Pfarrheim St. Nikolaus in Garching an der Alz

Klare Formen und einfache Materialien für eine gelungene Bestandsergänzung

Da das alte Pfarrheim des Pfarrverbands Garching-Engelsberg aus brandschutzrechtlichen und wirtschaftlichen Gründen nicht erhalten werden konnte, schrieb die Erzdiöszese 2013 einen Einladungswettbewerb für einen Neubau mit acht Architekturbüros aus. Die Aufgabe umfasste den Entwurf eines neuen Pfarrheims mit Freianlagen als Ergänzung zum Bestandsgebäude, das zusammen mit der Kirche das Pfarrzentrum St. Nikolaus bildet. Im Wettbewerbsverfahren setzte sich das Münchner Architekturbüros Kunze Seeholzer Architekten gemeinsam mit Fischer Heumann Landschaftsarchitekten durch.

Der Neubau ergänzt das Ensemble aus Kirche, Friedhof sowie dem alten Pfarrhaus und schafft eine neue Platzsituation.
Prägnantes Detail in der zum Pfarrplatz orientierten Fassade ist der lange, mit hellem Holz bekleidete Unterschnitt, der als überdachte Übergangszone zwischen Innen und Außen dient.
Die unregelmäßige Oberfläche des geschlämmten Sichtmauerwerks stellt einen Bezug zu den Putzoberflächen der anderen Bestandsgebäude her.

Der 2018 fertiggestellte Neubau ergänzt das Ensemble aus Kirche, Friedhof sowie dem alten Pfarrhaus und schafft eine neue Platzsituation. Indem der Baukörper die nordwestliche Lücke zwischen den Bestandsbauten schließt, entsteht ein dreiseitig gefasster Platz. Zur stark befahrenen Bundesstraße im Süden schirmt eine Mauer den Verkehrslärm ab und verleiht dem Außenraum gleichzeitig eine weitere bauliche Fassung.

Klarheit für die Einheit

Um das kirchliche Ensemble zu stärken, entschieden die Planer den Neubau als formal klaren und einfachen Baukörper auszuführen. Über rechteckigem Grundriss erhebt sich das unterkellerte Pfarrhaus mit zwei Geschossen und schließt mit einem asymmetrischen, flach geneigten Satteldach ab. Dessen dunkle Kupferblechdeckung kontrastiert mit dem hell geschlämmten Sichtmauerwerk der Gebäudehülle.

Prägnantes Detail in der zum Pfarrplatz orientierten Fassade ist der lange, mit hellem Holz bekleidete Unterschnitt, der als überdachte Übergangszone zwischen Innen und Außen dient. Von hier betreten die Besucher das mittig angeordnete, durchgesteckte Foyer, das den Grundriss in zwei Teile teilt; den südwestlich gelegenen, doppelgeschossigen Pfarrsaal und die nordöstlich angeordneten Gruppen- und Wirtschaftsräume inkl. Küche. Der Pfarrsaal kann über bewegliche Wände sowohl mit dem Foyer als auch mit dem angrenzenden Mehrzweckraum verbunden werden und verfügt ebenfalls über einen direkten Zugang vom Platz aus. Gegenüber der Übungsräume führt eine Treppe ins Obergeschoss, wo sich ein Lager und weitere Gruppenräume befinden, die sich über große Fenster nach Osten öffnen.

Die Farben und Materialen der Innenräume korrespondieren mit denen der Gebäudehülle. So treffen weiß verputzte Wände auf Estrich- bzw. Stäbchenparkettböden und holzverkleidete Decken. Das Treppenhaus ist vollständig in Sichtbeton gehalten.

Durch das Foyer gelangen die Gemeindemitglieder in den rückwärtigen Pfarrgarten.

Mauerwerk: Unregelmäßig geschlämmtes Sichtmauerwerk

Der Aufbau der 50 cm starken, zweischaligen Außenwände mit Kerndämmung sieht von innen nach außen wie folgt aus: Auf die 20 cm Stahlbetonwand wurden 16 cm dicke, kaschierte, diffusionsoffene Mineralwolldämmplatten verlegt. Das 11,5 cm starke Sichtmauerwerk im Wilden Verband wurde um 2 cm abgerückt und abschließend mit 5 mm Kalkschlämme geschlämmt.

Für das Sichtmauerwerk kamen Hochlochklinker nach DIN EN 771-1 Festlegungen für Mauersteine im Normalformat zum Einsatz. Die Spezialsortierung hat den Farbton Creme-Weiß. Bei der Kalkschlämme handelt es sich um eine Trass-Natursteinschlämme, die ungleichmäßig aufgetragen wurde. Die unregelmäßige Oberfläche stellt so einen Bezug zu den Putzoberflächen der anderen Bestandsgebäude her. Die notwendigen Dehnungsfugen und die Entlüftung der Vorsatzschale sind in den Ziegelverband integriert und wirken wie ein Ornament in der ansonsten so einheitlichen Fassade.

Bautafel

Architekten: Kunze Seeholzer Architekten, München
Projektbeteiligte: Thost Projektmanagement, München (Projektsteuerung); Lieb Obermüller + Partner, Ingenieure für Bauwesen, München (Tragwerksplanung); Fischer Heumann Landschaftsarchitekten, München (Freiraumplanung); Ziegelwerke Janinhoff, Münster-Hiltrup (Klinkerhersteller)
Bauherr: Katholische Kirchenstiftung St. Nikolaus
Bauherrnvertreter: Erzdiözese München und Freising, München
Fertigstellung: 2018
Standort:
Altöttinger Straße 45, 84518 Garching an der Alz
Bildnachweis: Jann Averwerser Photography, München; Kunze Seeholzer Architekten, München

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