Rehazentrum in Kopenhagen

Satteldachlandschaft

Statistisch gesehen ist Dänemark das Land mit den meisten Krebserkrankungen in Skandinavien. Um diesen traurigen Spitzenplatz zu verlieren, fördert die dänische Regierung Maßnahmen zur Früherkennung und schafft gleichzeitig die notwendigen Voraussetzungen zur Verbesserung der Heilungschancen. Dazu gehört auch der Bau von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen. In Kopenhagen hat die Stadt ein Rehabilitationszentrum in unmittelbarer Nähe zur Universitätsklinik, dem Rigshospitalet, errichten lassen. Geplant wurde es von Nord Architects, einem ortsansässigen Büro. Sie haben ein Gebäude geschaffen, das so gar nicht wie ein Krankenhaus aussieht, sondern mit seinen vielen Satteldächern eher an ein kleines Dorf erinnert. Durch seine wohnliche Gestaltung soll es die Behandlung, die in der angrenzenden Klinik stattfindet, unterstützen.

Im Gegensatz zur eher kühl wirkenden Aluhülle sind die Fassaden rund um den Innenhof mit einer Holzschalung verkleidet
Die hohen Räume im Obergeschoss reichen bis in die Spitzen der wie gefaltet wirkenden Dachkonstruktion
Nordfassade des Hauses mit Eingang und Loggia im Obergeschoss

Das zweigeschossige, teils unterkellerte Rehazentrum beherbergt auf einer Fläche von 2.500 m² nicht nur Patienten- und Behandlungszimmer, sondern bietet auch ausreichend Platz für Gespräche und Rückzug. Außerdem sind Aktivitäten wie Sport und gemeinsames Kochen möglich. Der Zugang für Patienten und Besucher erfolgt über einen Einschnitt in der Nordfassade. Von hier gelangen sie in ein großzügiges Foyer mit Rezeption, gegenüber befindet sich ein offener Innenhof im Zentrum des Gebäudes. Er sorgt für die Belichtung der nach innen ausgerichteten Räume und dient gleichzeitig als geschützter Außenraum. Rundum verläuft ein schmaler Flur, der die Sprechzimmer, Behandlungsräume für Physiotherapie, Büros und eine Gemeinschaftsküche erschließt.

Das Obergeschoss wird über zwei Treppen erschlossen: Eine ist im Foyer angeordnet, die andere befindet sich in der Südwestecke des Gebäudes. Oben angelangt wird die ungewöhnliche Dachstruktur deutlich. Die Räume hier sind zwei- bis dreimal so hoch wie die im Erdgeschoss und reichen bis in die Spitzen der wie gefaltet wirkenden Dachkonstruktion. Genutzt werden sie für hauptsächlich für gemeinschaftliche Aktivitäten. Außerdem gibt es weitere Sprech- und Behandlungszimmer; drei große Terrassen zum Innenhof und zwei Loggien auf der Nord- bzw. Ostseite vervollständigen das Raumprogramm.

Für die Gebäudehülle wählten die Architekten zwei sehr verschiedene Materialien: Während die Fassaden zum Innenhof mit einer vertikalen Holzschalung bedeckt sind, ist die zum Straßenraum ausgerichtete Außenhaut mit großformatigen Aluminiumplatten verkleidet, die nicht nur die Fassaden überziehen, sondern auch die Dächer. Unregelmäßig angeordnete und verschieden große Fenster verleihen dem Gebäude etwas Spielerisches.

Dach
In seiner Kontur gleicht das Rehazentrum einer Aneinanderreihung von Satteldachhäusern. Diese Dachart wird Grabendach genannt und für gewöhnlich immer mit gleichmäßigen Dachteilen ausgeführt. Nicht so beim Rehazentrum, dessen Giebel ganz  unterschiedlich geformt sind und im Ergebnis eine unregelmäßige Dachlandschaft entstehen lässt, die das Bauvolumen auf einen menschlichen Maßstab verringert.

Die Konstruktion des Daches besteht hauptsächlich aus Holz und Stahl. Dabei wurden die meisten Teile vorfabriziert, lediglich an kniffeligen Ecken musste vor Ort geschweißt werden. Unter der äußeren Schicht aus Aluminium befindet sich ein wasserführendes Unterdach. -eh

Bautafel

Architekten: Nord Architects, Kopenhagen
Projektbeteiligte: Wessberg, Herlev (Bauingenieur); Moe og Brødsgaard, Kopenhagen (Bauherrenberatung)
Bauherr: Stadt Kopenhagen
Fertigstellung: 2011
Standort: Tagensvey, Ecke Nørre Allé, 2100 Kopenhagen
Bildnachweis: Adam Mørk und Nord Architects, beide Kopenhagen

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