RAL Gebäude in Bonn

Glaslamellen in Regenbogenfarben

Bereits 1927 fand die erste Standardisierung von Farben in Form einer RAL-Farbkarte statt. Die Sammlung mit Definition und Benennung der damals 40 in Industrie und Öffentlichkeit besonders gebräuchlichen Farbtöne wurde durch den Reichsausschuss für Lieferbedingungen herausgegeben, dessen Initialen sie im Namen trug. Heute sind die mittlerweile 2.328 RAL-Farben ein weltweit bestimmender Standard bei professionellen Farbanwendern in Industrie, Handwerk und Design. Ihre Verwaltung erfolgt durch das RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, eine unabhängige Organisation, die verschiedene Gütezeichen für Produkte und Dienstleistungen verleiht.

Die Lamellen werden automatisch dem Sonnenstand nachgeführt.
Der Sonnenschutz leuchtet in 80 unterschiedlichen RAL-Farbtönen.
Die Lamellen sind aus Verbundsicherheitsglas.

Hochmodernes und energieeffizientes Bürogebäude

Seit 2017 befindet sich der Hauptsitz der Organisation im Technologiepark am Mühlenbach im Bonner Stadtteil Beuel. Der Entwurf für die Hauptverwaltung stammt von dem ortsansässigen Architekturbüro Frank Piotrowski, das auf einer Grundstücksfläche von 3.000 Quadratmetern ein hochmodernes und energieeffizientes Bürogebäude mit Konferenz- und Tagungsmöglichkeiten geplant hat. Dabei kam eine Vielzahl von Materialien zum Einsatz, die mit dem Blauen Umweltengel zertifiziert sind – schließlich wird dieses Umweltzeichen seit fast 40 Jahren durch die Organisation vergeben.

Im Kontrast zu den streng rechtwinkligen Funktionsbauten in der Nachbarschaft hat das Team um Frank Piotrowski einen nach Westen orientierten Gebäudeflügel des zweigeschossigen Hauses geschwungen ausgebildet. Die Kombination aus einem orthogonalen und einem gebogenen Baukörper half zudem, das gegebene Grundstück mit seiner polygonalen Form optimal auszunutzen. Im Erdgeschoss befinden sich das Hauptlager und die hoch technologisierten Farblabore. Das Obergeschoss wird als Bürofläche genutzt. Im Untergeschoss ist eine Tiefgarage angeordnet.

Großformatige Glaslamellen als Sonnenschutz

Die Fassade ist im unteren Bereich mit Naturstein verkleidet. Die Oberfläche aus deutschem Blaubank-Muschelkalk fungiert als Sockel für das leichte, geschosshoch verglaste Obergeschoss mit einem allseits auskragenden Flachdach. Vor den Glasfronten oben und den Büroräumen im Erdgeschoss hat man insgesamt 428 Glaslamellen als Sonnenschutz installiert. In über 80 leuchtenden Farbtönen des RAL-Farbspektrums weisen sie weithin sichtbar auf die Kernkompetenz der Bauherrschaft hin. Zur Farbgebung wurde ein filigranes Punktmuster im Siebdruckverfahren auf das Glas aufgetragen. Bei optimierter Tageslichtnutzung sorgt die durch den Aufdruck verursachte Reduktion des Lichteinfalls für gedämpfte Lichtverhältnisse in den Arbeitsräumen.

Die Glaselemente sind aus Verbundsicherheitsglas, das aus thermisch vorgespanntem Einscheibensicherheitsglas produziert wurde. Sie sind 3,00 beziehungsweise 3,50 Meter hoch und 50 Zentimeter breit. Alle Lamellen sind um ihre Mittelachse drehbar und folgen im Tagesverlauf automatisch dem Sonnenstand. Die dazu notwendigen Motoren mit Linearantrieb und deren Getriebe sind in die vor der Fassade befestigten Tragprofile aus Aluminium integriert. Sie laufen geräuscharm und gewährleisten eine positionsgenaue Drehung. Hinter dem Sonnenschutz liegt eine handelsübliche Glasfassade mit Pfosten-Riegel-Konstruktion.

Elektrochrome Sonnenschutzverglasung

Als Sonnenschutz für Besprechungs- und Büroräume ohne vorgelagerte Glaslamellen wurde eine schaltbare Verglasung gewählt. Die elektrochrome Beschichtung lässt sich nach Bedarf geräuschlos elektronisch verdunkeln. Die Steuerung erfolgt automatisch oder manuell per Knopfdruck. Eine Bedienung via Touchscreen ist ebenfalls möglich. Die Lichtdurchlässigkeit kann in vier Stufen zwischen einem und 60 Prozent reguliert werden, sodass der Innenraum, je nach Anforderung, effektiv vor grellem Sonnenlicht geschützt und der Wärmeeintrag gleichzeitig gemindert wird.

Bautafel

Architektur: Frank Piotrowski, Bonn
Projektbeteiligte: Keskin Fensterbau, Troisdorf (Fassade und Sonnenschutz); Vetrotech Saint-Gobain International, Flamatt (Hersteller elektrochrome Verglasung SageGlass); Schüco International, Bielefeld (Systemhersteller Fassadensystem und Sonnenschutzlamellen); Noll, Görgeshausen (Innenausbau, Brand- und Rauchschutz)
Bauherrschaft: RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, Bonn
Fertigstellung: 2017
Standort:
Fränkische Straße 7, 53229 Bonn
Bildnachweis: Schüco International, Bielefeld; Architekturbüro Piotrowski, Bonn

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