Samuel-Heinicke-Realschule in München

Optimierte Hörbedingungen

Die Samuel-Heinicke-Realschule in München bietet Raum für 450 hörgeschädigte und gut hörende Kinder. Sie bietet ein integratives Konzept und ist Teil des Evangelischen Studienheims Augustinum, das Internat und heilpädagogische Tagesstätte vereint. Die Realschule entstand nach Plänen des Gautinger Architekturbüros Rainer A. Köhler in einer Bauzeit von nur 17 Monaten und bei laufendem Betrieb. Neben dem Neubau zeichnen die Architekten auch für die Generalsanierung und Instandsetzung drei bestehender Gebäude verantwortlich, die durch den Neubau zu einem gemeinsamen Gebäude verschmelzen. Entstanden ist ein farbenfroher Bau mit hohen Glasfronten. Im Inneren leuchten die Wände in warmen Rot- und Gelbtönen, in den Klassenzimmern dominiert Weiß.

Leuchtendes Gelb an der Fassade des umgebauten Bestandsgebäudes
Auch im Inneren des Hauses herrschen helle, freundliche Farben vor
Ein weiteres Bestandsgebäude wurde ebenfalls grundlegend saniert

Mikrofone an jedem Platz und elektronische Smart-Boards als Tafelersatz ermöglichen es den hörgeschädigten und gehörlosen Kindern, ohne Einschränkungen am Unterricht teilzunehmen. Die technische Ausstattung wirkt allerdings nur, weil die Akustik der Klassenräume für die Hörbedingungen optimiert wurde.

Akustik
Bei dem Umbau zeigte sich, dass Gipskarton-Lochdecken als einzige akustisch wirksame Flächen nicht ausreichten, um die geforderten Grenzwerte einzuhalten, die für hörgeschädigte Menschen in Sprach- und Unterrichtsräumen eine um 20% reduzierte Soll-Nachhallzeit vorschreiben – für die untersuchten Klassenzimmer bedeutete dies konkret ein Tsoll von höchstens 0,40 Sekunden. Erste Messergebnisse bei Projektbeginn ergaben jedoch mittlere Nachhallzeiten von 0,70 Sekunden.

Um diesen Wert zu senken, war ein ganzheitlicher Lösungsansatz für die Gestaltung der Klassenräume erforderlich. Neben Teppichbodenbelag empfahlen die Akustiker eine Kombination aus Breitband- und Tiefenabsorbern für den Wandbereich. Ihre geeignete Anordnung für jeden einzelnen Raum wurde durch Nachhallzeitmessungen mit drei Absorberarten in unterschiedlicher Größe und Anzahl ermittelt.

An den Wänden kamen Absorber in verschiedenen Formaten zum Einsatz: 2,7 m² Breitbandabsorbermodule, 6,5 m² Tiefenabsorbermodule sowie 2,2 m² schallabsorbierende Magnet-Pinnwandabsorber. Diese eignen sich besonders zur Optimierung der Nachhallzeit und zur Vermeidung von störenden Reflexionen und unterbinden außerdem Flatterechos. Damit ihre akustischen Wirkungen nicht behindert werden, darf ihre Gesamtoberfläche allerdings nur zu einem Drittel verdeckt werden. Bei den eingesetzten Pinnwandabsorbern handelt es sich um gelochte Metallkassetten (0,6 mm) mit weißer Oberfläche, die bauseits mit biolöslichen Mineralwolleplatten versehen sind. Diese akustisch wirksamen Kassetten wurden mit Hilfe von Winkelprofilen als umlaufender Rahmen an den Wänden montiert.

Abschließende Messungen unter Realbedingungen ergaben, dass die Breitband- und Tiefenabsorber die Vorgaben in allen untersuchten Klassenzimmern erfüllen. In mit zwölf Schülern besetzten Klassenräumen wurden im gesamten Frequenzbereich sehr niedrige Nachhallzeiten von 0,40 bis 0,38 Sekunden gemessen. Damit verfügt die Samuel-Heinicke-Realschule über gute Lehr- und Lernbedingungen.

Bautafel

Architekten: Rainer A. Köhler, Gauting
Projektbeteiligte: P. Mutard Ingenieurgesellschaft für Technische Akustik, Schall und Wärmeschutz, Unterhaching (Akustik/Bauphysik); OWA, Amorbach (Wandabsorber); Abidin Uygun, Amorbach (Akustik-Beratung); Ablaßmeier Akustik und Trockenbau, Warngau (Ausbau)
Bauherr: SchulCentrum Augustinum, München
Fertigstellung: 2006
Standort: In den Kirschen 1, München
Bildnachweis: OWA, Amorbach (1, 6, 7); Rainer A. Köhler, Gauting (2 - 5, 8)

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