Nachweise mit Versuchen

Aus Materialprüfungen zur Qualitätssicherung eines Einzelbauteils kann nicht zwingend auf das Materialverhalten in der tatsächlichen Einbau- und Belastungssituation geschlossen werden. Ein Beispiel hierfür ist ein Pendelschlagversuch in einem definierten Versuchsrahmen, der gegenüber der realen Einbau- und Lagerungssituation der Scheibe ein völlig anderes Versuchsergebnis erbringen kann. Häufig werden für den Nachweis punktförmig gelagerter Gläser lediglich Belastungsversuche im Auflagerbereich mit kleinformatigen Proben durchgeführt. Mit diesen Versuchen kann aber keine ausreichende Aussage über das wirkliche Tragverhalten und die Tragfähigkeit der gesamten Scheibe getroffen werden. Fehlinterpretationen von derartigen Versuchsergebnissen müssen im Vorfeld ausgeschlossen werden. Wird beispielsweise die Tragfähigkeit von VSG untersucht, so muss berücksichtigt werden, dass das Tragverhalten maßgeblich von der zeit- und temperaturabhängigen Verbundwirkung der Folie beeinflusst wird. Gleiches gilt für die Biegefestigkeit von Floatglas, die stark von der Lasteinwirkungsdauer abhängig ist.

Eine wesentliche Grundlage für die Durchführung von Versuchen ist eine zielgerichtete Versuchsplanung. Dies bedeutet einerseits, dass der Versuchsaufwand in einem vernünftigen Verhältnis zu der angestrebten Erkenntnis stehen muss und andererseits, dass mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis erzielt werden muss. Bei Bauteilversuchen sollten daher die realen Einbau- oder Randbedingungen möglichst genau abgebildet werden, um die Aussagefähigkeit der Versuchsergebnisse zu gewährleisten. Hierbei kann es notwendig werden, auch verschiedene Randbedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit mit zu berücksichtigen. Bei der Untersuchung von Zwangslastfällen und Stößen spielen die effektiven Steifigkeitsverhältnisse eine entscheidende Rolle.

Bei Bauteilversuchen, bei denen die Belastung für das Glas entsprechend der erforderlichen Sicherheiten gegenüber der Gebrauchslast erhöht wurde, ist zu beachten, dass Teile der Unterkonstruktion u.U. für geringere Sicherheiten ausgelegt sind und eventuell vorzeitig versagen können. Daher muss die Unterkonstruktion bei den Versuchen derart ausgebildet werden, dass der gewünschte Versagensmechanismus im Versuch wirklich eintritt, ohne hierbei die Schnittkraft- oder Steifigkeitsverhältnisse maßgeblich zu verändern. Schon bei der Versuchskonzeption ist daher darauf zu achten, dass die Einwirkungen möglichst realistisch abgebildet werden und alle möglichen Schadensszenarien durchdacht und berücksichtigt werden.

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