Post Tower in Bonn

Transparente Weißglashülle

Der Entwurf für die Konzernzentrale der Deutschen Post, im ehemaligen Regierungsviertel, stammt von dem deutsch-amerikanischen Architekten Helmut Jahn. Der 40-geschossige Post Tower ist mit seinen 162,5 m neben dem Kölner Dom das höchste Gebäude in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt arbeiten ca. 2.000 Menschen in dem Neubau.

Seitenansicht mit auskragenden 'Wingwalls'
Auch in den Innenräumen kommt sehr viel Glas zum Einsatz
Auch in den Innenräumen kommt sehr viel Glas zum Einsatz

Der Grundriss des Hochhauses gleicht zwei leicht versetzten Ellipsenhälften, die durch einen Erschließungstrakt miteinander verbunden sind. Vier jeweils neungeschossige Bereiche gliedern den Turm, die daraus entstandenen neungeschossigen Atrien – die sogenannten „Sky-Gärten“ – sind jeweils oben und unten mit siebbedruckten, begehbaren Glasböden ausgestattet. Die Gärten versorgen auch die innen liegenden Bürobereiche mit ausreichend Tageslicht. Die 39. und 40. Etage ist dem Vorstand des Unternehmens vorbehalten, auf dem Dach befindet sich der „Sky-Pavillon“, mit zusätzlichen Besprechungs- und Konferenzräumen, daran angeschlossen eine mit 11m hohen Screenwalls windgeschützte Terrasse mit herrlichem Ausblick auf die Umgebung. Direkt an das Hochhaus schließt sich ein Sockelgebäude mit Konferenzbereich und Gastronomie an.

Die Erschließung des Towers erfolgt über eine doppelgeschossige Lobby: Eine Lichtlenkung in der Fassade und die lichtdurchlässigen Glasböden des oberhalb angeordneten „Sky-Gartens“ machen diesen Empfangsbereich zu einem mit Tageslicht durchfluteten Raum. In den Regelgeschossen sind die verschiedenen Büroeinheiten entlang der Fassade aufgereiht, transparente Trennwände, z.T. mit Sichtschutzzonen ausgerüstet, sowie Glasschiebetüren verstärken die Offenheit und Kommunikation der Mitarbeiter untereinander. Alle Ebenen der beiden Turmsegmente – Nord- und Südturm – sind durch Glasbrücken miteinander verbunden.

Glas
Eine zweischalige Hülle bildet die Fassade des Towers, geschosshohe Elemente, die die Büroetagen nach außen abschließen bilden die Primärfassade, eine weitere Außenschale ist die Sekundärfassade. Diese Doppelfassade schützt nicht nur vor Wind, Regen und Lärm, sondern wirkt auch als Luftpolster und trägt damit zur Reduzierung des Gesamtenergieverbrauches bei. Sie sorgt für einen ausreichenden Temperaturausgleich und macht eine Klimatisierung der 40 Bürogeschosse überflüssig. Ausreichend Platz zwischen den Fassaden ermöglicht hier die Anordnung des Sonnenschutzes. Das minimierte Tragwerk aus filigranen, warm gewalzten und stranggepressten Edelstahlprofilen ist zu neungeschossigen Feldern zusammengefügt und an Stahlkonsolen in den Ebenen der Sky-Gärten aufgehängt. Eigens konstruierte Windnadeln – Zug-Druckstäbe aus Edelstahl und Glas – stützen die Außen- gegen die Innenfassade ab.

Zum Einsatz für das gesamte Gebäude kamen eisenoxidarme Weißgläser. Aus diesen Basisgläsern wurden ca. 50 verschiedene Funktionsgläser erstellt, entsprechend den Anforderungen an den Brand- und Schallschutz oder an die Sicherheit. So sind z.B. 40.000 m² der Primärfassade mit einem Isolierglas ausgerüstet, das neben einem raumseitigen VSG-Verbund auch eine hochwertige Wärmedämmbeschichtung besitzt.

Weiterhin kamen Sonnenschutzbeschichtungen, Gläser mit Randsiebdruck, rutschhemmenden Siebdruck, Schallschutzgläser für innere Trennwände sowie eine transparente Brandschutzverglasung in den vier Treppenhäusern zum Einsatz.

Bautafel

Architekten: Murphy/Jahn Architects, Chicago/Bonn
Projektbeteiligte: Steven Cook, Andreas Hell, Bonn (Projektleitung); Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (Tragwerksplanung); BGT Bischoff Glastechnik, Bretten (Glastechnik- und produktion); Josef Gartner, Gundelfingen (Glasfassaden); Pilkington, Gelsenkirchen und Saint-Gobain Glass, Aachen (Glashersteller)
Bauherr: Deutsche Post Bauen, Bonn
Fertigstellung: 2002
Standort: Charles-de-Gaulle-Straße 20, 53113 Bonn

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