Nationales Institut für Territorialstudien in Straßburg

Akustiksegel, Loch- und Schlitzplattenabsorber

Auf einem Eckgrundstück im Süden Straßburgs lagern zwei silbern schimmernde Baukörper übereinander. Sie beherbergen das Institut National des Etudes Territoriales, kurz: INET, eine auf Gebietskörperschaften spezialisierte Hochschule für Führungskräfte im öffentlichen Dienst. Entworfen hat den Neubau das Architekturbüro Atelier Zündel Christea (AZC). Nicht nur die klare Gliederung der Alu-Glasfassade prägt das Erscheinungsbild des Stahlbetonbaus, sondern auch seine weich abgerundeten Ecken, die alle in unterschiedlichen Winkeln zusammenlaufen. So ragt beispielsweise spitzwinkelig wie ein Bug der nordöstliche, dreigeschossige Gebäudeteil in den Stadtraum. Sein Grundriss ist in etwa rautenförmig, seinen oberen Abschluss bildet eine große Terrasse.

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Quer auf den unteren Baukörper sind im Süden fünf weitere Geschosse mit längsrechteckiger Grundform gestapelt, die den Hochschulneubau zur Avenue du Rhin wie einen breiten Turm wirken lassen. An der Rue Edmond Michelet befindet sich an der Ostseite der Eingang im verglasten, hier zurückspringenden Erdgeschoss. Er führt in ein großzügiges Foyer mit mehrläufiger Treppe, an das westlich ein länglicher Innenhof anschließt. Die Raumaufteilung ist wie die Fassade klar strukturiert: In den unteren drei Geschossen sind rund um den Patio die Lehrräume des Instituts für Territorialstudien angeordnet, in den Etagen darüber die Verwaltung mit Büros, Konferenz- und Besprechungsräumen.

Akustik
Viel Sichtbeton und große Glasflächen dominieren im Gebäudeinneren. Da beide Materialien schallhart sind und zudem die Heizung und -kühlung über thermische Bauteilaktivierung funktioniert und deshalb Wand- und Deckenflächen unverkleidet bleiben mussten, waren flexible raumakustische Maßnahmen notwendig, um eine ruhige Arbeitsatmosphäre zu erzielen. Die Lösung besteht unter anderem in von der Decke abgehängten, rahmenlosen Akustiksegeln in Weiß, deren Größe und Form je nach Anforderung variieren. Im Foyer und allen Erschließungsbereichen sind es runde Elemente mit großem Durchmesser, die an drei dünnen Stahlseile befestigt sind. Die verwinkelte Holzkonstruktion der mehrläufigen Treppe in der Eingangshalle wirkt ebenfalls schallabsorbierend und ist gleichzeitig ein optischer Blickfang.

Ein Hingucker sind auch die leuchtend gelben Akustikpaneele, mit denen die Trennwände in den Fluren verkleidet sind und die mit ihrer feinen Lochung die Nachhallzeit reduzieren. In den Büro- und Konferenzräumen sind die Deckensegel mal viereckig, mal als Polygon mit unterschiedlich langen Kanten ausgebildet. Große Einbauschränke in den Büros bieten Stauraum; ihre Fronten aus perforiertem hellen Holz dienen als Resonanzabsorber.

Nahezu vollständig mit Holz ausgestattet ist der Hörsaal. Auf dem Boden und den Stufen liegt Parkett, Wände und Decke sind mit hölzernen Loch- und Schlitzplattenabsorbern verkleidet, die für eine gute Sprachverständlichkeit sorgen. Einer guten Raumakustik zuträglich sind des Weiteren die Polster der rund 230 mit hellgrauem Stoff bezogenen Stühle. -jb

Bautafel

Architekten: AZC Atelier Zündel Christea, Paris und Michel Spitz von MSA Architects, Colmar
Projektbeteiligte: Garrigues, Colayarac Saint Cirq (Fassade); Sovec, (Elektroplanung); Ingemasson France (Akustikplanung)
Bauherr: Centre national de la fonction publique territorale (CNFPT), Paris
Fertigstellung: 2016
Standort: 1 Rue Edmond Michelet, 67100 Straßburg
Bildnachweis: Sergio Grazia / AZC, Paris

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