Metall- und Schweißerwerkstatt des Technischen Schulzentrums Heilbronn

Energetische Sanierung und Ertüchtigung

Bereits seit Ende der 1950er Jahre hat das Technische Schulzentrum Heilbronn seinen Standort auf einem ehemaligen Krankenhausareal am Rande der nördlichen Innenstadt. Mehrere, teils ineinander verschachtelte, bis zu viergeschossige Baukörper nehmen die Gewerbliche Berufs- und Fachschule sowie das Technische Gymnasium mit den Schwerpunkten Kfz-, Metall- und Gießereitechnik und technischer Modellbau auf. Den nördlichen Abschluss des Ensembles bildet das Werkstattgebäude, der sogenannte D-Bau. Der eingeschossige Ziegelbau mit charakteristischem Sheddach wurde 1954 errichtet und dockt mit seiner Süd- und Ostfassade an das Nachbargebäude an. Im Norden besitzt er über die gesamte Länge einen schmalen Anbau mit Flachdach. Im Laufe der Zeit erfuhr das Gebäude mehrere Umbauten, bis es nach über fünfzig Jahren stark sanierungsbedürftig war und nicht mehr den Anforderungen eines modernen Werkstattbetriebs entsprach. Statt für einen Abriss entschied sich der Bauherr für eine Rundumerneuerung der Werkstatt, die nach Plänen der Architektin Daniela Branz vom Hochbauamt der Stadt Heilbronn durchgeführt wurde.

Nach Norden zeigt sich das Werkstattgebäude mit schlichter Putzfassade in Braungrau und einem Fensterband ; in diesem Teil sind die Büros untergebracht
Die Einfachverglasungen der Sheddächer wurden gegen Fensterbänder aus Polykarbonat getauscht
Um die Wandflächen freizuhalten, befinden sich alle technischen Installationen unterhalb der Decken

Die Sanierung erfolgte in zwei Bauabschnitten während des laufenden Betriebes. Der erste sah eine energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle sowie eine Sanierung der Umkleideräume mitsamt angrenzendem Flurbereich vor. Die Bestandswände aus Backstein wurden zunächst außenseitig mit Mineralwolle gedämmt und erhielten eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus Kupferblechen. Auch die geschlossenen Dachflächen und Türen sind mit diesem Material verkleidet. Die horizontalen Streifen aus unterschiedlich breiten Kupferpaneelen mit der aufgrund von Oxidation und Korrosion bläu- bis bräunlichen Patina hüllen das Werkstattgebäude somit vollständig ein. In den Sheddächern wurden die alten Einfachverglasungen gegen Lichtbänder aus Polykarbonat ausgetauscht.

Der Büroanbau im Norden besaß zuvor ein auskragendes Dach. Im Zuge der Sanierung wurde es entfernt; die Außenwände erhielten ein Wärmedämmverbundsystem. Heute zeigt sich der Anbau als schlichter Quader mit horizontalem Lichtband und glatter, grau-brauner Feinputzoberfläche.

Nachdem die Gebäudehülle ertüchtigt war, erhielten die Umkleideräume mitsamt angrenzendem Flurbereich einen neuen Anstrich. Anschließend wurden die Metallbauwerkstätten bis auf den Rohbau entkernt. Im Zentrum platzierten die Planer drei Klassenzimmer sowie einen Raum zur Unterrichtsvorbereitung. Ringsherum sind die Werkstätten angeordnet, sodass ein fliegender Wechsel zwischen theoretischen und praktischen Lehreinheiten stattfinden kann. Eine großzügige Erschließungszone verbindet die einzelnen Funktionsbereiche miteinander, die sich mittels Schiebetüren unterteilen lassen.

In den Innenräumen herrscht eine eine schlichte, helle Farbgestaltung vor. Wände, Mobiliar und sämtliche technische Apparaturen sind in Weiß, Hell- oder Dunkelgrau gehalten. Lediglich vereinzelte rote Akzente kontrastieren mit der monochromen Ausführung. Auf den Böden kommt ein ebenfalls hellgrauer, mit schwerem Gerät befahrbarer Industrieestrich zum Einsatz.

Gebäudetechnik
Die technischen Anforderungen an einen zeitgemäßen Unterricht der metallverarbeitenden Berufsfelder in Bezug auf Lüftung und Brandschutz stellten die Planer immer wieder vor neue Herausforderungen. Um die Wandflächen freizuhalten, befinden sich alle technischen Installationen unterhalb der Decken. Dazu gehören z. B. Heizkörper, Stromleitungen, riesige Rohre zur Be- und Entlüftung, Leitungen für die zahlreichen Schweißgase sowie Teile der Feuerlöschanlage.

Eine besondere Hürde stellte die Lüftungsanlage dar. Die Luftabsaugung an den 51 Arbeitsplätzen beträgt 40.000 m³/h. Für den kontrollierten Luftwechsel in den Werkstatt- und Unterrichtsräumen sind nochmals 25.000 m³/h notwendig. Mitsamt allen technischen Komponenten nimmt die neue Lüftungsanlage eine Fläche von knapp 500 Quadratmetern ein. Sie erstreckt sich über das gesamte Untergeschoss der Halle, zusätzlichen Platz schafft ein stattlicher Aufbau im Schulhof.

Wie alle Bauten des Schulzentrums ist auch das Werkstattgebäude an die Fernwärmeversorgung der Stadt Heilbronn angeschlossen. Die statische Beheizung des Gebäudeinneren erfolgt über Deckenstrahlplatten. Alle Räume besitzen eine Zonenregelung und sind auf die zentrale Bedienstelle der Gebäudeleittechnik (GLT) aufgeschaltet. Ihren Strom beziehen die Werkstätten momentan ebenfalls aus dem öffentlichen Netz. In naher Zukunft soll eine Photovoltaikanlage auf dem Flachdach des Büroanbaus mit regenerativ erzeugtem Strom zur Deckung des Bedarfs beitragen. Drei BHKW-Module in zwei anderen Gebäuden des Schulgeländes erzeugen bereits Strom auf dezentralem Wege.

Bautafel

Architekt: Daniela Branz, Hochbauamt der Stadt Heilbronn
Projektbeteiligte: Welf Kirchner, Hochbauamt der Stadt Heilbronn (Bauleitung); Ingenieurbüro für Tragwerksplanung (IBT), Heilbronn (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Herrenbauer + Kurz, Heilbronn (HLS-Planung); SIB, Heilbronn (Elektroplanung)
Bauherr: Schul- Kultur- und Sportamt der Stadt Heilbronn
Fertigstellung: Juni 2014
Standort: Sichererstraße 17 in 74076 Heilbronn
Bildnachweis: Dietmar Strauss, Besigheim

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