Privatkapelle in Leonberg

Asymmetrisches Dach auf einfacher Rahmenkonstruktion aus Seekiefer

Einerseits ist sie nur eine kleine, offene Holzhütte im schwäbischen Leonberg – man könnte auch sagen ein begehbarer Holzunterstand. Andererseits dient sie seinem Besitzer als Ort der Kontemplation im Garten. Ideengeber für die kleine Kapelle mit asymmetrischem Dach war das deutsch-japanische Büro Kawahara Krause Architects.

Gestapeltes Brennholz als seitliche Raumbegrenzung
Das Holz wird hier getrocknet und gelagert
Das Gebäude besitzt eine orthogonale Struktur, die Asymmetrie entsteht durch Schrägstellung einer einzigen Wand

Die Konstruktion des etwa 11 m² großen Objektes ist denkbar einfach: Sie besteht aus fünf parallelen Holzrahmen aus Seekieferplatten und einem ausladenden Dach aus dem gleichen Material. Die Wände der Kapelle sind offen konzipiert, die Stirnwände gänzlich, die Seitenwände teilweise. Sie sind mit gestapeltem Brennholz ausgefacht, das unter dem auskragenden Dach der Kapelle getrocknet, gelagert, abgetragen und dadurch regelmäßig ausgetauscht wird. Gras und Waldboden des Gartens bilden den unteren Raumabschluss.

Die Struktur des Gebäudes ist zunächst orthogonal, die Verjüngung des Raumes nach Osten wird durch die Schrägstellung einer einzigen Wand erreicht. Aus der parallelen Anordnung der Rahmen mit gleicher Neigung ergibt sich dadurch an der Schnittstelle von Wand und Dach eine geneigte Traufe, die im Zusammenspiel mit dem ebenfalls nicht ganz waagerechten First und einer einseitigen Auskragung des Ortgangs die asymmetrische Wirkung des Daches erzeugt.

Für die Rahmen wurden dünne Bretter aus Seekiefer mit einem Querschnitt von 20/200 mm auf Gärung geschnitten und mit Nagelbrettern verschraubt. Höhe und Breite der Rahmen variieren zwischen 3,00 m Höhe und 1,20 m Breite im Osten und 2,70 m Höhe bei 2,25 m Breite im Westen, ihr Achsabstand beträgt 90 cm. Die Dachplatten wurden direkt auf die Rahmen geschraubt. Sie haben dieselbe Materialstärke wie die Rahmen und wurden zum Holzschutz farblos lasiert. Sie wirken konstruktiv als Scheibe, in Längsrichtung erfolgt  die Aussteifung des Gebäudes über das gestapelte Holz. Das Holzkreuz im östlichsten Rahmen dient nicht nur als religiöses Symbol, sondern sorgt in Verbindung mit dem Rahmen auch für die nötige Stabilität in Querrichtung. Als Fundamente wurden einfache Terrassen-Betonsteine verwendet.

Der Aufbau der Hütte dauerte nur ein paar Sunden, nun steht sie schon über ein Jahr. Die Farbe der Seekieferplatten hat sich durch Witterungseinflüsse verändert: Der anfangs leicht gelbliche Holzton ist einem silbrigen Grau gewichen, wodurch sich das kleine Bauwerk noch selbstverständlicher in die Umgebung einfügt.

Bildnachweis. Kawahara Krause Architects, Hamburg

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