Luftdichtheit und Lüftung

Hinweise zu Wärmeschutz, Raumlufttechnik und Schimmelvermeidung

In den vergangenen Jahren sind die Anforderungen an den Wärmeschutz bei Gebäuden stark gestiegen. Neben Dämmmaßnahmen spielen dabei auch die Luftdichtigkeit und das Lüftungsverhalten eine immer größere Rolle.

Ventilatorgestützte Systeme können die in DIN 1946-6 definierten Lüftungsstufen nutzer- und wetterunabhängig erreichen.
Eine unzureichende Lüftung kann zu Schimmelpilzwachstum und anderen Bauteilschäden führen.

Wichtige Normen:

  • In § 13 Dichtheit 2020 des Gebäudeenergiegesetztes (GEG) wird für Neubauten eine Abdichtung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche einschließlich der Fugen nach dem Stand der Technik gefordert. Davon unberührt bleiben öffentlich-rechtliche Vorschriften über den zum Zweck der Gesundheit und Beheizung erforderlichen Mindestluftwechsel. Angaben zur konkreten Höhe des erforderlichen Luftwechsels sind jedoch nicht enthalten.
  • Auch in DIN 4108-2 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden - Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz, Ausgabe 2013-02 ist sowohl die Forderung nach luftdichter Ausführung der Bauteile enthalten als auch die Forderung, dass aus Gründen der Hygiene, der Begrenzung der Raumluftfeuchte sowie zur Zuführung von Verbrennungsluft auf ausreichenden Luftwechsel zu achten ist. Diese Norm ist in der Liste der technischen Baubestimmungen aller Bundesländer enthalten und gilt sowohl für Neubauvorhaben als auch bei einer Gebäudesanierung. Die Norm selbst enthält keine Angabe mehr zur konkreten Höhe des erforderlichen Luftwechsels. In dieser Hinsicht verweist sie auf die DIN 1946-6, die Systemnorm der Wohnungslüftung und den DIN-Fachbericht 4108-8, in dem die Vermeidung von Schimmelpilzwachstum in Wohngebäuden behandelt wird.

Wie schon in den vergangenen Jahrzehnten, mit teils wesentlich undichteren Bauteil- und Fensterfugen, reicht der tatsächlich vorhandene Luftwechsel in den Wohnungen häufig nicht aus, um die Anforderungen zum Bautenschutz und zur Raumlufthygiene zu erfüllen. Feuchteschäden an Bauteilen und ein erhöhtes Krankheitsrisiko können die Folge sein. Gegensteuern lässt sich mit einem verbesserten Wärmeschutz, aber auch mit einer verbesserten Wohnraumlüftung.

DIN 1946-6 Raumlufttechnik

Die zuletzt 2019 aktualisierte Lüftungsnorm DIN 1946-6 Raumlufttechnik - Teil 6: Lüftung von Wohnungen - Allgemeine Anforderungen, Anforderungen an die Auslegung, Ausführung, Inbetriebnahme und Übergabe sowie Instandhaltung berücksichtigt den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik. In ihr sind  Anforderungen an die Lüftung in Bezug zur Wohnungsgröße und typischen Belegungsdichte in Form von erforderlichen Volumenströmen definiert. Die Höhe des erforderlichen Volumenstroms wird nach verschiedenen Nutzungszuständen differenziert.

  • Feuchteschutzlüftung bei zeitweise unbelegter Wohnung
  • Reduzierte Lüftung bei teilbelegter Wohnung
  • Nennlüftung bei normaler Nutzung
  • Intensivlüftung zum schnelleren Abbau von zeitweisen Lastspitzen
Die Höhe der Stufe Feuchteschutzlüftung berücksichtigt zusätzlich das Niveau des Wärmeschutzes der Gebäudehülle. Diese Lüftungsstufe muss generell durch bauliche oder lüftungstechnische Eigenschaften einer Wohneinheit unabhängig von der Nutzeraktivität gesichert sein. Für alle höheren Lüftungsstufen kann eine Fensterlüftung durch die Bewohnerinnen und Bewohner vorgesehen werden. Es stehen jedoch auch andere Lüftungstechniken wie Schachtlüftung oder ventilatorgestützte Systeme zur Auswahl, zum Beispiel Abluftanlagen oder Zu-/Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung, mit denen weitere Lüftungsstufen nutzer- und wetterunabhängig realisiert werden können. Mit der Aktualisierung sind auch kombinierte Lüftungssysteme möglich.

Bei Neubauten sieht die Norm generell eine rechnerische Überprüfung vor, ob unter Berücksichtigung der Lage, der Luftdichtheit und anderer Eigenschaften einer Wohneinheit die Lüftung zum Feuchteschutz nutzerunabhängig sichergestellt ist. Aber auch bei bestimmten Sanierungsmaßnahmen, wie dem teilweisen Austausch von Fenstern oder der Dämmung einer Dachfläche, ist diese Prüfung obligatorisch. Diese erste Stufe des Lüftungskonzepts erfordert nur wenige Daten und kann mit Hilfe kostenlos erhältlicher Software einfach und schnell durchgeführt und dokumentiert werden.

Falls zusätzliche lüftungstechnische Maßnahmen zur Sicherung der Stufe Feuchteschutzlüftung erforderlich sind oder andere Systeme für höhere Lüftungsstufen vorgesehen sind, werden in der zweiten Stufe des Lüftungskonzepts die wesentlichen Systemkomponenten vordimensioniert. Im technisch einfachsten Fall kann die Nutzerunabhängigkeit der Feuchteschutzlüftung durch zusätzlichen Einbau von passiven Außenluftdurchlässen in Wände oder Fenster realisiert werden. Auch diese zweite Stufe des Lüftungskonzepts kann mit Hilfe teils kostenlos, teils kostenpflichtig erhältlicher Softwaretools einfach durchgeführt und dokumentiert werden.

Schließlich liefert die Norm auch noch Informationen zur Kennzeichnung, Ausführung, Übergabe und Instandhaltung der unterschiedlichen Lüftungstechniken.

DIN-Fachbericht 4108-8 zu Wärmeschutz und Vermeidung von Schimmel

Die Herausgabe des Fachberichtes DIN-Fachbericht 4108-8 – Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden Teil 8: Vermeidung von Schimmelwachstum in Wohngebäuden im Jahr 2010 erfolgte in Zusammenhang mit Problemen des Schimmelpilzwachstums in Wohngebäuden und soll bei der Klärung von Ursachen und der Einleitung von Gegenmaßnahmen sowie einer sensiblen Planung unterstützen. Die verschiedenen Einflussfaktoren aus Baukonstruktion, Heizung, Lüftung und Nutzung werden dazu ganzheitlich betrachtet.

Der Bauherr bzw. Eigentümer ist wesentlich besser als ein Nutzer über den Feuchte- und Wärmeschutz seines Gebäudes informiert; im Zweifelsfall kann er auf Informationen eines Fach- Planers oder Handwerkers zurückgreifen. Der Fachbericht gibt Information, wie die Nutzer über das erforderliche Lüftungs- und Heizungsverhalten aufzuklären sind; dies soll beispielweise entweder bei Raumüberlassung oder nach Durchführung baulicher Maßnahmen, die Veränderungen bei Luftdichtheit oder im Wärme- und Feuchteschutz verursachen, erfolgen. Dabei wird eine wohnungsübliche bzw. wohnungsähnliche Nutzung, insbesondere hinsichtlich der Innentemperaturen und der Feuchtelasten, zu Grunde gelegt. Zur Umsetzung lüftungstechnischer Maßnahmen verweist der Fachbericht auf die DIN 1946-6.

Autor: Johannes Werner (Dipl.-Phys.), Ammerbuch

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