Mauerwerksbauweise: Konstruktion gestalten

Mauerwerk – das ist die Einheit von Tragwerk und Hülle. Die konstruktiven Gesetzmäßigkeiten des Mauerwerkbaus bestimmen Form, Fassaden- und Grundrissgestaltung von Gebäuden. Die Architektur des Mauerwerkbaus ist das Resultat aus dem Zusammenwirken von Material, Bauweise und Bauprozess.

Der Neubau der europäischen MTV Zentrale in Berlin erhielt eine Vormauerschale im Wilden Verband aus grau-blau-anthrazit changierenden Klinkern
Beim Studentenzentrum der London School of Economics in London sind die Fassadenziegel stellenweise zu Mustern mit offenen Zwischenräumen vermauert, so dass Tageslicht eindringen kann
Die Fassade des Museumsstalls beim Naturparkzentrum und Agrarmuseum in Wandlitz ist vorgehängt, hinterlüftet und aus Altziegeln, seine 24 cm starken Erdgeschosswände sind aus neuen Hochlochziegeln, die Wände des Obergeschosses aus Stahlbeton

Insbesondere die Entwicklung der Produktionsabläufe und die damit verbundenen Entwicklungen von Produkten und Techniken nahmen und nehmen starken Einfluss auf die architektonischen Möglichkeiten und das Erscheinungsbild vom Detail zum Ganzen. Der ursprünglich rein handwerkliche Mauerwerksbau verändert sich zu einer zwar immer noch handwerklich geprägten, dennoch industrialisierten Baumethode. Nach wie vor gelten aber die traditionellen Grundregeln: Der Mauerstein als maßgebendes Modul definiert ein geometrisches Ordnungsprinzip für Tragsystem und Grundrissgestaltung sowie für die Gebäudehülle.

Maßordnung und Steinformat, Verbände und Verzahnungen prägen sichtbares und nicht sichtbares Mauerwerk. Ob verputzt, hinter Vorhangfassaden oder Sichtmauerwerk – die Abtragung der Lasten als oberstes Konstruktionsprinzip (basierend auf den Eigenschaften der Baustoffe und Bauteile) entscheidet über Wand- und Baukörperstrukturen, den Wechsel von Öffnungen und Mauerverbund und über die Schlankheit von Wänden. In diesem Zusammenhang steht das Schlagwort von der Glaubwürdigkeit des Mauerwerkbaus: „Die Sehnsucht nach Authentizität“, der Wunsch nach architektonischer Ausdrucksfähigkeit und das Erleben des Gebauten.  Eine Konstruktion zu gestalten bedeutet aber nicht nur den Entwurf der Tragwerksysteme und Verbände, sondern umfasst auch die heutigen Ansprüche an den Wärmeschutz. Die Regeln der Bauphysik fordern multifunktionale Gebäudehüllen. Das Prinzip „"Hülle gleich Tragwerk“ scheint durch das Prinzip „Hülle ungleich Tragwerk“ abgelöst zu werden. Dafür stehen Vorhangfassaden und Sichtmauerwerk-Elemente. Aufhängungen und Abstützungen aus Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen erlauben Gestaltungen jenseits der mauerwerksgemäßen Tektonik.

Dennoch prägt der Mauerwerksbau nach wie vor die gebaute Umwelt – auch wenn sich die Baumethoden und die dazugehörigen Fachregel ändern – Konstruktion und Gestaltung gehören beim Mauerwerksbau eindeutig zueinander.

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