Plattenbau Berlin - Urbane Wohnarchitektur

Plattenbau Berlin - Urbane Wohnarchitektur

Jesse Simon

Ein fotografischer Rundgang
Prestel Verlag, München, London, New York 2022
248 Seiten, Texte deutsch und englisch, 200 Fotografien, mehrere Übersichtskarten,
gebunden, 19,5 cm x 23 cm

Preis: 26 EUR

ISBN 978-3-7913-8835-9

Die fotografische Dokumentation Plattenbau Berlin. Urbane Wohnarchitektur zeigt auf fast 250 Seiten Fassaden von sogenannten Plattenbauten in Berlin. Die in serieller und modularisierter Bauweise errichteten Großwohnsiedlungen befinden sich im östlichen und auch im westlichen Teil Berlins, beispielsweise Marzahn, Märkisches Viertel, Gropiusstadt, Fennpfuhl, Platz der Vereinten Nationen, Mehringplatz und Schlangenbader Straße. Die bis zu 24 Stockwerke hohen Gebäude, überwiegend Hochhausscheiben, wurden in der Zeitspanne der 1950er-Jahre bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989 errichtet.

Der Fotograf und Autor Jesse Simon porträtiert die Fassaden als strenge geometrische Muster. Zwei- und dreiflügelige Lochfenster, seltener Fensterbänder, opak geschlossene Balkonbrüstungen, Betontafeln, Paneelverkleidungen und Fugen bilden horizontale und vertikale Streifen innerhalb eines übergroßen orthogonalen Rasters. Rhythmische Varianten entstehen vor allem durch ein leuchtendes Color Blocking mit lebhaften Farbkombinationen wie blau zu gelb plus rot, türkis zu hellgrau, aber auch gelb zu rosa und orange. Vor dem tiefblauen und meist wolkenlosen Himmel, den der Fotograf als Hintergrund wählte, wirken die Fassaden wie eine Hommage an Künstler wie Piet Mondrian, Josef Albers und Victor Vasarely. Die Fotografien laden zum genauen Hinsehen ein, um Varianten und Vielfalt innerhalb der Serien und Typen wie beispielsweise WBS 70, WHH GT 18 oder QP 59 zu erkennen.

Das Buch mit dem Untertitel Ein fotografischer Rundgang lässt sich auch als eine Art Reiseführer verstehen. Die Berliner Großwohnsiedlungen sind geografisch in neun Stadtplankarten erfasst, die die jeweiligen Bezirke, Straßen sowie U- und S-Bahnstationen zeigen. Zu jedem Bau gibt es Angaben zur Adresse, zur Bauzeit, dem Typen und zu den Architekten, soweit diese bekannt ist. Namen wie Richard Paulick, Wils Ebert, Georg Heinrichs, Chen Kuen Lee, Hermann Henselmann machen neugierig auf weitere Recherchen und das Literaturverzeichnis im Anhang. Die Texte geben zwar jeweils kurze baugeschichtliche, städtebauliche und soziopolitische Einführungen, doch leider wurde auf Grundrisse und Schnitte verzichtet. Insbesondere erläuternde Piktogramme zum System der baukonstruktiven Vorfertigung wären wünschenswert gewesen, denn daraus resultieren ja die Plattenbaufassaden. -sj

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