Museum „Das Maximum“ in Traunreut

Tageslicht-Museum in historischen Produktionshallen

In der Nähe des Chiemsees liegt das oberbayerische Traunreut. Die Kleinstadt mit 21.000 Einwohnern ist nicht unbedingt ein Ort, an dem man zeitgenössische Kunst von Weltrang vermutet. Dass diese dort trotzdem eine Heimat gefunden hat, ist dem der Kunstsammler Heiner Friedrich zu verdanken. Seit 2011 betreibt seine Stiftung Das Maximum hier das gleichnamige Museum. Gezeigt werden Werke von fünf deutschen und vier amerikanischen Künstlern, die seit den 1960er-Jahren prägend sind, darunter John Chamberlain, Georg Baselitz und Andy Warhol. Sie alle zählten und zählen zu engen Weggefährten Friedrichs. Ein besonderes Merkmal des Museums ist die Präsentation der Werke in ungefiltertem Tageslicht. Dafür wurden historische Produktionshallen der NS-Rüstungsindustrie umgebaut und ihre Satteldächer mit Oberlichtern versehen. Mit dem durch das Büro Brüderl Architektur geplanten letzten Hallenumbau wurde der Komplex vollständig in einen Kunstbetrieb gewandelt.

Dafür wurden historische Produktionshallen der NS-Rüstungsindustrie umgebaut und ihre Satteldächer mit Oberlichtern versehen; Mit dem durch das Büro Brüderl Architektur geplanten letzten Hallenumbau wurde der Komplex vollständig in einen Kunstbetrieb gewandelt
Auf Schilder und Erläuterungen wird genauso verzichtet, wie auf eine Inszenierung der Kunstwerke durch Spots oder indirekte Kunstbeleuchtung
Das Oberlicht besteht aus insgesamt 100 industriell vorgefertigten Dachfenstermodulen, wovon 32 als verdeckt motorisierte Öffnungsflügel der Belüftung dienen

Der Standort Traunreut ist eng mit der Familiengeschichte verwoben: Der Vater des Kunstliebhabers, Harald Friedrich, erwarb die Hallen in den 1950er-Jahren, um mit seiner Firma „Alzmetall“ einen ausgefallenen Kleinwagen mit Kunststoffkarosserie namens „Spatz“ zu produzieren. Der Gebäudekomplex entstand um 1938 als Munitionsverarbeitungsanlage. Die zivile Nachkriegsnutzung durch verschiedene Firmen setzte sich bis Ende der 1990er Jahre fort. Nach einer Weile des Leerstandes beschloss Heiner Friedrich die Umnutzung.

Für die meist großformatigen Bilder, Skulpturen und Installationen stehen 4.300 m² zur Verfügung. Von außen prägt das Farbkonzept der Malerin Maria Zerres den Kulturstandort. Der Primärfarbenakkord aus rot und gelb gekachelten und verputzten Fassaden nebst blauen Dächern wird durch einige Pastelltöne wie Rosa und Mint ergänzt und soll die Umwidmung des Gebäudes im Stadtraum markieren. Das Ausstellungskonzept zielt nicht auf die klassische Wissensvermittlung ab, sondern setzt die unmittelbare Kunstrezeption in den Mittelpunkt. Auf Schilder und Erläuterungen wird genauso verzichtet, wie auf eine Inszenierung der Kunstwerke durch Spots oder indirekte Kunstbeleuchtung. Stattdessen werden sie im wechselnden Licht der Tages- und Jahreszeiten präsentiert.

Belichtet werden alle Ausstellungsräume in erster Linie über Oberlichter, die entlang der offenen Firste verlaufen, bei den zuerst sanierten Hallen jedoch bereits kleinere Undichtigkeiten aufweisen. Für das Oberlicht des jüngsten Umbaus wählte man darum eine Variante aus industriell vorgefertigten Fensterelementen. Im Vergleich zu den früher sanierten Museumsbereichen ist die Halle mit den neuen Lichtbandlösungen viel heller. Dank des von oben blendfrei einfallenden Tageslichts wird die Lichtausbeute optimiert. Das machte Fenster an der Fassade überflüssig und ergab ein Maximum an Wandfläche zur Präsentation der Kunstwerke. Überhaupt ist die Innenraumgestaltung des Museums puristisch. Die weißen Wände und Decken, der helle Parkettboden und der freigelegte hölzerne Dachstuhl bilden einen unaufdringlichen Hintergrund für die Kunst.

Dach

Bei der Sanierung der Halle wurde der originale abgespreizte Pfettendachstuhl zum Innenraum hin freigelegt. Das Satteldach mit einer Neigung von 25° wurde mit blauen Falzziegeln eingedeckt. Außerdem fügte man zwei Sattel-Lichtbänder mit jeweils 25 Metern Länge entlang des Firsts hinzu. Sie bestehen aus insgesamt 100 industriell vorgefertigten Modulen, wovon 32 als verdeckt motorisierte Öffnungsflügel der Belüftung dienen. An heißen Tagen kann über sie die warme Luft über das Dach entweichen

Die Montage der Lichtbänder war unkompliziert: Bauseits erstellte man eine Unterkonstruktion aus Brettschichtholz und montierte Flachstahlprofile auf den Längsseiten. Das Holzbauunternehmen setzte Zugstangen in der Mitte des Lichtbandes ein, um zu verhindern, dass die Unterkonstruktion durch das Gewicht der Module links und rechts vom First auseinandergedrückt wird. Anschließend erfolgte der Einbau der Module inklusive Eindeckrahmen und projektspezifisch vorgefertigten Anschlussblechen. Den nahtlosen Anschluss ans Dach ermöglicht die Unterkonstruktion, an die die Unterspannbahn angeschlossen wird und die hierfür mindestens 200 mm über die wasserführende Ebene ragen muss.

Zum Schutz der Kunstwerke war von Bedeutung, dass das Tageslicht-System über einen UV- und Hitzeschutz verfügt. Die 3-Scheiben-Isolierverglasung mit Beschichtung weist neben hervorragenden Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) auch einen sehr niedrigen Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) auf und gewährleistet somit einen robusten sommerlichen Hitzeschutz. Ebenfalls zur Vermeidung einer ungewollten Raumaufheizung trägt der niedrige TUV-Wert bei. Er gibt die Menge der eingehende UV-Strahlung an. Je niedriger er ist, desto besser sind die Kunstwerke vor schädlichen Alterungsprozessen geschützt.

Bautafel

Architekten: Brüderl Architektur, Traunreut
Projektbeteiligte: Holzbau Hartl (Zimmerer und Dachdecker), Palling
Bauherr: DAS Maximun Kunstgegenwart
Fertigstellung:
2017
Standort: Fridtjof-Nansen-Str. 16, 83301 Traunreut
Bildnachweis: Velux Deutschland, Hamburg; Brüderl Architektur, Traunreut

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