Museo de Sitio Julio C. Tello in Paracas

Rötlicher Beton in Wüstenlandschaft

Die Westküste Perus wurde im Jahr 2007 von schweren Erdbeben heimgesucht, die eine große Welle der Zerstörung mit sich brachten. Davon betroffen war auch das Museo de Sitio Julio C. Tello im Nationalpark von Paracas, inzwischen ruht ein moderner Neubau aus rötlichem Beton auf den Fundamenten seines Vorgängers. Damals wie heute sind im Museum Kulturschätze des Paracas-Volkes aus der vorkolumbianischen Ära von 900 bis etwa 200 v. Chr. zu sehen, die in den 1950er-Jahren in der Region gefunden wurden.

Geplant wurde das Museum von Barclay & Crousse Architecture aus Lima
Raumbildendes Element sind die aufgesetzten Volumen, die den Bau gliedern, aber auch für die natürliche Belichtung und Klimatisierung sorgen
Vier gerahmten Öffnungen recken sich dem Besucher wie Augen entgegen

Inmitten der sich vom Pazifik bis zu den Anden ziehenden Wüstenlandschaft entwarfen die Planer vom Büro Barclay & Crousse Architecture aus Lima ein zweiteiliges Ensemble aus Ausstellungstrakt und Serviceriegel. Dazwischen verläuft ein schmaler, von den Architekten „crack" genannter Erschließungsgang. Dieser Spalt verbindet die unterschiedlichen Areale des Museums und setzt die beiden Gebäude spannungsvoll zueinander in Beziehung. Ihre Grundrissgeometrie leiteten die Planer aus den für die Paracas typischen Muster bei der Gestaltung von Textilien ab. Rhythmisch angeordnete, durchgesteckte Bauvolumen ragen seitlich über den Ausstellungstrakt hinaus. Sie gliedern die Flächen im Gebäudeinneren und dienen in den oberen Bereichen zusätzlich als Lichtfang und klimatische Pufferzone. Nach außen zeigen sie sich als vier große gerahmte Öffnungen, die wie Augen die Besucher anblicken.

Beton

Grundlage für den verwendeten Beton war ein Zement mit puzzolanischen Zusatzstoffen, die für eine höhere Widerstandsfähigkeit sorgen. Dies war notwendig, da der Beton den hohen Beanspruchungen in der Salzwüste standhalten muss. Die Dauerhaftigkeit war auch aufgrund des sehr begrenzten Budgets für die Gebäudeinstanthaltung ein wichtiger Aspekt bei der Planung. Während für den Servicetrakt eine Schalung aus sägerauen Brettern verwendet wurde, kamen beim Ausstellungsbau glatte Schaltafeln zum Einsatz. Sichtbar blieb der Beton allerdings nur an wenigen Fassadenflächen, große Teile wurde mit einem Zementputz versehen. Das heterogene Erscheinungsbild der Putzfassaden beruht auf Farbwechseln, Flecken und Schlieren, die von den Planern in Kauf genommen wurden beziehungsweise sogar gewollt waren. Sie sollen das Handwerkliche der Fassade betonen und deutlich machen, das hier verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten am Werk waren.

Für die rötliche Farbe des Betons beziehungsweise des Zementputzes ist der Eisenoxidgehalt in den Puzzolanen verantwortlich. Sie korrespondiert mit dem Rot der umliegenden Hügel und wird sich im Laufe der Zeit durch die fortschreitende Oxidation noch intensivieren. Die Zusammensetzung des Zements trägt außerdem zu der lebendigen Oberflächenstruktur bei, die durch einen manuellen Schliff fast keramisch anmuten. Die Architekten nennen als Referenz das Erscheinungsbild vorkolumbianischer Keramik, die unter anderem im Museum gezeigt wird. -chi

Bautafel

Architekten: Barclay & Crousse Architecture, Lima (Sandra Barclay & Jean Pierre Crousse mit Rodrigo Apolaya)
Projektbeteiligte: Consortium Paracas (Generalunternehmen); Antonio Blanco (Tragwerksplanung)
Bauherr: Spanish Agency for International Cooperation (AECID), Kulturministerium Peru
Standort: Nationalpark Paracas, Carretera Pisco, Puerto San Martin Km. 27, 11550 Paracas
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Cristobal Palma / Estudio Palma

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