Mirror House in Almere
Einwegspiegelfassade
Noch keine 40 Jahre alt, ist die niederländische Stadt Almere bereits die siebtgrößte des Landes. Sie liegt rund 25 Kilometer östlich von Amsterdam, das auch für das rasante Wachstum verantwortlich ist, weil es dort einfach keinen finanzierbaren Wohnraum mehr gibt. Seit 1975 sind sechs Stadtteile entstanden, von denen Almere Pampus der jüngste ist. Er liegt im Osten der Stadt direkt am Ufer des IJmeers. Hier befindet sich auch die Neubauwohnsiedlung De Eenvoud, wo sich eine Gemeinschaft aus zehn Bauwilligen das Ziel gesetzt hat, je ein Haus unter der Vorgabe der Einfachheit zu realisieren, was der Begriff Eenvoud ins deutsche übersetzt bedeutet.
Eines der Gebäude haben die Architekten Johan Selbing und Anouk Vogel aus Amsterdam entworfen. In der Form ein schlicht rechteckiger Kasten, besteht seine Fassade ausschließlich aus verspiegeltem Glas. Durch die Reflexionen fügt es sich fast unsichtbar in die Umgebung; für die Bewohner bietet es einen ausgezeichneten Sichtschutz. Den Grundriss des eingeschossigen Mirror House entwickelten die Architekten in enger Zusammenarbeit mit den Bewohnern. Er sollte möglichst flexibel sein, um sich ändernden Bedingungen anpassen zu lassen. Insgesamt besitzt das Gebäude eine Nutzfläche von 120 Quadratmetern; lange Sichtachsen lassen es jedoch größer erscheinen. Im Gegensatz zur kühl-glatten Außenhülle sind die Innenwände mit Multiplexplatten aus hellem Birkenholz verkleidet, dessen natürlich warmer Farbton für Behaglichkeit sorgt.
Glas
Die 155 Quadratmeter große Fassade besteht aus
Glaselementen mit den Standardabmessungen 1,25 x 2,90 Meter. Zwar
sind alle vier Gebäudeseiten mit den Verglasungen bedeckt, aber
einzig in der Westfassade lassen sie sich auch öffnen: Raumhoch
ausgebildet und von Aluminiumprofilen gehalten, führen sie über die
gesamte Gebäudelängsseite in den Garten. An den drei anderen
Fassaden sind die Glasscheiben als Festverglasung (Kaltfassade) vor den Betonwänden angebracht. Nach
dem Prinzip einer Semi-Structural-Sealant-Glazing-Ausführung sind die
vertikalen Fugen der Verglasung verklebt, während die horizontale
Lagerung über mechanische Befestigungen erfolgt. Diese liegen
hinter Deckblechen, die ebenfalls verspiegelt, oben und unten
entlang des Gebäudes verlaufen.
Die Verglasung an der Westfassade besteht aus Dreifach-Isolierglas,
in den Schiebetüren aus Zweifach-Isolierglas. Bei beiden wurde die
spiegelnde Beschichtung pyrolytisch auf Position 1 (außen) aufgebracht.
Die halbdurchlässige Beschichtung erlaubt Einblicke von außen nur
bei Innenbeleuchtung. Gleichzeitig ist die Durchsicht von innen
aufgrund der ausreichenden Lichttransmission nach außen nahezu
ungehindert möglich. Die restlichen Fassadenflächen sind mit einer
nach gleichem Prinzip verspiegelten Einfachverglasung aus thermisch
vorgespanntem Glas bedeckt.
Bautafel
Architekten Johan Selbing, Anouk Vogel, Amsterdam
Projektbeteiligte: Buro voor Bouwadvies, Dalfsen (Tragwerksplanung); Earth Energie Advies BV, Boskoop (Haustechnik); AGC Glass Europe, Louvain-la-Neuve (Verglasung); Slump Fictorie, Hoogeveen (Fassade); Alcoa Architectuursystemen, Harderwijk (Türen)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2013
Standort: 1319 Almere, Niederlande
Bildnachweis: Jeroen Musch, Rotterdam; Johan Selbing Architecture, Amsterdam
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