Ordensschule Santa Teresa Ganduxer in Barcelona

Streckmetall und mit Tonziegeln gefüllte Gitter für den Sonnenschutz

Sparsamkeit und Kargheit zeichnet den Orden der Heiligen Teresa aus, er widmet sich aber auch der Erziehung der Jugend. Bereits 1876 gründete Ossó y Cervelló in Barcelona die Schule El Collegi Santa Teresa-Ganduxer, und nach wenigen Jahren war 1890 das erste Gebäude, das Colegio Teresiano (katalan.: Col·legi de les Teresianes), nach Plänen von Antoni Gaudí fertiggestellt. Im Lauf der Zeit folgten auf dem Campus weitere Gebäude verschiedener Architekten und seit 1996 steht das Ensemble als spanisches Kulturgut unter Denkmalschutz.

Das Gitternetz bildet die äußere Schicht der Fassade und schützt das Gebäude vor zu starker Sonneneinstrahlung
Die Tonziegel haben ein Format von 25 x 10,5 x 3 cm
Fünf Portalrahmen aus Stahlfachwerkträgern bilden die Tragstruktur

Aufgrund dringend benötigter Unterrichtsräume sowie fehlender Sport- und überdachter Außenflächen, die im heißen Sommer auch als Pausenflächen dienen, wurde der Campus umstrukturiert und erhielt einen Neubau, für dessen Entwurf Pich Aguilera Architects verantwortlich zeichnen. Die direkt beauftragten Architekten platzierten ihn hinter der Kirche Igreja de Santa Teresa, in einer Lücke an der Carrer de les Escoles Pies. Mit einer Stahltreppenanlage dockt er an das nördlich gelegene Mercè Prats-Gebäude an, ein zweigeschossiger Bestandsbau mit einem Sportplatz im EG und einem auf dem Dach. Das neue Schulgebäude vermittelt mit seinem Volumen zwischen der vorhandenen Bebauung; außerdem bleibt das Ensemble aus Kirche und Gaudi-Gebäude unberührt und der große Platz vor diesen beiden erhalten (siehe Abb. 17).

Der Neubau erhebt sich über einem Sportplatz, der im Vergleich zum Straßenniveau um ein Geschoss abgesenkt ist. Seine Tragstruktur bilden außen liegende Stahlfachwerkträger: fünf davon stehen jeweils an zwei Seiten der Schule und umspannen sie wie Klammern. Dazwischen sind  fünf Geschosse eingehängt, die über dem Sportplatz zu schweben scheinen. Alle Geschosse basieren auf einem Grundriss von 20 x 20 Meter. Vertikal erschlossen wird der Neubau auf verschiedenen Wegen: Entweder über die mit dem Mercè Prats-Gebäude verbundene Stahltreppenanlage oder über ein innen liegendes Treppenhaus, das sich im Südwesten direkt hinter der gelochten Tonfliesen-Fassade zur Straße hin befindet. Von hier aus gelangen die Schüler und das Lehrpersonal in jedem Geschoss in einen mittig angeordneten Flur, in dem die Toiletten untergebracht sind und der zu den Arbeits- und Unterrichtsräumen führt. Außerdem durchstoßen jeden Mittelflur zwei vertikale Lichtschächte, die nicht nur für die Belichtung der innen liegenden Erschließungszonen sorgen, sondern auch Teil des Belüftungskonzeptes sind. Die Frischluft wird durch die Fassade ins Gebäudeinnere geleitet und über die Lichtschächte abgeführt (siehe Abb. 26).

Zahlreiche Treppen und Stege, die den Neu- mit dem Bestandsbau verbinden, können auch als Tribünen für die insgesamt drei Sportplätze der beiden Gebäude genutzt werden.

Sonnenschutz / Fassade

Das Gebäude war kostengünstig und in kürzester Zeit zu errichten, was zur Folge hatte, dass überwiegend vorgefertigte Materialien zum Einsatz kamen. Drei der Fassaden sind mit Streckmetall-Paneelen aus Aluminium verkleidet, die vierte, zur Straße Carrer de les Escoles Pies ausgerichtete, erhielt ein mit sehr dünnen Tonziegeln gefülltes Gitter. Auf den ersten Blick erinnert es an Bewehrungsmatten mit rechteckigen Maschen, in die 25 x 10,5 x 3 cm große keramische Platten auf Lücke gesetzt sind. So ergibt sich von außen und innen gleichermaßen ein Lochmuster. Das Gebäude nimmt damit Bezug auf die Nachbarbebauung und den Bestand auf dem Campus, der überwiegend in Sichtmauerwerk ausgeführt ist. Die vorgefertigten 1,00 x 17,50 Meter großen Gitter-Bahnen kamen gerollt auf die Baustelle und wurden in nur fünf Tagen mit Hilfe von Kränen an Stahlschienen, die sich in Höhe der Geschossdecken befinden montiert. Die vorgehängte Struktur schützt die Erschließungszone vor zu viel Sonneneinstrahlung, lässt aber dennoch Luft hinein und schafft somit einen Klimapuffer. Außerdem ist der Fassadenzwischenraum mit Kletterpflanzen begrünt, die für saubere Luft sorgen sollen. zDie Pflanzen, sowie das gesamte Gebäude mit seiner sichtbaren Tragstruktur, sollen laut den Architekten einen pädagogischen Wert haben und den Schülern helfen die Konstruktion des Gebäudes zu verstehen.

Die Alu-Streckmetall-Paneele an den anderen Fassaden reagieren durch unterschiedlich gekrümmte Perforationen auf die jeweilige Himmelsrichtung. Dafür wurden sie eingeschnitten, anschließend gedehnt und dreidimensional verformt. Die Krümmung der Perforation im Südosten ist fast waagerecht, um die Strahlen der hochstehenden Sonne im Sommer zu reflektieren und so wenig Licht wie möglich ins Innere des Gebäudes zu lassen. Im Nordwesten ist die Perforation so ausgerichtet, dass so viel Licht wie möglich ins Innere strömen kann. Ein weiterer Vorteil der Perforation ist die aussteifende Wirkung, die Paneele haben mehr Stabilität und können Windlasten besser aufnehmen.

Um das Gewicht der abgehängten Geschosse insgesamt zu reduzieren, wurden sowohl für die Decken als auch die Fassaden leichte Materialien verwendet. Die Geschossdecken sind in Holz ausgeführt, die gebäudeabschließende Fassade ist teilweise mit 40 mm dicken, transluzenten Polykarbonat-Platten verkleidet oder mit 50 mm dicken Sandwich-Paneelen.

Bautafel

Architekten: Pich Auguilera Architects, Barcelona
Planungsbeteiligte: BIS Arquitectes, Barcelona (Tragwerksplanung); Avant ingeniería, Barcelona (Technische Gebäudeausrüstung); GPCat, Barcelona (Technische Bauleitung); Moro Soucheiron & Asociados, Barcelona (Projektmanagement); Teyco, Barcelona (Konstruktion, Bauausführung); Flexbrick, Barcelona (Gitterfassade mit Keramikelementen)
Bauherr: Fundación Teresiana, Madrid
Fertigstellung: 2014
Standort: Carrer de Ganduxer 85, 08022 Barcelona, Spanien
Bildnachweis: Simón García | arqfoto.com

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