Petrus-Jakobus-Kirche mit Gemeindehaus in Karlsruhe

Geschlämmte Mauerwerksfassade aus Wasserstrichziegeln

Verbunden durch Kolonnaden, bilden die Petrus-Jakobus-Kirche und das dazugehörige Gemeindehaus ein helles und klares Ensemble am Walther-Rathenau-Platz, einem Quartiersplatz in der Nordweststadt von Karlsruhe. Hier findet regelmäßig ein Wochenmarkt statt, ein wichtiger Anziehungspunkt in dem durchgrünten Wohngebiet. Die Kirche und das Gemeindehaus entstanden als Ergebnis eines Wettbewerbs von 2011, den Architekt Peter Krebs für sich entscheiden konnte. Sie verkörpern die Fusion zweier evangelischer Kirchengemeinden in Karlsruhe, der Petruskirche und der Jakobuskirche, und sollen den sakralen Charakter eines Gotteshauses bieten, aber auch ein vielfältig nutzbares Gemeindehaus.

Die von weiß geschlämmtem Ziegelmauerwerk umhüllten Volumen ähneln sich
An der Südseite verfügen beide über einen Patio
Ein Hof verbindet die Baukörper

Die von weiß geschlämmtem Ziegelmauerwerk umhüllten Volumen ähneln sich, die Kirche ist jedoch höher als der angegliederte Zweckbau. Die Konturen der asymmetrischen Trogdächer schwingen aus der Mitte zu beiden Seiten in einer kantigen Welle hinauf, mit dem Kirchturm bzw. Altarraum im Osten als höchstem Punkt. Zum nördlichen Platz zeigt sich der Kirchbau eher verschlossen, das Gemeindezentrum hingegen hat große quadratische Fenster. An der Südseite verfügen beide über einen Patio, der über quadratische Öffnungen in der Fassade von der Straße einsehbar ist.

Die Grundrisse sind rechteckig, der von Pfeilern gesäumte Hof dazwischen aufgespannt. Ein dünnes Stahldach bietet teilweise Wetterschutz – hier finden Feste und andere Zusammenkünfte statt. Insgesamt ergibt sich eine lineare und weitgehend offene Raumfolge von Chor, Kirchenraum, Hof und zwei zusammenschaltbaren Gemeindesälen. Im Obergeschoss des Gemeindehauses befindet sich ein weiterer großer Saal, der in drei Räume teilbar ist. Die mit Ahornbäumen bepflanzten Patios bilden einen rückwärtigen Raumstrang, unterbrochen durch einen Andachtsraum und zwei Treppenhäuser, mit der Sakristei am östlichen und einer Küche am westlichen Ende.

Der sakrale Charakter des Kirchensaals entsteht unter anderem durch den überhöhten Luftraum über dem Altar, in den Tageslicht durch große Fenster an der Ost- und Südseite dringt. Die Orgel erhielt einen Platz neben dem Chor. Der Boden besteht ebenso wie die Prinzipalien aus Kalkstein; die Wände sind weiß verputzt. Lediglich die mit hellem Holz bekleidete Decke setzt einen farbigen Akzent. Im Gemeindehaus sind die Wände und Decken weiß; der Boden ist mit hellem Stäbchenparkett ausgestattet. Tiefe Fensterlaibungen und Sitzstufen unterhalb der Fenster sind ebenfalls aus hellem Holz gefertigt.

Mauerwerk

Die zweischaligen Außenwände mit Kerndämmung sind je nach Gebäudeteil 60 bis 65 cm dick. Von innen nach außen ist der Wandaufbau folgendermaßen: 1,5 cm Kalkgipsputz auf tragenden Stahlbetonwänden, die 25 bis 30 cm stark ausgebildet sind. Auf der anderen Seite der Stahlbetonwand übernimmt eine 18 cm dicke Mineralwolledämmung den Wärmeschutz. Abgerückt um eine 4 cm starke Luft- und Toleranzschicht, die nicht der Hinterlüftung dient, wurde das 11,5 cm starke Sichtmauerwerk aufgemauert. Dafür wurden Wasserstrichziegel im Normalformat (24 x 11,5 x 7,1 cm) verwendet, die abschließend geschlämmt wurden. Durch die Schlämmung sollen die Neubauten mit den verputzten Häusern der Nachbarschaft korrespondieren, auf deren Satteldächer auch die geneigten Dachflächen des Ensembles Bezug nehmen. Betonstürze oberhalb der Gebäudeöffnungen sind in der Farbe der Ziegel ausgeführt, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu erzielen.

Das Gebäudeensemble erhielt eine Auszeichnung für beispielhaftes Bauen 2018 der Architektenkammer Baden-Württemberg und steht auf der Shortlist des vom Deutschen Architekturmuseum ausgelobten DAM-Preises 2019.

Bautafel

Architekten: Architekturbüro Peter Krebs, Karlsruhe
Projektbeteiligte: Faltlhauser Beratende Ingenieurgesellschaft, Reutlingen (Tragwerksplanung); Bender+Urich Ingenieurbüro, Karlsruhe (HLS/Elektro); lunalicht, Karlsruhe (Lichtplanung); ISRW Klapdor, Düsseldorf (Akustik/Schallschutz); GN Bauphysik, Stuttgart (Bauphysik); Harrer-Ingenieure, Karlsruhe (Projektsteuerung); Ziegelei Hebrok, Natrup-Hagen (Wasserstrichziegel); Sakret, Berlin (Vormauermörtel)
Bauherr: Evangelische Kirche in Karlsruhe, Petrus-Jakobus-Gemeinde
Fertigstellung: 2017
Standort:
Bienwaldstraße 16, 76187 Karlsruhe
Bildnachweis: Brigida González, Stuttgart; Architekturbüro Peter Krebs, Karlsruhe

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