Maschinengezogenes Restaurierungsglas
Mit Unebenheiten und charakteristischer Wellenstruktur
Der Denkmalschutz macht auch vor Fenstergläsern nicht halt: Um das ursprüngliche Erscheinungsbild historischer Gebäude wiederherzustellen, ist häufig ein originalgetreuer Ersatz von Fensterscheiben erforderlich. Das bedeutet, dass heute übliches Floatglas nicht verwendet werden kann, da es perfekt planparallele Oberflächen aufweist. Vor der Erfindung des Floatverfahrens war dies anders. Damals wurden Fenstergläser im Fourcault-Verfahren hergestellt, bei dem das Flachglas direkt aus der Glasschmelze gezogen wird. Während des Hochziehens kühlt die Schmelze ab; die auf das noch viskose Glas wirkende Erdanziehung bewirkt eine Wellenbewegung, die sich später als charakteristisches Muster auf der Scheibe abzeichnet. Insbesondere beim direkten Vergleich zwischen Float- und Fourcaultglas ist dieser Unterschied deutlich sichtbar, sodass sich originale und restaurierte Scheiben schnell differenzieren lassen.
Mittlerweile existieren weltweit nur noch wenige Fourcault-Anlagen. Über eine verfügt die Firma Schott aus Mainz. Sie produziert damit drei unterschiedliche Restaurationsgläser, die die typischen Merkmale verschiedener Zeitepochen aufweisen: Das Goetheglas ist ein farbloses, gezogenes Glas, dessen unregelmäßige Oberfläche den Fenstergläsern vor allem des 18. und 19. Jahrhunderts nachempfunden ist. Das Glas Restover ähnelt dem um die Jahrhundertwende gefertigten Fensterglas. Tikana schließlich eignet sich besonders für Gebäude der klassischen Moderne. Eingesetzt wurde es unter anderem bei der Sanierung des Van-de-Velde-Baus an der Bauhaus-Universität Weimar, wo es mit einer Sonnenschutzbeschichtung ausgestattet wurde, um den heutigen Erfordernissen der Bauphysik zu genügen.
Alle Restaurierungsgläser lassen sich zu Isolierglas,
Verbundglas oder ESG weiterverarbeiten. Sie sind in Längen
von bis zu 3,00 Metern erhältlich; die Standardstärke beträgt 4
Millimeter, projektbezogen ist aber auch eine Stärke von 6
Millimetern möglich.
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