Luftpolsterfolie als Schalhaut

Bekleidungselemente für Hörsäle des Karolinska-Instituts in Huddinge

Wer über eine alternative Nutzung von Luftpolsterfolie nachdenkt, dem wird zunächst ein nicht nur bei Kindern beliebter Zeitvertreib in den Sinn kommen: Das Zerdrücken der einzelnen Blasen, aus denen dann mit einem Plopp die Luft entweicht. Dass sich das Verpackungsmaterial auch für ganz andere Zwecke eignen kann, zeigt unter anderem die Bekleidung von zwei Hörsälen eines Neubaus für das schwedische Karolinska-Institut n Huddinge.

Die äußere Erscheinung dieser Säle entwickelte das Architekturbüro Tengbom in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Butong.
In dem eher zweckmäßig gestalteten Gebäude ziehen die futuristisch anmutenden Auditorien die Blicke auf sich.
Die akustisch wirksame Struktur der Sichtbetonelemente entstand durch Luftpolsterfolie als Schalhaut.

Das Neo genannte Gebäude ist Teil des Campus Flemingsberg und soll Räumlichkeiten zur Förderung von experimentellen Ansätzen in der biomedizinischen Forschung bereitstellen. Die Vermittlung von Wissen steht dabei ebenso im Fokus wie die Begegnung und der lebendige Austausch zwischen den Disziplinen. Die zwei technisch üppig ausgestatteten Auditorien mit elliptischer Grundrissform sind das Herzstück des Institutsbaus.

Die äußere Erscheinung dieser Säle entwickelte das Architekturbüro Tengbom in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Butong. Die Unterkonstruktion der geschwungenen Hülle wurde in Stahl errichtet, darauf sind filigrane Bekleidungselemente aus Ultrahochleistungsbeton montiert. Hergestellt wurden die geschwungenen Bauteile mit rahmenartigen Schalungen, die aus etwa 5.000 individuell geformten Stahlelementen zusammengesetzt sind. Als formgebendes Element ließ man Plastikgranulat einfüllen, das händisch verteilt wurde. Auf diese Schalfläche brachte man Luftpolsterfolie als Schalhaut auf. Da der Beton bei der Herstellung beidseitig von dem Material bedeckt war, ergaben sich dort, wo die Luftpolsterblasen aufeinandertrafen, sehr dünne Flächen beziehungsweise Löcher.

Durch ihre Form und die Struktur ihrer Oberfläche sind sie Elemente akustisch wirksam: Lärm wird durch die zahlreichen Vertiefungen und Perforationen gebrochen und absorbiert, während die geschwungene Hülle als Ganzes dafür sorgt, dass die Schallwellen zerstreut und damit gleichmäßig im Raum verteilt werden. Die Kommunikation im Umfeld der Säle ist dadurch angenehm, eine harte Reflexion des Schalls wird vermieden.

Auf dem Campus Flemingsberg werden die Hörsaalbekleidungen mit farbigem Licht inszeniert, das die Betonelemente anstrahlt beziehungsweise von innen durch die Öffnungen und Fugen nach außen dringt. Mit dem Leuchten wird die futuristische Erscheinung der Hülle unterstrichen, die in dem ansonsten eher zweckmäßig gestalteten Gebäude die Blicke auf sich zieht und jenseits von wissenschaftlichen Erkenntnissen für Gesprächsstoff sorgt.

Entwurf: Tengbom, Stockholm; Hersteller: Butong, Bromma

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