Nationalbibliothek in Luxemburg

Brandschutztüren mit elektromotorischem Antrieb

Als 2003 ein Wettbewerb zum Neubau der Luxemburgischen Nationalbibliothek ausgeschrieben wurde, war ein Grundstück am südwestlichen Ende des Kirchbergplateaus, in Nachbarschaft der Philharmonie und des Europäischen Gerichtshofs vorgesehen. Das Architekturbüro Bolles+Wilson erhielt den Zuschlag mit einem Entwurf, der die Blickbeziehungen zum Zentrum der tiefergelegenen Hauptstadt als Ausgangspunkt nahm. Fast anderthalb Jahrzehnte hat es gedauert, bis mit dem Bau begonnen wurde – abermals nach Plänen des in Münster ansässigen Büros, nun aber am entgegengesetzten Ende der Avenue John F. Kennedy.

Das großzügige Foyer öffnet sich zur Avenue John F. Kennedy.
Ist das Foyer durchquert, öffnet sich der helle, mehrgeschossige Lesesaal.
Jenseits der versenkten Arbeitsplätze erheben sich die Regalreihen in einer Folge vier geschosshoher Terrassen.

Ungewöhnliche Nachbarin

Der Neubau, der nun zwischen Bürobauten an der stattlichen Allee steht, hebt sich schon durch seine Fassade von der gläsernen Nachbarschaft ab. Dabei wird die Gebäudehülle aus Betonfertigteilen, die sich, teils gesäuert, teils sand- oder wassergestrahlt, in unterschiedlichen Rottönen zeigen, einerseits durch die weiß gefassten Fensterlaibungen belebt. Aber auch durch die Kubatur wird dem Neubau, vor allem im straßenseitigen Nordosten, Dynamik verliehen: Von dem viergeschossigen Kopfbau spannt sich eine Verdachung schräg über den Eingang bis zu jenem spitzwinkligen Vorsprung, der den Vorplatz nach Südwesten abschließt – geradeso, als würde eine Zeltbahn gelüpft, um ankommenden Besuch willkommen zu heißen.

Lesen am Fuße des Magazinmassivs

Ist das großzügige Foyer durchquert, über dem Ausstellungs- und Konferenzräume liegen, öffnet sich der helle, mehrgeschossige Lesesaal. Jenseits der versenkten Arbeitsplätze erheben sich die Regalreihen in einer Folge vier geschosshoher Terrassen. Dahinter erstrecken sich die Magazinräume, die den von den Planern als Herz der Bibliothek bezeichneten und in Rot gehaltenen Rara-Lesesaal umgeben. Dass sich aus diesem Sonderbereich wie auch aus anderen Nebenräumen Fenster in den Hauptlesesaal öffnen, lässt diesen gleichsam wie einen Außenraum erscheinen – ein Eindruck, der durch die weißen Baumstützen noch verstärkt wird. Dass Tragwerk und Raumkonzept in einer überaus klugen Beziehung stehen, beweist sich, wenn die Terrassen erklommen werden: Oberhalb des Magazins, der Decke nun ganz nah, sind die Stabwerke nur noch Kronen ohne Stamm. Die Decke lichtet sich wieder am nordwestlichen Ende, wo sich der Ausblick ins Grüne und der Zugang zu einer wirklichen Terrasse bietet.

Nachhaltigkeit, natürlich

Dem Bemühen, die unterschiedlichen Funktionsbereiche auch in der Fassade ablesbar zu machen, entspricht die Gabionenwand, die den Magazinbereich nach außen anzeigt. Dass diese Steinkörbe allein mit dem Aushub der Baugrube befüllt wurden, entspricht dem Nachhaltigkeitsgedanken ebenso wie die Entscheidung, das Dach aus Holzleimbindern zu fertigen. Der Herausforderung, die Durchlüftung des Lesesaals auch bei sommerlichen Temperaturen zu gewährleisten, kommt ein Erdluftregister entgegen, sodass allein während der Heizperiode eine mechanische Lüftung erforderlich wird. Der Luftaustausch im Frühjahr und Herbst, aber auch die Nachtauskühlung während der Sommermonate wird ohne maschinelle Unterstützung durch die Lüftungsflügel in Dach und Fassade gewährleistet.

Brandschutz, auch durch elektromotorische Türantriebe

Gleichermaßen simpel wie durchdacht mutet das Brandschutzkonzept an. Weniger denn technische Raffinesse sollen allein bauliche und organisatorische Kniffe einer Brandausbreitung entgegenwirken. So wurden die fünf Magazingeschosse in elf abschließbare Kompartimente gegliedert, kritische technische Anlagen in den Erschließungsbereich verlegt. Zudem wurde die Bibliothek mit elektromotorischen Türantrieben ausgestattet, die die Brand- und Rauchschutztüren mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40° pro Sekunde schließen können. -ar

Bautafel

Architekten: Bolles + Wilson, Münster
Projektbeteiligte: Schroeder & Associés, Luxemburg (Tragwerksplanung); Felgen & Associés, Luxemburg (Haustechnik); Ernst Basler + Partner, Zollikon (Energiekonzept); Akustik-Ingenieurbüro Moll, Berlin (Akustik); hhpberlin Ingenieure für Brandschutz, Berlin (Brandschutz); L2M3 Kommunikationsdesign, Stuttgart (Leitsystem); Eco Schulte, Menden (Brandschutz-Drehflügeltürantrieb ETS 64 R)
Bauherr: Großherzogtum Luxemburg
Fertigstellung: 2019
Standort: 37d Avenue John F. Kennedy, 1855 Luxemburg, Luxemburg
Bildnachweis: Christian Richters, Berlin

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