Prototyp Lehmhaus

Industriell gefertigte Lehmsteine im Praxistest

Lehm verbindet sehr gute bauklimatische Eigenschaften mit vielen ökologischen Vorteilen: Er ist örtlich verfügbar, benötigt wenig Energie bei der Herstellung und lässt sich beliebig wiederverwerten. Am Lehrstuhl Tragwerksplanung der Technischen Universität Dresden untersuchen Wissenschaftler die Eignung industriell gefertigter Lehmsteine als tragenden Wandbaustoff. Die geformten Rohlinge werden lediglich mit der Abwärme aus anderen Brennprozessen getrocknet. Die industrielle Verarbeitung des Lehms gewährleistet gleichmäßige Bauprodukte, die mit einem einem Lehm-Dünnbettmörtel verarbeitet werden.

Der Prototyp basiert auf Forschung der TU Dresden: Am Lehrstuhl Tragwerksplanung untersuchen Wissenschaftler die Eignung industriell gefertigter und getrockneter Lehmsteine als tragenden Wandbaustoff.
Während die tragenden Wände aus Lehmsteinen errichtet sind, bestehen die Decken aus Stahlbeton.
Lehmplatten als Faschen akzentuieren die Fenster.

Sowohl Steine als auch Mörtel sind in Deutschland bereits genormt. Für das Mauerwerk selbst ist eine bauordnungsrechtliche Zustimmung im Einzelfall notwendig; die Ausführung kann dann jede erfahrene Baufirma übernehmen. Quod erat demonstrandum: Ein prototypischer Lehmbau soll die Vorteile dieser Bauweise zeigen und unter praktischen Bedingungen testen.

Nach dem Entwurf des Baseler Büros Stern Zürn Architekten wird im Laufe des Jahres 2019 in der Stadt Meißen ein zweigeschossiges Einfamilienhaus errichtet. Es kombiniert 24 cm starke tragende Lehmwände mit Geschossdecken aus Stahlbeton. Als Außendämmung ist eine 22 cm dicke Schicht aus Hanf vorgesehen. Die Fassade soll mit einem Wetterschutz aus Lärchenholz verkleidet werden. Lehmplatten als Faschen akzentuieren die Fenster. Da alle Bauteile nur punktuell verbunden werden, ist am Ende des Lebenszyklus eine sortenreine Trennung und Wiederverwertung möglich.

Zum Schutz vor Havarien aus Wassereintrag liegen die Nassräume im Gebäude horizontal und vertikal konzentriert und entsprechende Präventivmaßnahmen wie Noteinlauf und Abdichtung sind vorgesehen. Um die Substanz gegen stehende Nässe während der Bauzeit zu schützen, werden als erste Schicht auf der Decke gebundene Steine eingesetzt. Die Lehmsteine werden eingeschweißt auf einer Palette angeliefert und die im Bau befindlichen Wände ordnungsgemäß abgedeckt. Wenn es stark regnet, werden die Steine nicht verarbeitet.

Entwicklung und Konstruktion: TU Dresden; Tragwerksplanung: Jäger Ingenieure, Radebeul; Entwurf Prototyp: Stern Zürn Architekten, Basel; Nachaltigkeit und Energiekonzept: Werner Sobek, Stuttgart

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