Medienfenster Adlershof in Berlin

Zweischaliger Mauerwerksbau mit hochwärmedämmenden Ziegeln

Seit den 1990er-Jahren wird der Berliner Stadtteil Adlershof zum Wissenschafts-, Technologie-, Wirtschafts- und Medienstandort ausgebaut. Im Umfeld von Universitätsbauten, technischen Forschungseinrichtungen und zahlreichen Unternehmen entsteht auch ein Ensemble aus Wohnhäusern, Läden, Hotels und Gastronomie. Zudem gehört ein Landschaftspark zum großflächigen Areal. Unweit der S-Bahnstation Adlershof säumt ein verklinkerter Neubau nach Plänen von Thomas Müller Ivan Reinmann Architekten die Straße. Das Medienfenster genannte Gebäude bietet auf einer Fläche von 6.600 Quadratmetern Platz für studentisches Wohnen und Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss. Sein Name erinnert an das einst sich hier befindende Sendezentrum des Fernsehens der DDR. Hinter dem neuen Wohn- und Geschäftsbau ist noch das ehemalige Film- und TV-Studio S5 erhalten. Der denkmalgeschützte, heute als Theater genutzte Bestand stammt aus den 1950er-Jahren.

Der Name knüpft an die Tradition als Medienstandort an, denn das Grundstück gehörte zum Fernsehen der DDR, und hinter dem Neubau steht das weiß verputzte denkmalgeschützte Studio 5.
Der von Thomas Müller Ivan Reinmann Architekten (LPH 1-5) entworfene Neubau setzt sich aus zwei Baukörpern zusammen: einem achtgeschossigen Turm und einem fünfgeschossigen Riegel.
Der Kopfbau

Zwei markante Baukörper: Turm und Riegel

Der von Thomas Müller Ivan Reinmann Architekten (LPH 1-5) entworfene Neubau setzt sich aus zwei Baukörpern zusammen: Markant an der Straßenecke ragt ein Turm auf quadratischem Grundriss acht Geschosse empor. Daran schließt ein fünfgeschossiger Riegel an, der durch Vor- und Rücksprünge rhythmisiert wird. An der Nahtstelle zwischen den Gebäudeteilen führt ein Durchgang zum ehemaligen Fernsehstudio und gibt von der Straße aus den Blick auf dieses frei. Außer gleichmäßig angeordneten Fenster- und Türöffnungen strukturieren unterschiedliche Tiefen des Sichtmauerwerks die Fassaden.

Die verschiedenen Nutzungen sind deutlich am Erscheinungsbild des Hauses ablesbar: Im Erdgeschoss mit zehn Gewerbe- und Gastronomieeinheiten sind die verglasten Flächen größer und etwas höher ausgebildet als in den übrigen Etagen. Hier sind 153 Appartements mit ein bis drei Zimmern untergebracht. Sie sind möbliert und auf die Bedürfnisse von Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeitern und für Gastaufenthalte zugeschnitten. Zu jeder Wohneinheit gehören ein Bad und eine offene Kochnische mit Einbauküche.

Nachhaltig Bauen: Zweischalige Ziegelbauweise
Das Medienfenster wurde in zweischaliger Ziegelbauweise errichtet. Das Mauerwerk besitzt eine ausreichende Tragwirkung über alle acht Geschosse und erfüllt zugleich die Anforderungen an den Wärme-, Schall- und Brandschutz. Für die Hintermauer wählte man mineralwollverfüllte Leichthochlochziegel in 36,5 cm Dicke. Mit dem integrierten Dämmstoff erreichen sie eine geringe Wärmeleitfähigkeit von 0,10 W/mK, besitzen also ein sehr gutes Dämmvermögen. Ihre charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit von 5,2 MN/m² (Steindruckfestigkeitsklasse 12) sorgt für die notwendige Tragfähigikeit der Ziegel.

Innenwände aus Planfüllziegeln

Für die Innenwände verwendete man Planfüllziegel aus Ton und Lehm. Aufgrund ihrer natürlichen Rohstoffe sind die Ziegel nicht nur per se der Wohngesundheit zuträglich, sondern sorgen mit ihrer porigen Struktur auch für eine gute Feuchtepufferung. Das Mauerwerk nimmt überschüssige Feuchtigkeit aus der Luft auf und gibt sie zeitversetzt an die Umgebung wieder ab. Die Diffusionsoffenheit ist gut für das Raumklima und beugt zudem der Schimmelpilzbildung vor. Die Speichermasse der Ziegelwände verhindert darüber hinaus kurzfristige Temperaturschwankungen und erhöht so die thermische Behaglichkeit für die Bewohner.

Vormauer im wilden Verband

Für die Vormauer fiel die Wahl auf orange-bunt geschlämmte Verblender, die im wilden Verband vermauert wurden. Der Wasserstrichziegel mit seinem kräftigen Rot und der rauen Oberflächenstruktur ist als Reminiszenz an die Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts gedacht. Neben hellen und dunklen Farbschattierungen werden Akzente durch unterschiedliche Tiefen der Ziegellagen an den Gebäudeecken und seitlich der Fenster gesetzt. Die mineralische Gebäudehülle aus nicht brennbaren, emissionsfreien Materialien wirkt – zumal in Kombination – positiv auf das Raumklima. Sowohl der Ziegel als auch die Füllung sind frei von Schadstoffen. Außerdem tragen die Wände zur Regulation der Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen und zur Wohngesundheit bei. -jb

Bautafel

Architektur: Thomas Müller Ivan Reinmann Architekten, Berlin (LPH 1-5); Albrecht Projektentwicklungsgesellschaft, Berlin (LPH 6-9)
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer, Berlin (Statik und Bauphysik) ; Kessler Ingenieure, Berlin (Heizung Lüftung Sanitär); Planungsbüro Zilch, Berlin (Elektroplanung); hhp Berlin (Brandschutz); Kucharzak Fassaden Engineering, Berlin (Fassadenplanung); Ingenieurgruppe Bauen, Berlin (Statik Fassade); Birgit Ehmann Design, Starnberg (Innenarchitektur); Outdoor Freiraumgestaltung, Glienicke (Außenanlagen); Wienerberger, Hannover (Porotonziegel S10-MW und Planfüllziegel, Terca-Wasserstrichziegel Keitum)
Bauherr/in: Projektgesellschaft Medienfenster, Berlin
Fertigstellung: 2016
Standort: Rudower Chaussee 5a-c, 12489 Berlin
Bildnachweis: Claudius Pflug für Wienerberger, Hannover

Fachwissen zum Thema

Naturparkzentrum Barnim Panorama in Massivbauweise

Naturparkzentrum Barnim Panorama in Massivbauweise

Bautechnik

Massivbauweise mit Mauerwerk und Beton

Planungsgrundlagen

Raumklima und Behaglichkeit

Baustoffe

Wandbaustoffe

Wohnhaus mit Fassade aus beige-braunen, weiß geschlämmten Handformziegeln (Terca-Vormauerziegel) am Phoenixsee in Dortmund

Wohnhaus mit Fassade aus beige-braunen, weiß geschlämmten Handformziegeln (Terca-Vormauerziegel) am Phoenixsee in Dortmund

Baustoffe

Wandbaustoffe: Ziegelsteine

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Mauerwerk sponsored by:
Wienerberger | Kontakt 0511 / 610 70-0 | www.wienerberger.de