New Art Exchange in Nottingham

Mauerwerk mit Tiefenwirkung

In Hyson Green, einem überwiegend von Immigranten bewohnten Stadtteil der englischen Stadt Nottingham, steht das New Art Exchange. Es ist das erste innerstädtische Kulturzentrum Großbritanniens, das ausschließlich schwarzer und asiatischer Kunst gewidmet ist. Gegründet im Jahr 2003 ging es den Betreibern vor allem darum, Künstler afrikanischer und karibischer Herkunft zu fördern. Außerdem sollte das Kulturzentrum den gesellschaftlich benachteiligten Jugendlichen des Viertels neue Perspektiven und Lernmöglichkeiten aufzeigen.

New Art Exchange in Nottingham
New Art Exchange in Nottingham
New Art Exchange in Nottingham

Der viergeschossige Neubau der Londoner Architekten Roger Hawkins und Russell Brown - als schlichtes Volumen ausgebildet - besticht durch seine strenge schwarze Klinkerhülle, die durch ein lockeres Arrangement von Fensteröffnungen aufgebrochen wird. Die rahmenlosen Fenster, deren Größen von 16 cm² bis zu 4,8 m² variieren, scheinen spielerisch, nahezu willkürlich, in das schwarze Mauerwerk geschnitten zu sein. Sie gliedern das Gebäude nicht nur in einem ganz eigenen Rhythmus, sondern bieten den Besuchern auch immer neue Ein- und Ausblicke.

Die Inspiration zu der ungewöhnlichen Fassadengestaltung fanden die Architekten in einem Foto-Essay der Künstlerin Imogen Gray über Hyson Green. Insgesamt kam den Kunstschaffenden nicht nur als künftige Nutzer des Hauses eine zentrale Rolle zu: Der Künstler Hew Locke fertigte eine Deckeninstallation für das Café im Erdgeschoss, auf deren Aluminiumplatten Bilder der Nachbarschaft geprägt wurden. Das Objekt soll als elementarer Bestandteil des Raumes nicht nur einen Kontrapunkt zu der strengen Rechtwinkligkeit des Gebäudes bilden, sondern zugleich auch die „Verbundenheit des Kulturzentrums mit der Community feiern und fördern“.

Neben dem Café fanden im Erdgeschoss auch ein Empfang mit Lobby sowie eine ca. 280 Quadratmeter große Galerie Platz. Über einen geschlossenen Treppenraum gelangen die Besucher in die oberen Geschosse: Während das erste Obergeschoss einer reinen Büronutzung vorbehalten ist, finden sich im zweiten OG eine Ausbildungswerkstatt und ein Probenraum. Die Ateliers der Künstler sowie ein Konferenzraum nehmen das dritte OG ein.

Im Frühjahr wurde das Gebäude mit einem der jährlichen RIBA Awards des Royal Institut for British Architects unter die besten Gebäude in Großbritannien gewählt.

Mauerwerk
Hawkins und Brown wollten mit ihrem Gebäude einen Ort schaffen,  der „Solidität und Würde ausstrahlt und den in Hyson Green lebenden Einwanderern eine starke Basis bietet“. Eine weitere Maxime war es, kostengünstig und mit lokalen Handwerkern zu bauen. Da die Baukosten 330 EUR/m² nicht übersteigen sollten, entschieden sich die Architekten dafür, die Außenwände als Betonskelettbau mit einem zweischaligen Mauerwerk auszuführen. Die aus 14 cm Betonsteinen, einer 15 cm dicken Wärmedämmung sowie einem 10 cm starken Verblendmauerwerk (5 cm Höhe x 22 cm Länge) bestehende Mauer gewährleistet eine gute Wärmedämmung und erzeugt zugleich den gewünschten Eindruck von Masse und Tiefe.

Die Wandöffnungen für Fenster und Türen sollten maßgeblich zu dieser Tiefenwirkung beitragen. Deshalb wurden die Fenster eineinhalb Mauersteine zurückgesetzt und die Betonlaibungen mit 2,5 cm dicken Klinkersteinen passgenau verkleidet. Um die variantenreiche Gestaltung der Fassadenfläche auch in die Tiefe zu übertragen, setzten die Architekten allerdings einen Teil der Fenster bündig ein. Das Gebäude ist natürlich belüftet, wobei die Betondecken und das Mauerwerk maßgeblich zu einem stabilen Raumklima beitragen. Die Baukosten beliefen sich auf rund 3,3 Millionen EUR.

Bautafel

Architekten: Hawkins/Brown, London
Projektbeteiligte: Price & Myers, Nottingham (Tragwerksplanung); Furness Green, Leeds (Innenausbau); Ion Acoustics, Bristol (Akustik); Morag Morrison, Hawkins/Brown (Innenarchitektur)
Bauherr: Jim Robertson, Interim Chief Executive,  New Art Exchange
Fertigstellung: 2008
Standort: 39-41 Gregory Boulevard, Nottingham
Bildnachweis: Hélène Binet, London (1 - 4 und 11 - 17); Hawkins/Brown, London (5 - 10); NAE, Nottingham (18 - 19)

Fachwissen zum Thema

Ein hoher Eisengehalt im verwendeten Ton führt bei den gebrannten Ziegeln zu der typisch roten Färbung

Ein hoher Eisengehalt im verwendeten Ton führt bei den gebrannten Ziegeln zu der typisch roten Färbung

Mauersteine

Mauerziegel

Mauersteine

Normalbetonsteine

Zweischalige Außenwand mit Vormauerschale

Zweischalige Außenwand mit Vormauerschale

Wand

Zweischalige Außenwände

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Mauerwerk sponsored by:
KS-ORIGINAL GmbH
Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de