Ross Langdon Gesundheitszentrum in Mannya

Perforiertes Sichtmauerwerk für Licht, Klima und Privatsphäre

Fünf Autostunden südwestlich von Ugandas Hauptstadt Kampala und nur noch 30 Kilometer von der Landesgrenze zu Tansania entfernt, liegt das Dorf Mannya in der landwirtschaftlich geprägten Provinz Rakai. Seit 2007 engagiert sich hier die australische Cotton On Foundation und hat in der einstmals aus einfachen Unterkünften und einer kleinen Grundschule bestehenden Ansiedlung zahlreiche Projekte realisiert. So entstanden unter anderem ein medizinisches Zentrum mit Geburtsstation und einem Kindergarten sowie eine weiterführende Schule. In direkter Nachbarschaft zu den bestehenden Bauten wurde nun das Ross Langdon Gesundheitszentrum fertiggestellt.

Die Südterrasse ist mit einer Pergola überdacht
Ostansicht mit gut ablesbarer Dachform und der überdachten Terrasse
Westansicht

Der Neubau ist nach dem australischen Architekten Ross Langdon benannt, der ihn entworfen und geplant hatte. Bevor er jedoch das Projekt zu Ende führen konnte, starben er und seine schwangere Freundin bei einem Terroranschlag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Mit der Ausführungsplanung und Fertigstellung des Projekts in Mannya wurde deshalb das Architekturbüro Studio FH Architects aus Kampala beauftragt.

Das Gesundheitszentrum besteht aus einem großen Versammlungsraum im Inneren und bietet Platz für bis zu 150 Personen. Zukünftig sollen darin Vorträge zur Gesundheitsprävention stattfinden und vornehmlich über das HIV-Virus und AIDS informieren und aufklären. Als Sitzmöglichkeit für die Zuhörer dient eine gemauerte dreistufige Treppe, dem Auditorium gegenüber befindet sich ein kleines Podest für den Vortragenden. Rechts und links neben dem Hauptraum schließen ein Lager sowie ein kleiner Besprechungsraum an. Letzterer steht vor allem für private Einzelgespräche zur Verfügung. Vor der Südfassade bietet eine mit einer Pergola überdachte Terrasse einen Platz im Schatten für informelle Zusammenkünfte und Besprechungen.

Da in der Region die Stromversorgung nicht gewährleistet ist, wurde versucht, über die Konstruktion möglichst viel Tageslicht in das Innere zu leiten. So fällt durch das Satteldach mit Aufsatz Licht hinein sowie durch viele kleine Öffnungen innerhalb des Holzdachstuhls bzw. der Dachfläche. Es handelt sich dabei um eine besonders clevere Lösung von Mini-Oberlichtern: Um zu vermeiden, dass es hineinregnet, wurden handelsübliche Kunststoffflaschen in die Öffnungen gesteckt und dienen als Ersatz für (das zu teure) Glas. Auch durch das perforierte Sichtmauerwerk fällt Tageslicht ins Innere; zudem sorgen diese kleinen Öffnungen für eine angenehme Querlüftung und tragen zu einer natürlichen Klimaregulierung bei.

Der Dachstuhl ist ein Fachwerk aus Eukalyptus-Stämmen, das mit Zink-Aluminium-Wellblechplatten eingedeckt ist. Anfallendes Regenwasser vom Dach wird in einer Zisterne gesammelt und weiterverwendet. Im Innenraum sind aus Reetgräsern handgeflochtene Mukeka-Matten unter der Decke als Verkleidung angebracht.

Mauerwerk

Ziegel haben in Uganda eine lange Bautradition. Allerdings handelt es sich bei vielen Ziegelsteinen um sogenannte roadside bricks, die in kleinen mit Holz befeuerten Brennöfen entlang der Hauptstraßen gebrannt und verkauft werden. Da Holz aber ein wertvoller Rohstoff ist, der ohne nachhaltige Forstwirtschaft ausgebeutet wird, wählten die Architekten von Studio FH einen semi-industriell produzierenden Ziegelhersteller aus Masaka aus, der einen nachhaltigeren Ansatz verfolgt. Anstatt mit Holz befeuert der Hersteller seine Brennöfen mit Schalen der Kaffeebohne, die bei der Kaffeeproduktion als Abfallprodukt übrig bleiben. Die Maße der auf diese Weise gebrannten Ziegelsteine betragen 22,5 x 10,5 x 7,5 cm.

Die Lasten der Dachkonstruktion werden über Rundholzstützen zwischen den Außenwänden abgetragen. Die selbsttragenden einschaligen Außenwände sind zwischen den Stützen im Kreuzverband gemauert. In jeder zweiten Schicht wurde das Mauerwerk über ein Bandeisen und Drahtanker konstruktiv mit den Holzstützen verbunden. Für Tageslichteinfall und die natürliche Querlüftung sind Teile der Außenwände in einem perforierten Verband unterschiedlich gemauert. Auf dem Boden und den Sitzstufen im Innenraum wurden gebrannte Bodenziegelsteine verlegt.

Bautafel

Architekten: Ross Langdon; Studio FH Architects, Kampala
Projektbeteiligte: MBW Consulting, Kampala (Tragwerksplanung); Dudley Kasibante and Partners, Kampala (Kostenplanung); CMD Investments, Kampala (Bauunternehmen); Butende Brickworks, Masaka
Bauherr: Cotton On Foundation, North Geelong, Australien
Fertigstellung: 2016
Standort:
Mannya, Uganda
Bildnachweis: Will Boase Photography, Uganda; Studio FH Architects, Kampala

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