Museum Weishaupt in Ulm

Präzise Raumtemperierung

Zusammen mit der Sparkasse, dem Münstertor und der Zentralbibliothek bildet das von Wöhr Heugenhauser Architekten entworfene Museum Weishaupt das Ensemble „Neue Mitte Ulm“. Als letzter Baustein bildet der dreigliedrige schlanke Neubau den städtebaulichen Abschluss einer ehemaligen Verkehrsschneise und schafft einen Stadtplatz vor dem mittelalterlichen Rathaus. Sein Volumen in Form eines 91 m langen, keilförmigen Baukörpers ergab sich aus dem schmalen langgestreckten Grundstück. Für die äußere Hülle kamen Glas und Naturstein zum Einsatz: Dabei stehen die liegenden Formate der Natursteinverkleidung in ruhigem Kontrast zur vertikalen Struktur der Glasflächen. Zum Hans-und-Sophie-Scholl-Platz öffnet sich die Fassade mit einem 16 m hohen, gläsernen Schaufenster.

Haupteingang
Südseite

Die viergeschossige Kunsthalle gliedert sich in drei miteinander verbundene Baukörper mit einer Bruttogeschossfläche von rund 4.000 m². Die Basis bildet ein zurückgesetzter gläserner Erschließungstrakt, der über den Haupteingang auf der Westseite betreten wird. Im Erdgeschoss befinden sich das Foyer, ein Café sowie separat zugängliche Läden. Ein geschlossener, eingeschobener Kubus im ersten und zweiten Obergeschoss bildet den eigentlichen Ausstellungsbereich. Hier sind die Werke moderner Kunst der Sammlung Weishaupt ausgestellt. Im dritten Baukörper, einem viergeschossigen Gebäudeteil im Osten des Komplexes sind die Verwaltung, die Anlieferungszone sowie der Lastenaufzug angeordnet. Vom obersten Treppenabsatz gelangen die Besucher über eine filigrane gläserne Verbindungsbrücke in das benachbarte Ulmer Museum.

Über dem Eingangsbereich hinter der Westfassade des Gebäudes verbindet eine frei stehende 8,5 m breite und 9,5 m hohe „Kunstwand“ die Geschosse optisch miteinander. Sie kann über ein integriertes Flächentemperierungssystem sowohl beheizt als auch gekühlt werden.

Gebäudetechnik
In der Kunsthalle sorgt die Gebäudetechnik zusammen mit der ausgewogenen Regelungstechnik für eine ganzjährig optimale Temperierung sowie die Einhaltung der relativen Raumluftfeuchte. Für die empfindlichen Exponate darf die Temperatur im Sommer 24°C nicht über- und im Winter 22°C nicht unterschreiten. Außerdem ist die Minimum-Maximum-Spanne für die relative Luftfeuchtigkeit im Ausstellungsbereich zwischen 50 bis 55% stark eingegrenzt.

Die Wärmeenergie zur Beheizung bezieht das Museum über eine Ferndampf-Übergabestelle mit 350 kW in der Technikzentrale im ersten Obergeschoss. Eine luftgekühlte Kältemaschine mit einer Kälteleistung von 290 kW dient der Kälteversorgung. In der Zentrale befinden sich auch die Wärmeübertrager, die je nach Bedarf automatisch zwischen Heiz- oder Kühlmodus umschalten. Die Beheizung sämtlicher Räume erfolgt über ein Flächenheizsystem, das auch zur Kühlung des Erdgeschosses sowie der Ausstellungsflächen im ersten und zweiten Obergeschoss eingesetzt wird. Insgesamt wurden rund 8.000 m Rohrleitung auf einer Gesamtfläche von ca. 2.000 m² verlegt. Darüber hinaus wird eine 65 m lange Sichtbetonwand, die sich auf der Südseite des Gebäudes über die gesamte Länge des Treppenaufganges erstreckt, mittels Betonkernaktivierung zur Klimatisierung genutzt.

Ergänzt wird das Flächenheiz- und -kühlsystem durch eine Quelllüftung, die eine abschnittsweise Temperierung der Ausstellungsräume erlaubt. Sie versorgt über vier Lüftungsanlagen das Foyer und das Café mit 5.000 m³/h sowie das Treppenhaus an der Südseite mit 8.000 m³/h und die Ausstellungsräume im ersten und zweiten Obergeschoss mit je 20.000 m³/h. Eine Wärmerückgewinnungsanlage, ein Dampfbefeuchter, die Kältemaschine, ein Verflüssiger und ein 2.500 Liter fassender Pufferspeicher sorgen für eine ganzjährig genau abgestimmte Temperierung. Zudem verursachen weder das Flächenheizsystem noch die impulsarme Raumluft-Durchspülung der Quelllüftung turbulente Strömungen, sodass eine sehr gleichmäßige, fast laminare Temperierung erreicht wird.

In den Ausstellungsräumen wird die erforderliche Außenluftmenge über einen Doppelboden mittels Lüftungsschlitzen zugeführt. Das System wurde so konzipiert, dass die Luftzufuhr mit unterschiedlichen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten zonenweise abgestuft werden kann. So kann z.B. bei starker Sonneneinstrahlung der Westfassade eine von Ost nach West zunehmende Kühlung der Ausstellungsräume erfolgen. Abgeführt wird die Raumluft in der oberen Raumhälfte sowie im Treppenaufgang über Lüftungsschlitze. Hier wird eine um ca. 5 % höhere Luftmenge als in den Ausstellungsräumen abgesaugt. Das hat einen leichten Luftstrom zum Treppengang und damit einen optimierten Luftaustausch zur Folge.

Bautafel

Architekten: Wöhr Heugenhauser Architekten, München
Projektbeteiligte: Bauer + Partner, Ulm (Tragwerksplanung), DS-Plan, Stuttgart (Bauphysik), Zieher Technic Ingenieurbüro, Ulm (Planung Haustechnik); Axima, Stuttgart (Ausführung RLT und Kältetechnik), Julius Gaiser, Ulm (Heizung/Sanitär), Neuberger Gebäudeautomation, Rothenburg (MSR- und Gebäudeleittechnik)
Bauherr: Siegfried Weishaupt, Ulm
Fertigstellung: November 2007
Standort: Hans- und Sophie-Scholl-Platz 1, Ulm
Bildnachweis: Christoph Seeberger, München

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Über Luftverteilsysteme gelangt die konditionierte Luft in die einzelnen Räume.

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Dezentrale Lüftungsgeräte sorgen für den nötigen, kontinuierlichen Luftaustausch mit Wärmerückgewinnung.

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Die Biothek befindet sich in der Mitte Ulms

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