Ozeaneum in Stralsund

Wärme-Contracting und Ökostrom

Mit dem Ozeaneum Stralsund hat das Deutsche Meeresmuseum als größtes naturkundliches Museum der deutschen Ostseeküste seine bisherigen Standorte um einen Museumsneubau mit Großaquarien und thematischen Ausstellungen erweitert. Strahlend weiß hebt sich der Neubau von den backsteinfarbenen Speichergebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert in seiner Nachbarschaft ab. Mit ihm haben Behnisch Architekten aus Stuttgart eine architektonische Landmarke im Norden Ostdeutschlands geschaffen.

Blick von der Innenstadt Stralsund auf das Ozeaneum
Vor dem Eingang ins gläserne Foyer
Detailaufnahme Fassade

Der Museumsbau ist eine Stahlbeton- und Stahlverbundkonstruktion mit teilweise eingefärbten Sichtbetonflächen. Seine Außenhülle in Form von geschwungenen Bändern besteht aus weiß beschichteten Stahlplatten, wie sie im Schiffsbau verwendet werden. Sie sollen vom Wind geblähte Segel symbolisieren und die unterschiedlichen Funktionen des Gebäudekomplexes zusammenfassen. Dieser besteht aus vier Baukörpern auf vier Ebenen, die den Themen des Ausstellungskonzeptes zugeordnet sind: ein Gebäude mit Restaurant und Ausstellungsräumen, das Ostseeaquarium, das Nordseeaquarium „Offener Atlantik“ mit einem 2,6 Mio-Liter-Becken und die Ausstellungshalle „Riesen der Meere“. Durch die Aufteilung des Bauvolumens fügt sich der Komplex in den Maßstab der Umgebungsbebauung ein. Die Bruttogeschossfläche beträgt 17.400 m².

Kern der Anlage ist eine hohe gläserne Halle, die das öffentliche Foyer beherbergt. Hier befinden sich Ticketverkauf, Museumsshop und Café. Über eine 30 m lange, quer durch alle Geschosse frei spannende Rolltreppe gelangen die Besucher in die oberen Räume. In den Ausstellungen und Großaquarien werden die Unterwasserwelt der nördlichen Meere sowie Exponate der Meereserforschung gezeigt. Herzstück der Anlage ist das Nordseeaquarium. Mit einer Grundfläche von etwa 300 m² bietet es Raum für ganze Fischschwärme. Die geschwungene Panoramascheibe zum Publikumsraum besteht aus Acryl; sie ist 5 x 10 m groß und ca. 30 cm dick. Ein weiterer Publikumsmagnet ist die 20 m hohe Halle, in der originalgetreue Modelle von Walfischen an der Decke schweben.

Wassertechnik
Alle 39 Aquarien fassen eine Wassermenge von insgesamt 6 Mio. Liter, für die rund 150 Tonnen Salz benötigt werden. Sie sind um einen Raum angeordnet, aus dem die Becken gereinigt, die Tiere gefüttert und gepflegt werden. Durch ein „Bullauge“ in der Tür ist er für die Besucher einsehbar. Die gesamte Aquarien-Technik befindet sich im Sockel unter dem Ost- und Nordseeaquarium. Insgesamt sind die Rohrleitungen für Wasser, Kühlmittel, Sauerstoff, Ozon, Kohlendioxid und anderes mehr als 10 km lang.

Energiekonzept
Ziel des Energiekonzeptes ist es, den enormen Strom- und Kälteverbrauch des Gebäudes zu optimieren. So wird für die Beleuchtung viel Tageslicht eingesetzt und die Haustechnikpumpen sind Stromsparmodelle. Der Betrieb des Ozeaneums verbraucht so viel Energie wie eine mittlere Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern. Versorgt wird es mit Ökostrom aus Wasserkraft.

Die Energiezentrale befindet sich im benachbarten historischen Speichergebäude, auch „Türmchenspeicher“ genannt. Dort ist die Kühl- und Wärmetechnik der Stadtwerke Stralsund untergebracht, welche die Energie als Contractor an die Museumsbetreiber liefern. Die Gebäude- und Aquarientechnik ist über ein Gebäudeautomationssystem miteinander verbunden, das alle Gewerke steuert und visualisiert.

Für die Kühlung der Meeresbecken auf Temperaturen zwischen 0 und 12° C wird rund 1 MW Kühlleistung benötigt. Wärme liefert eine BHKW-Anlage mit 630 kWel und  zwei Heizkessel mit 400 kW Wärmeleistung. Bis Anfang 2010 erfolgt die Energieversorgung des Ozeaneums über mobile Zentralen in Containern auf dem Vorplatz des noch im Umbau befindlichen Speichergebäudes. Die Verteilung der Wärme erfolgt im Gebäude vorwiegend über Flächenheizungen. Vor den großen Glasflächen des Foyers verhindern Rippenheizkörper einen Kaltlufteinfall.

Bautafel

Architekten: Behnisch Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Atelier Lohrer, Stuttgart (Ausstellungsplanung); Schweitzer Beratende Ingenieure, Saarbrücken (Tragwerksplanung); Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energiekonzept), Schreiber Ingenieure Gebäudetechnik, Ulm (Lüftungsplanung); Inros Lackner, Rostock (Heizungsplanung); Uwe Trepping, Bergen (Gebäudeleittechnik)
Bauherr: Deutsches Meeresmuseum, Stralsund
Nutzer: Ozeaneum, Stralsund
Fertigstellung: Juli 2008
Standort: Hafenstraße 11, Stralsund
Bildnachweis: Wikipedia/Klugschnaker (1); Ozeaneum: Johannes-Maria Schlorke (2-7) und Christian Rödel (11); Claudia Hilgers (8,9); Behnisch Architekten (10)

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