Obsthof in St. Andrä am Zicksee/A

Boden aus monolithischer Betonplatte und geschliffenem Estrich

Das burgenländische St. Andrä am Zicksee ist eine kleine Marktgemeinde mit rund 1.400 Einwohnern, die – zumindest bei Architekturinteressierten – inzwischen einen weltweiten Bekanntheitsgrad erlangt hat. Denn hier, unweit des Neusiedler Sees, ist ein Obstproduktionshof entstanden, der international Beachtung gefunden hat.

Verkleidet ist das Gebäude mit OSB-Grobspanplatten
Geschliffener Betonestrich im Verkaufsraum
Über einen seitlich geschützten Vorhof gelangen die Kunden in den Verkaufsraum

Auf dem 3.500 m² großen Grundstück des Familienbetriebes Leeb werden verschiedene Apfelsorten angebaut. Die jährlich rund 200 Tonnen Äpfel werden zu Apfelsaft, -essig, -schnaps oder -chips weiterverarbeitet und direkt an den Endverbraucher verkauft. Die darauf ausgelegte Verarbeitungshalle mit Verkaufs- und Nebenräumen wurde vom Wiener Architekturbüro Architects Collective geplant und innerhalb von vier Monaten errichtet.

Das Konzept der Architekten basiert auf der Zusammenschaltung zweier länglicher Baukörper (siehe Bild 19), die sich nach Südwesten zur Hauptstraße orientieren. Der größere Körper basiert auf einer Holzrahmenkonstruktion (Leimbinder) mit außenliegenden, isolierten, 2,5 x 5 m großen Boxen aus Holz und OSB-Platten und beinhaltet die Verarbeitungshalle. Im kleineren Baukörper befindet sich der Verkaufsraum. Dieser wurde im Passivhausstandard errichtet und hat im Gegensatz zur Verarbeitungshalle nicht Wandstärken von 20 sondern von 45 cm. Die Fassadenoberflächen des gesamten Gebäudes bestehen aus OSB-Grobspanplatten, die mehrfach braun bzw. grün lasiert wurden. Zwei 5 x 6 m große Schiebetore verwandeln den Bau an den verkaufsoffenen Tagen in eine Art Marktstand. Die Kunden gelangen dann über einen seitlich geschützten Vorhof in den Verkaufsraum, der von einem großen Bandfenster belichtet wird. Vor sommerlicher Überhitzung schützen aufklappbare Alurahmen, die großflächig mit einer gebrauchten Werbeplane bespannt sind.

Bei der Materialwahl beschränkten sich Bauherren und Planer auf nachwachsende Rohstoffe, Recycling-Materialien und Upcycling-Mobiliar. So wurden gebrauchte Mehrschichtplatten zu Regalen und Schränken und alte Fahrradschläuche zu Deckenlampen umfunktioniert.

Boden
Auch beim Bodenbelag griffen die Architekten z.T. auf Gebrauchtes zurück: Für die PKW-Stellplätze und andere Außenbereiche wurden gebrauchte Betonelemente als Fahrbahnbelag verwendet, die das Versickern des Regenwassers ermöglichen. In der Verarbeitungshalle wurde auf einen Bodenbelag gänzlich verzichtet, hier gibt es lediglich die 18 cm dicke, monolithische Bodenplatte aus Beton.

Im Gegensatz zur Halle ist der Verkaufsraum beheizt, weshalb hier nicht auf eine Dämmung verzichtet werden konnte. Auf die 15 cm dicke Beton-Fundamentplatte wurde eine Dämmung aus Polystyrol-Extruderschaumstoff aufgebracht. Ein 10 cm dicker, bewehrter Betonestrich bildet die oberste Schicht der Bodenkonstruktion. Zunächst wurde er nass geschliffen, anschließend matt versiegelt. Dank dieser Technik entstand eine gleichmäßig strukturierte Oberfläche, die besonders gut mit den Oberflächen der OSB-Platten harmoniert.

Bautafel

Architekten: Architects Collective, Wien/A
Planungsbeteiligte: Subau Baugesellschaft, Parndorf/A (Baufirma); Weissenseer Holz-System-Bau, Greifenburg/A; SK Stahlbau, Wien (Stahlbau); Gabarage Upcycling Design, Wien (Möbelbau)
Bauherr: Vera und Albert Leeb, St. Andrä am Zicksee/A
Fertigstellung: 2009
Standort: Wiener Straße 40, St. Andrä am Zicksee/A

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