig (Tragwerksplanung)
Bauherr/in:
Technische Universität Braunschweig
Fertigstellung:
2020
Standort: Braunschweig
Bildnachweis: Krekeler Architekten Generalplaner (Stefan Melchior), Brandenburg an der Havel

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