Mensa Westerberg in Osnabrück

Sonnenschutz- und Beleuchtungssteuerung mit EIB/KNX-System

Mit der Expansion von Universität und Fachhochschule am Campus Westerberg in Osnabrück stiegen auch die Abnehmerzahlen der alten Mensa im Versorgungszentrum. Nach knapp 30 Betriebsjahren stieß sie zunehmend an die Grenzen ihrer Kapazitäten, sodass zuletzt lediglich 30 Prozent der Studenten und Lehrenden mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden konnten. Die neue Mensa Westerberg bietet auf einer Bruttogeschossfläche von 8.100 Quadratmetern nicht nur viel mehr Platz, sondern erlaubt auch die Zubereitung und Ausgabe von täglich 5.000 Essen – das sind fast doppelt so viele wie vorher. Entworfen wurde sie vom ortsansässigen Planungsbüro Rohling.

Zwischen der Barbarastraße und dem neuen Gebäude entstand ein großzügiger Vorplatz
Der Ausgabebereich ist nach dem Free-Flow-Prinzip gestaltet, täglich können hier bis zu 5.000 Essen ausgegeben werden
Blick in die Küche

Die Mensa befindet sich zwischen der Artillerie- und Barbarastraße im Norden der Von-Stein-Kaserne, die über 60 Jahre lang in den Händen britischer Streitkräfte war. Als die Soldaten das Areal 2009 an die Stadt zurückgaben, stand der Konversion zu einem innerstädtischen Wohn- und Wissenschaftsstandort nichts mehr im Wege. Den Auftakt bildet die neue Mensa als Bindeglied zwischen dem historischen Kasernengelände im Süden und dem künftigen Hochschulcampus im Norden – ein Hörsaal- und Seminarzentrum sowie eine Bibliothek sollen das Universitätsgelände in naher Zukunft vervollständigen.

Die Architekten platzierten das zweigeschossige Gebäude mit seiner hellen Fassade aus Verblendmauerwerk in einigem Abstand zur passierenden Barbarastraße. So entstand ein großer Vorplatz, zu dem sich der kompakte Baukörper mit raumhohen Verglasungen öffnet. Der Eingang liegt ebenfalls auf dieser Seite. Er ist im Erdgeschoss von Cafeteria und Kiosk gefasst; eine breite Treppe führt hinauf in die Speisesäle. Dahinter sind, dem Publikumsverkehr abgewandt, u.a. die Ver- und Entsorgung, Lager- und Kühlräume, der Personalbereich sowie der Betriebshof untergebracht. Letzterer ist ringsum von Mauern eingefasst und bildet den westlichen Abschluss des Gebäudes.

Im oberen Geschoss sind zwei Speisesäle mit insgesamt 1.000 Sitzplätzen angeordnet. Die zentrale Treppe sowie eine in das Bauvolumen eingeschobene Terrasse trennen sie räumlich voneinander, sodass sie auch unabhängig voneinander betrieben werden können. Hinter den Sälen befindet sich der Ausgabebereich. Hier sind die Wege im sogenannten Free-Flow-Prinzip gestaltet: Um Wartezeiten zu verkürzen, sollen sich die Besucherströme möglichst nicht kreuzen. Im rückwärtigen Teil der Mensa liegen die Produktionsküche und Räume für die Speisevorbereitung. Ein Spielbereich für Kinder, Schließfächer und ein Veranstaltungszimmer ergänzen das Raumprogramm.

Elektro und Gebäudetechnik
Über die großen Verglasungen gelangt viel Tageslicht ins Gebäudeinnere. Das weit auskragende Dach sorgt für eine Verschattung insbesondere der Speisesäle im Obergeschoss. Zudem verlaufen vor den Fenstern Raffstore. Sie sind in das KNX-System integriert und lassen sich bedarfsweise steuern. Lichtsensoren, die ebenfalls in das KNX-System eingebunden sind, überwachen permanent den Tageslichteintrag. Ist es in den Räumen beispielsweise hell genug, so sorgen die Sensoren dafür, dass sich die Lampen herunterdimmen. Fällt zu viel Licht herein, fahren die Sonnenschutzelemente automatisch herab.

Auch die für Sonderveranstaltungen erforderliche Medientechnik wie Beamer, Lautsprecher, Verstärkerendstufen oder Mikrofonanlagen sind in das KNX-System einbezogen. Die Bedienung aller ins KNX-System integrierten Elemente erfolgt über Touchscreens, die u.a. in den Speisesälen, in der Cafeteria und am Personaleingang angeordnet sind. So können Betreiber und Personal bei Veranstaltungen kultureller Art, für Tagungen oder auch Präsentationen individuelle Lichtszenarien vorab programmieren und bei Bedarf abrufen.

Der elektrische Anschluss der Mensa erfolgt über das 10kV-Mittelspannungsnetz der Stadtwerke Osnabrück. Im Gebäude sind dazu eine Mittelspannungsschaltanlage und zwei Transformatoren mit je 630 kVA installiert. Versorgungsempfindliche Verbraucher, wie etwa die Kühlräume, sind zusätzlich an ein Ersatznetz angeschlossen. Dieses Ersatznetz wird durch ein Blockheizkraftwerk auf dem Campus gespeist. Im Gebäude ist eine Energieoptimierungsanlage installiert, um Leistungsspitzen zu glätten und so die Verbrauchskosten zu senken. Angeschlossen sind hier im Wesentlichen die elektrisch betriebenen thermischen Küchengeräte. Die vollautomatischen Spülstraßen mit Wärmerückgewinnung laufen im wasserschonenden Reduktionsprinzip.

Für eine kontrollierte Be- und Entlüftung sorgt eine zentrale Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung im Kreislaufverbundsystem und zweistufiger Filterung. In den Koch-, Produktions- und Spülbereichen erfolgt die Luftzufuhr über geschlossene, flächenaktive Lüftungsdecken aus Edelstahl. Der Kaltwassersatz der Lüftungsanlagen kühlt sämtliche Küchen. Ein Permanent-Transfer-System macht die Abwärme der Kälteverbundanlagen für die Warmwasserbereitung nutzbar. Die Speisereste werden im Küchen- und Spülbereich in Aufgabestellen entsorgt und über ein geschlossenes Leitungssystem zur zentralen Nassmüllentsorgungsanlage im Erdgeschoss transportiert. Die Abfälle können später einer Biogasanlage zugeführt werden.

Bautafel

Architekten: Planungsbüro Rohling, Osnabrück
Projektbeteiligte:
Krämer-Evers Bauphysik, Hasbergen (Bauphysik); Ing.-Büro Fleddermann, Osnabrück (Tragwerksplanung); Io-consultants, Heidelberg (Küchentechnik)
Bauherr:
Hochschule Osnabrück
Fertigstellung:
Dezember 2012
Standort: Barbarastraße 20, 49076 Osnabrück
Bildnachweis: Olaf Mahlstedt Photographie, Hannover

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