Multifunktionales Bürogebäude in Grenzach-Wyhlen

Verwaltungssymmetrtie

Hustensaft, Schilddrüsenmittel und Opium – das waren die Anfänge des Pharma-Weltkonzerns Roche. Direkt nach Firmengründung vor 125 Jahren hatte der Basler Unternehmer Fritz Hoffmann-La Roche sieben Kilometer rheinaufwärts einen deutschen Produktionsstandort in der kleinen badischen Gemeinde Grenzach aufgebaut. Inzwischen hat sich der Firmencampus im heutigen Grenzach-Wyhlen zum reinen Dienstleistungsstandort mit mehr als 1.400 Beschäftigten gewandelt. Die Architekten Christ & Gantenbein aus Basel haben hier bereits das dritte Gebäude realisiert.

Der Bau hat eine Aluminium-Glas-Fassade mit abgeschrägten Ecken.
Acht Stahlfachwerke in der Fassadenebene steifen das Gebäude aus.
In den Ecken wurden die Erschließungskerne platziert.

Das jüngste, ein fünfgeschossiges, multifunktionales Bürogebäude bildet mit Rechteckgrundriss und 45-Grad-Ecken die neue Hauptadresse des Areals und trägt im Innern dem aktuellen, hybriden Arbeitsalltag mit Büro- und Homeoffice-Anteilen Rechnung. In flexiblen, nicht-hierarchischen Räumen sollen Austausch und Teamwork gefördert und Meeting-Aktivitäten zusammengeführt werden. Der rund 50 x 35 Meter große und 25 Meter hohe Neubau mit 10.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche hat daher nur 100 fixe Büroarbeitsplätze, dafür aber 300 flexible Individual- und Gruppenarbeitsplätze, ferner ein großes Auditorium sowie Veranstaltungs- und Konferenzräume. Um dem Gebäudekern offen zu gestalten, wurden die Erschließungszonen schräg in den vier Gebäudeecken angeordnet und mit den Büroarbeitsplätzen, einem Meetingbereich sowie Besprechungs- und Konferenzräumen zu einem äußeren Ring verbunden.

Forrest Circle, Sky Box und Meeting Hub

Das Erdgeschoss ist als offene Zone mit Foyer, Kaffeebar und mehreren Pflanzeninseln organisiert und von drei Seiten aus zugänglich. Über das erste und zweite Obergeschoss erstreckt sich im Zentrum ein großes, in drei Einheiten unterteilbares Auditorium mit maximal 550 Plätzen. Im dritten und vierten Obergeschoss bieten sich verschiedene Möglichkeiten für Arbeit und Austausch. Hierfür hat der Möbeldesigner Inchfurniture gemeinsam mit den Architekturschaffenden verschiedene, teils mobile Einrichtungselemente entworfen, darunter den „Forest Circle“, eine in Kork gehaltene runde Sitzeinheit mit bepflanzter Mitte, die „Sky Box“, ein abgehängter Ruhe- und Entspannungsraum mit Oberlicht, mehrere „Meeting Hubs“, kreisrunde Besprechungsräume für vier bis sechs Personen mit gebogenen VSG-Scheiben und Aluminiumsegmenten, Edelstahl-Teeküchen sowie flexible Workstations mit Aluminiumrohren und Kiefernholzplatten.

Das Gebäude wurde als Skelettbau in Ortbeton errichtet. Die stützenfreien Innenräume im Zentrum wurden durch eine vorgespannte Betonfertigteil-Kassettendecke im Raster von 2,80 x 2,80 Metern realisiert. Die Büros im äußeren Ring sind zwischen zwei Stützenreihen angeordnet und mit Flachdecken versehen. Ausgesteift ist der Bau über acht Stahlfachwerke in der Fassadenebene, die in den Gebäudeecken links und rechts der Treppenhäuser angeordnet sind.

Fassade: Glas, Aluminium und abgeschrägte Ecken

Das Fassadensystem besteht aus kräftigen hellen Aluminiumpaneelen, schlanken Pfosten, Riegeln und großflächigen Glaselementen bei nur 45 Zentimetern Brüstungshöhe. Die vier Ansichten sind horizontal gegliedert und werden von den meterhohen, vorgehängten Aluminiumbändern bestimmt. Dagegen brechen die vollflächig verglasten, abgeschrägten Ecken der Treppenhäuser die strenge Horizontalgliederung auf. Der hohe Glasflächenanteil in der Fassade erzeugt Offenheit und unterstreicht das statische Konzept des Baus. Die stählernen Fachwerkaussteifungen sind als wichtige Konstruktionselemente von außen sichtbar, akzentuieren die Fassaden und rahmen die Foyerzugänge.

Die Fassadenkomposition soll nach Angaben des Architekturbüros an eine Art „industriellen Palazzo”  erinnern und Repräsentation vermitteln. Konzipiert als neuer Hauptzugang, soll das Bauwerk unter anderem zum Wahrzeichen des Unternehmens werden. Mit ihrem hohen Glasanteil unterstreicht die Fassade dabei den Wunsch des Unternehmens nach mehr Transparenz.

Bautafel

Architektur: Christ & Gantenbein, Basel
Projektbeteiligte: Emanuel Christ, Christoph Gantenbein, Daniel Monheim, Stephanie Müller, Moisés García, Anne Katharina Schulze, Annelie Asam, Charles Bugny, Alessandro Cairo, Thibaut Dancoisne, Alice Francesconi, Teresa Gonçalves, Ana Sofia Costa Guerra, Lukas Kerner, Daan Koch, Andrew Mackintosh, Matthias Schäfges, Anette Schick, Leandro Villalba, Jean Wagner (Projektteam Architektur); Itten+Brechbühl, Bern (Generalplaner, Baumanagement); Schnetzer PuskasIngenieure, Basel/Zürich/Bern (Tragsystem); ZWP Ingenieur, Köln TGA-Planung); hhpberlin, Berlin (Brandschutz); IGW, Stuttgart (Gastronomieplanung); Amstein + Walthert, Buchs (Sicherheitsplanung); Intelliconcept, Rotkreuz (AV-Planung); INCHfurniture, Basel (Entwurf Inneneinrichtung); Ganter Construction & Interiors, Waldkirch (Ausführung Inneneinrichtung); Aplantis, Bern (Begrünung); hübschergestaltet, Basel (Lichtplanung Einrichtung); BAKUS Bauphysik & Akustik, Zürich (Akustikplanung Einrichtung)
Bauherr: Roche Pharma, Deutschland
Fertigstellung: 2021
Standort: Emil-Barell-Str. 1, 79639 Grenzach-Wyhlen
Bildnachweis: Walter Mair, Basel / Christ & Gantenbein, Basel

Fachwissen zum Thema

Isolierverglasungen in verschiedenen Ausführungen Hauptbahnhof Berlin, Architekten: von Gerkan, Marg und Partner Architekten (gmp)

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Materialien

Glas

Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Stahl und Glas an der Akademie der Künste in Berlin, geplant von Behnisch Architekten

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Fassadenarten

Pfosten-Riegel-Fassade

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