Pflegeheim in Poysdorf/A

Senkrechtmarkisen und Blechpaneele in 21 Grün-, Gelb- und Rottönen

An einem Badesee in der niederösterreichischen Stadt Poysdorf liegt das Haus der Barmherzigkeit, ein Pflegeheim, dessen Bewohner in kleinen Hausgemeinschaften möglichst selbstständig ihren Alltag gestalten. Geplant von Huss Hawlik Architekten aus Wien, basiert es auf einem Konzept, das die Fähigkeiten pflegebedürftiger und an Demenz erkrankter Menschen erhalten und fördern soll.

Die drei Wohnhäuser erstrecken sich in den nördlich gelegenen Garten
Die Farbpalette der die textilen Sonnenschutzelemente und metallenen Paneele umfasst 21 unterschiedliche Töne
Die einzelnen Markisen lassen sich unabhängig voneinander bedienen, wodurch ein wechselndes Fassadenbild entsteht

Das rollstuhlgerechte Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von 7.160 m² besteht aus drei jeweils dreigeschossigen Wohnzeilen, die sich wie Finger in den nördlich gelegenen Garten auffächern und einem zusammenfassenden Baukörper auf der Südseite, der teils ein-, teils zweigeschossig ausgebildet ist. Im Gegensatz zu den rechteckig ausgebildeten Wohnhäusern ist dieser organisch fließend geformt und zu großen Teilen verglast. Hier befinden sich die große Eingangshalle mit angeschlossener Kapelle, eine Bibliothek, der Verabschiedungsraum und eine Cafeteria.

Im Gebäude leben insgesamt 120 Menschen unterschiedlicher Pflegestufen in acht Wohngemeinschaften, die durch zentral angeordnete, geschossübergreifende Gänge miteinander verbunden sind. Kern jeder der acht Gruppen ist der zentral gelegene Wohnbereich mit offener Küche und nach Westen ausgerichteter Terrasse. An den Gemeinschafsbereich direkt angeschlossenen sind ein Hauswirtschaftsraum zum Wäschewaschen und eine kleine Vorbereitungsküche. Für die 15 Bewohner einer Gruppe stehen vier Zwei- und sieben Einbettzimmer mit eigenem Sanitärbereich zur Verfügung. Hellverputzte Wände, weiße Einbaumöbel und Leuchten, Sitzmöbel in warmen Farbtönen sowie Eichenholzparkett im Wohnbereich bestimmen die Atmosphäre in den Räumen. In den großen Bädern ist eine Wandfläche mit farbigen Glasmosaiken gestaltet, an den anderen Wänden sorgen farbig hinterlegte, rechteckige Aussparungen, die wie Kunstwerke wirken, für Abwechslung.

Die Wohnhäuser wurden in Massivbauweise mit Wärmedämmverbundsystem errichtet und anschließend weiß verputzt. Im Wechsel zu den weißen Wandflächen ziehen sich fensterhohe Farbbänder rund um die drei Baukörper. Jedes der Häuser ist in einem anderen Farbspektrum aus 21 aufeinander abgestimmten Farbnuancen gestaltet. Die variierenden Rot-, Gelb- und Grüntöne bilden einen harmonischen Farbverlauf, lockern das Fassadenbild optisch auf und erleichtern den Bewohnern die Orientierung. Die gleichen Farben finden sich auch im Kopfbau mit den gemeinschaftlich genutzten Bereichen wieder. Dieser wurde als Skelettbau mit einer Pfosten-Riegel-Fassade und viel Glas realisiert.

Sonnenschutz
Die Farbelemente des organisch geformten Eingangsgebäudes bestehen aus im Wechsel angeordneten Blechpaneelen und außen liegenden Senkrechtmarkisen vor den geschosshohen Glasscheiben. Sind alle Markisen geschlossen, ergibt sich auch hier ein über die gesamte Fassadenbreite reichendes Farbband. Es beginnt mit Grüntönen an der westlichen Ecke, wird zur Mitte hin Gelb und endet mit Rottönen am östlichen Gebäudeende dieses Bauteils. Trotz der verschiedenen Materialien und unterschiedlichen Breiten erzeugen die Metall- und Textilelemente den Eindruck, als seien sie aus einem Guss.

Die Markisen verlaufen senkrecht in Schienen jeweils geschosshoch und sind mit einem 0,45 mm dünnen Trägergewebe bestückt. Dieses besteht aus hochreißfesten Polyesterfäden, die während der gesamten Herstellung unter Spannung gehalten wurden. Die dadurch resultierende Flächenstabilität gewährleistet eine dauerhaft geringe Verformung der Markisen. Das Material absorbiert und reflektiert bis zu 97% der in der Sonnenstrahlung enthaltenden Wärme, was die Aufheizung der Innenräume stark reduziert. Gleichzeitig gewährleistet das luftdurchlässige Gewebe eine natürliche Belüftung. Während es von außen unerwünschte Einblicke verhindert, bleibt die Durchsicht von innen erhalten.

Die Größe jeder Markise wurde exakt auf das Öffnungsmaß des dahinterliegenden Fensters angepasst. Automatisch betrieben, lässt sie sich unabhängig von den anderen Sonnenschutzelementen bedienen. So kann der Lichteinfall je nach Anforderung gesteuert werden. Im geschlossenen Zustand sorgen die transluzenten Gewebe mit ihrer unterschiedlichen Farbigkeit für ein leicht gedimmtes, warmes Licht im Inneren des Gebäudes.

In den Wohnbereichen gibt es zudem Vorhänge. Sie verlaufen in Schienen an den Geschossdecken und können von den Bewohnern problemlos in die gewünschte Position gebracht werden.

Bautafel

Architekten: Huss Hawlik Architekten, Wien/A
Projektbeteiligte: Woschitz Engineering, Eisenstadt/A (Tragwerksplanung); Planungsgruppe Grünbichler, Kapfenberg/A (Bauphysik und HKLS-Planung); Valetta Sonnenschutztechnik, Linz/A (Außenliegende Rollos); Schüco, Bielefeld (Fassadensystem mit Führungsschienen); Drapilux, Emsdetten und Englisch-Dekor, Wien (Vorhänge)
Bauherr: Institut Haus der Barmherzigkeit, Wien
Fertigstellung: Mai 2011
Standort: Laaer Straße 102, Poysdorf/A
Bildnachweis: Simone Graf für Huss Hawlik Architekten, Wien und Rupert Steiner, Wien

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